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Elton John - Bego, M: Elton John

Elton John - Bego, M: Elton John

Titel: Elton John - Bego, M: Elton John
Autoren: Mark Bego
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rockender Paradiesvogel geworden war, der sich nun „Elton John“ nannte: „Er war sehr liebenswert und aufgeschlossen, und er lächelte immer, wenn wir auf dem Flur aneinander vorübergingen. Vielleicht war er in dieser Hinsicht erwachsener als seine Klassenkameraden. Während die anderen Jungen die eigenen Kräfte entdeckten und ausprobierten, wie weit sie gehen konnten, war er reserviert, aber sehr nett. Ich sehe ihn immer noch vor mir, mit kurzen Hosen über seinem herausstehenden kleinen Hintern und einem fest zugeknöpften Schulblazer. Man hätte ihn alles nennen können, nur nicht ‚schrill‘. Deswegen war ich völlig entgeistert, als ich ihn in der Albert Hall erlebte und dieses Wesen in dem gelben Satinfrack auf die Bühne kam und auf ein Klavier sprang!“ (23) Wer hätte damals auch geahnt, dass dieses hässliche Entlein eines Tages ein Rockstar-Schwan werden würde? Seine Lehrer offenbar nicht.
    Reggie ging bereits drei Jahre zum Unterricht an der Royal Academy Of Music, als Roy Dwight, der Fußballheld, heiratete. Bei der Feier verspätete sich die Band, die für diesen Tag angeheuert worden war. Um die Zeit zu überbrücken, bis die Musiker erschienen, bat Roy seinen kleinen Cousin, die Hochzeitsgäste mit ein paar klassischen Klavierstücken zu unterhalten, und der junge Reggie, der solche Spontanauftritte liebte, kam diesem Wunsch gern nach.
    Seit Reggie zum ersten Mal Rock’n’Roll aus den USA gehört hatte, war er von dieser Musik besessen. Da er sich zwischen seinen Klassenkameraden immer ein wenig als Außenseiter fühlte, stürzte er sich auf die Musik. Er saß allein in seinem Zimmer vor dem Plattenspieler. Für ihn waren die Platten, die er hörte, seine engsten Freunde. „Ich begann mich für Musik zu interessieren“, sagte er, „kaufte Platten und sortierte sie. Ich konnte genau sagen, wer was produziert hatte, und ich stapelte die Platten vorsichtig auf und guckte mir all die Labels an. Ich mag es, Dinge zu besitzen. Ich bin damit groß geworden, dass unbelebte Objekte meine Freunde darstellten, und ich bin immer noch davon überzeugt, dass diese Dinge Gefühle haben. Deswegen halte ich so an all meinen Besitztümern fest, weil ich mich immer an Zeiten erinnern kann, in denen sie mich ein wenig glücklich gemacht haben – mehr, als Menschen es vermochten.“ (24) Es wurde zu einer Besessenheit, die sein ganzes Leben prägte.
    Als Reggie ins Teenageralter kam, begann es in der Ehe seiner Eltern zu kriseln. „Meine Eltern haben sich viel gestritten, als ich noch klein war“, berichtete er, „und ich schloss mich dann immer in meinem Zimmer ein. Wenn mein Vater nach Hause kam, gab es erstmal Ärger. Das erwartete ich schon richtig, und ich fürchtete diese Situationen. Ich glaube nicht, dass meine Familie dysfunktional war, aber wenn sich deine Eltern nicht gut verstehen, dann ziehst du dich eben in deine eigene Welt zurück. Meine war die Musik, und sie wurde mein Leben. Die Karriere eines jeden Künstlers beginnt mit einem Schrei nach Aufmerksamkeit: ‚Ich tue das gern, aber ich will Applaus und die Bestätigung, dass ich gut bin.‘“ (25)
    In der Pubertät fand Reggie die Welt um sich herum noch verwirrender, und auch die Veränderungen seines eigenen Körpers machten ihm zu schaffen. Wenn seine Klassenkameraden mit den ersten sexuel­len Erlebnissen prahlten, war es für den jungen Master Dwight, als ob sie sich in einer fremden Sprache unterhielten. Das Thema Sex war ihm ein einziges Rätsel.
    „In der Schule war ich durchaus verliebt, aber ich hatte keinen Sex, weder mit Männern noch mit Frauen … Damals hatte mich auch überhaupt noch niemand aufgeklärt. Über Sex sprach man nicht“, erklärte er später. „Als ich mich zum ersten Mal selbst befriedigte, litt ich furchtbar. Ich war absolut entsetzt. Dann fanden meine Eltern es auch noch heraus, weil ich meine ganzen Schlafanzüge in die Wäsche geben musste, und ich wurde dafür richtig fertig gemacht. Sex war absolut Angst einflößend. In der Schule gaben alle damit an. Ich hingegen hätte alles dafür gegeben, dass sich endlich mal jemand an mich rangemacht hätte. Als ich Jahre später eine Therapie machte, fragte mich mein Psychologe, ob ich missbraucht worden sei. Und ich antwortete: ‚Nein, wurde ich nicht.‘ Aber ich hätte davon geträumt – nur, damit mir jemand gezeigt hätte, worum es ging, und ich endlich Bescheid gewusst hätte.“ (26)
    Er war übergewichtig, verwirrt, frustriert und fühlte sich
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