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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Autoren: Jürgen Föhr
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fliegen«, flüsterte Salina. »Es musste schnell gehen. Nur dein Freund Groohi und ich wissen von deiner Reise. Eigentlich dürfte Stella nicht ohne die Zustimmung der Königin in die Menschenwelt. Aber Noel und die anderen des Rates werden uns in Longor ganz sicher unterstützen und ich werde mit Königin Mala sprechen. Mach dir also keine Sorgen!«
    Elwin öffnete das Fenster ganz. Bossi und Kitty stiegen zu ihm auf die Bank. Stella schritt langsam über den Hof und drehte den langen nackten Hals nach beiden Seiten, ganz so, als wollte sie eine Straße überqueren.
    »Seht euch bloß den kahlen Kopf und den großen Schnabel an«, flüsterte Kitty beeindruckt.
    Salina hatte sie gehört. »Stella ist ein Kondor. Sie war bereit zu helfen. Einige andere auch, aber als ich sagte, wer ihr Fluggast sei, lehnten sie ab: zu schwer.« Sie wandte sich an Elwin. »Bitte geh jetzt. Sie wartet dort auf dich. Viel Glück.«
    Elwin sprang mit einem großen Satz auf den Hof, kam mit beiden Füßen zu stehen und lief zu Stella, die ihn aufmerksam beobachtet hatte.
    »Elwin?«, fragte sie barsch.
    »Ja«, sagte er, obwohl er sie kaum verstanden hatte. Ihre Stimme krächzte unangenehm.
    »Hätte es besser wissen müssen«, schimpfte sie. »Möchte helfen und muss mich jetzt mit so einem schweren Kerl auf dem Rücken abplagen. Wie siehst du überhaupt aus
    mit deinem Bärenkörper und den langen Ohren?«
    »Ich bin eben etwas ganz Besonderes«, gab Elwin zurück und betrachtete ein wenig atemlos den Kondor. Die gewaltigen Flügel lagen sorgfältig zusammengelegt an. Stellas Gefieder war tiefschwarz, Hals und Kopf beinahe nackt. Sie hatte eine dunkle Halskrause mit spitzen Federn. Eine Schönheit war sie nicht, aber sie war der größte Vogel, den Elwin bisher gesehen hatte. Stehend war sie ebenso groß wie er.
    »Worauf wartest du?«, fragte sie grob. »Setz dich vor meine Flügel.«
    Elwin trat neben sie. »Wie soll ich …«
    »Warte«, fiel sie ihm ins Wort. »Hab etwas vergessen. Dein Freund Groohi war sehr um dich besorgt. Hier, zieh das über.« Sie drehte den Kopf und zog zwischen den Flügeln einen schwarzen Umhang heraus. »Der wird dich gegen die Kälte schützen. Groohi sagte, du magst Schofahn.«
    »Ja und wie!«, antwortete Elwin. Stella schien nicht mehr ganz so übel gelaunt wie zu Anfang. Rasch legte Elwin das edle Tuch über die Schultern und band es vorne zu.
    Stella hatte ihm zugeschaut. »Vergiss nicht die Kapuze und ziehe sie fest zu.«
    Elwin tat, wie sie ihm sagte.
    »So, nun steig auf. Groohi hat ein Seil um meinen Hals gebunden.« Sie lehnte sich zu Elwin vor, sodass ihr Schnabel seine Nasenspitze berührte. »Wage bloß nicht, fest daran zu ziehen. Ich verstehe überhaupt keinen Spaß, wenn mir einer während des Flugs den Hals zuschnürt. Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, antwortete Elwin eingeschüchtert. »Falls ich mich nicht halten kann, springe ich ab. Ist dann eh egal«, fügte er noch schnell hinzu.
    »Bist wohl ein ganz Schlauer«, erwiderte sie spöttisch. »Jetzt steig endlich auf. Ich sage dir dann, was du zu machen hast.«
    Elwin hob ein Bein über Stellas Hals und stieß sich mit dem anderen Fuß ab. Ihr Gefieder war glatt wie Seide und flugs rutschte er zwischen ihre Flügel auf ihre Schultern.
    »Prima«, sagte sie. »Da bleibst du sitzen. Jetzt nimm das Seil in deine Pfoten.«
    Elwin tastete vorsichtig ihren Hals ab, dann fand er es.
    »Du bist geschickt«, lobte sie. »Ich hatte schon Passagiere, die sind auf der einen Seite aufgestiegen und direkt auf der anderen heruntergefallen.« Sie drehte den Kopf zu ihm. »Im Seil sind an beiden Seiten Schlaufen. Steck deine Pfoten hinein und leg dich flach.«
    Er fand die Schlaufen, umfasste sie und hielt sich fest.
    Stella blickte über ihren Rücken. Elwin lag bequem auf dem Gefieder. Der schwarze Umhang machte ihn beinahe unsichtbar.
    »Festhalten«, befahl sie und breitete die riesigen Flügel aus, von denen jeder mindestens doppelt so lang war wie Elwin groß. Flügelschlagend lief sie ein paar Schritte über den Hof, sprang in die Luft und stieg in den nächtlichen Himmel auf. Elwin drückte die Beine an ihren Körper. Die Luft zischte im Rhythmus der Flügelschläge um seine Ohren. Mit jedem Schlag bewegte sich Stella auf und ab und so schwang auch sein Körper im Takt der Flügel. Rasch wurde ihm flau im Magen und er hatte schreckliche Angst, hinabzufallen. Er fasste das Seil noch fester, hätte am liebsten daran gezogen, aber Stellas
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