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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen
Autoren: Sandra Worth
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sofort mit seinen Neuigkeiten herausplatzen.
    »Gott sei gelobt! Karl der Kühne hält es für geboten, König Edward beizustehen. Er rüstet in diesem Moment, in dem wir sprechen, eine Flotte für ihn.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern und blickte sich vorsichtig um. »Kommen Sie, meine Töchter, lassen Sie uns zusammen beten, dass König Edward gegen Warwick obsiegt   ...«
    Ich verschloss meine Ohren. Niemand würde inniger für den Sieg meines Vaters gegen Warwick beten als ich. Meinen Vater wieder bei mir zu haben, mit ihm durch die Burgflure zu laufen! All das erschien mir wie ein Traum, als wäre es nie wahr gewesen, so lange war es her   ...
    Abt Milling nahm meiner Mutter und meiner Großmutter die Beichte ab und ging wieder.
    An meinem fünften Geburtstag, dem elften Februar 1471, drei Tage vor Sankt Valentin, brachte mir Abt Thomas Milling ein kleines Stück Kuchen. Ich teilte es in acht gleich große Scheiben, zwei für meine Schwestern, zwei für meine Brüder, zwei für meine Mutter und meine Großmutter, eine für den Abt und eine für mich. Auf die Weise bekam keiner mehr als ein paar Krumen, aber wie köstlich sie schmeckten! Der Abt schenkte uns Wein ein, ehe er uns seine Neuigkeiten mitteilte.
    »König Edward hat Burgund verlassen und ist auf dem Weg nach England. Er erwartet, bald hier einzutreffen und in die Schlacht zu ziehen. Aber die französische Königin von Henry  VI ., Marguerite d’Anjou, hat Frankreich bisher nicht verlassen. Es heißt, dass sie Warwick nicht traut, obwohl er sein Wort gehalten und ihren wahnsinnigen Mann wieder auf denThron gesetzt hat. Man sagt, sie würde sich lieber in Frankreich vergnügen, als hier an der Seite ihres Gemahls zu kämpfen.«
    Diese Nachricht beglückte meine Mutter und meine Großmutter. Sie stießen mit ihren verbeulten Eisenbechern an und lachten fröhlich, als sie tranken. Auf die Schreie des Säuglings, seine ersten seit der Geburt, achteten sie gar nicht.
    »Lasst uns nun gemeinsam beten! Das Gebet ist Nahrung für die Seele, und die Seele will mindestens so dringend genährt werden wie der Leib, ist es nicht so?«, sagte Abt Milling, weil es seine Berufung war.
    Dr. Sergio und Abt Milling kamen oft, brachten kleine Gaben und flüsterten, was sie an Nachricht hatten. Dann, eines stürmischen Märztages, kam Bruder Bungey. Ich öffnete ihm auf sein Klopfen und schrak zurück, als ich sah, wer es war. Die offene Tür schlug wieder zu, weil ich in die andere Ecke des Raumes floh und den Kopf in meinen gebeugten Armen vergrub.
    »Elizabeth! Wie ungezogen von dir!«, schalt meine Großmutter mich, während meine Mutter dem Bruder aufs Neue öffnete. Meine Großmutter kam zu mir und blickte tadelnd auf mich herab. »Was ist nur mit dir, Kind? Komm und entschuldige dich sofort!«
    Ich rührte mich nicht. Ich hob nicht einmal den Kopf, um sie anzusehen. Dann fühlte ich den Schatten meiner Mutter auf mir. Zaghaft blickte ich zu ihr auf.
    Sie riss meinen Kopf an den Haaren nach hinten und ohrfeigte mich kräftig. »Du kommst sofort, Elizabeth«, befahl sie scharf, während es noch in meinem Ohr schrillte, »sonst verdresche ich dich, dass du es nie wieder vergisst.« Sie packte meine Hand und zerrte mich auf die Knie. Ich hatte solche Angst, dass ich mich einnässte. Beschämt und elend verbeugte ich mich vor Bruder Bungey und hoffte, dass es niemand bemerkte. Der Bruder nickte und machte ein Kreuzzeichen über meinem Kopf, obgleich er mich nicht recht zu sehen schien. Seine Augen hatten einen seltsamen Glanz, und er blickte nur meine Mutter an.
    »Die Schlacht wird bald geschlagen, Hoheit. Warwick hat sich geweigert, die Waffen im Austausch gegen königliche Amnestie niederzulegen. Aber nicht alle Nachrichten sind schlecht. Der Bruder des Königs, George, Duke of Clarence, hat Warwicks Seite verlassen und sich auf die König Edwards geschlagen   – wo er von Anfang an hingehörte. Gott sei Dank!«
    »Amen!«, riefen meine Mutter und meine Großmutter gleichzeitig.
    »Beide Seiten marschieren in die Schlacht. Ihr müsst beten.«
    Es wurde sehr still in dem Saal, nachdem er gegangen war. Meine Mutter und meine Großmutter sagten kein Wort und gingen ihren Pflichten nach, ohne miteinander zu sprechen. Meine Schwestern und der Säugling weinten, doch ich kümmerte mich um sie, so gut ich konnte. Derweil hing ich meinen eigenen Gedanken nach. Die waren bei meinem Vater. Ich sprach nicht, sofern ich nicht angesprochen wurde. Als die Mönche
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