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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Autoren: Jürgen Föhr
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Gürtel. Seinen richtigen Namen kannte niemand; vermutlich er selbst auch nicht. Alle nannten ihn Schlächter, da er gerne erlegte Beute aufschnitt und auch nichts anderes konnte.
    »Verdammt ruhig hier«, knurrte Goied und rieb sich mit beiden Händen über die Oberarme. »Der Nebel«, er stockte, »der Nebel ist unheimlich, und die Luft ist viel kälter als auf der Wiese.«
    Schlächter blieb stehen und hockte sich hin. Seine Kumpane duckten sich ebenfalls. Die drei waren Diebe, stahlen das Wild der Dorfbevölkerung und mussten immer auf der Hut sein, bereit, schnell zu flüchten, wenn man sie entdeckte. Manchmal wurden sie von einer Schar Bauern und Wachen gejagt, mussten auch mal die Beute zurücklassen, nur gefasst hatte sie noch niemand.
    »Und? Was ist?«, murmelte Tezra.
    Goied schwieg, erhob sich und schritt langsam voran.
    Die Bäume in diesem Wald waren Fofendas Schöpfung. Beinahe jeder Baum hatte ein Gesicht, nur jene, die einst die Bohaben gepflanzt hatten, widerstanden ihrer Macht. Die drei Trolle bemerkten nicht die großen Augen in einem Baum neben sich, die sich drehten und ihrem Weg folgten. Sie wussten auch nicht, dass der Baum sie eben belauscht hatte.
    »Eine Kiste suchen?«, flüsterte Fofenda gedehnt. Sie sprach gerne zu sich selbst. In ihren Wald kamen nur selten Besucher, und sie wollte auch mit niemandem sprechen. Wozu? Alle diese Schwächlinge, deren Knie schon beim Anblick ihrer Bäume zitterten! Eigentlich hatte sie aus dem Baum mit tiefer Stimme zu den Trollen sprechen und sie erschrecken wollen. In Panik wären die geflüchtet, über Äste gestürzt, hätten sich die Kleidung zerrissen und wären mit aufgeschürften Händen aus ihrem Wald gekrochen. Sie hatte das oft erlebt. Jetzt aber musste sie mehr über diese geheimnisvolle Kiste erfahren, und so folgte sie den dreien.
    Die Trolle stiegen tiefer und tiefer in den Wald. Sie gingen fast auf Tuchfühlung hintereinander her. Berührte aber aus Versehen einer den anderen, beschuldigten sie sich rüde gegenseitig und gingen weiter.
    Wieder blieb Goied stehen, schaute auf den Waldboden und sagte: »Hier müsste die Stelle sein, wo der Schweif in den Boden schoss.« Ratlos hob er die Arme und sagte: »Ich kann nichts sehen, er ist weg.«
    Schlächter hielt wieder sein Messer in Händen und warf es abwechselnd von einer Hand in die andere. Der Troll musste nicht hinschauen, um zu sehen, was er tat. Immer, wenn er ungeduldig war, spielte er mit dem Messer. Suchend blickte er in den Wald.
    »Kein Pfad, keine Spur von Wild«, bemerkte er. »Hier gibt es nichts zu jagen«, setzte er enttäuscht nach.
    Tezra stimmte ihm zu. »Ich sag euch, das ist der beste Ort, um eine Schatzkiste zu verstecken. Ihr habt doch gehört, was der Alte im Dorf erzählte. Die Truhe muss bis Mittsommer gefunden werden; wenn nicht, sind die Feen erledigt.«
    »Sollte sie hier im Wald sein, wird sie nie und immer gefunden!«, ergänzte Goied. »Schaut euch um. Überall dieser seltsame Efeu, dessen Blätter sich ständig bewegen. Er hat beinahe den ganzen Waldboden bedeckt. Ich habe so ein Zeugs noch nie gesehen. Niederbrennen sollte man es!«
    »Na, was haben wir denn hier!«, bemerkte Tezra, der mit den Füßen Asche angehäuft hatte. Er bückte sich, nahm sie in die Hand und erklärte: »Die ist noch warm.« Er grinste breit über das runde Gesicht, dessen Haut fast die Augen verdeckte, die wie kleine dunkle Bohnen in den Höhlen saßen. »Wir bleiben! Hier hat einer gelagert. Wenn der verdammte Nebel hochgegangen ist, schauen wir uns um. Lasst uns Feuer machen!« Er schlug die Arme um den Oberkörper. »Es wird immer kälter, und ich will nicht frieren.«
    Fofenda hatte sich in einem Baum direkt neben dem Troll versteckt und pustete ihm ihren eiskalten Atem auf den Kopf. Tezra drehte sich um, sah auf den Baum, sah ihr direkt in die Augen und bemerkte sie dennoch nicht. Fofenda kannte seine Gedanken. Sie konnte sie nicht lesen, aber sein Anblick verriet ihr, was er dachte. Der Troll wusste es! Dieser Wald war verwunschen, er spürte die Gefahr, nur sah er sie nicht, und so schwieg er lieber. Seine Kollegen sollten ihn nicht als Feigling auslachen. Tezra bückte sich und begann, Holz für ein Feuer zu sammeln.
    »Starker dicker Troll, du wirst als erster fortlaufen«, feixte Fofenda leise. Der Gedanke vergnügte sie. Erfreut schlüpfte sie auf der anderen Seite aus dem Baum.
    Erschrocken riss Goied den Kopf herum und starrte auf die eigenartige Kiefer neben ihm. Tezra
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