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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen
Autoren: Sandra Worth
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Zähnen, die einen Knicks vor mir machte. »Marjorie Cobb, Hebamme, meine kleine Dame«, stellte sie sich vor.
    Ich öffnete die Tür weit. Nachdem sie noch einen Knicks vor mir und meinen Schwestern gemacht hatte, eilte sie zu meiner Mutter und meiner Großmutter hinter den Vorhang.
    »Eure Hoheiten«, sagte sie, »mich schickt Doktor Sergio. Sein Pferd ist lahm und muss neu beschlagen werden. Er kommt, sobald er ein anderes aufgetrieben hat, M’ladys.«
    Ich hörte Geflüster und wusste, dass meine Großmutter der Hebamme erklärte, wie es meiner Mutter ging.
    »Gut, gut«, murmelte Marjorie Cobb mehrmals. Nach kurzer Stille, einzig unterbrochen vom Stöhnen meiner Mutter, sagte sie: »Es sieht recht gut aus. Bald sollte es so weit sein.«
    Ich saß im Stroh in der Ecke des Saals, nahe der Tür, hieltmeine Knie umschlungen und wiegte mich hin und her, während meine Mutter hinter dem Vorhang jammerte. Keine Stunde war vergangen, ehe es abermals an der Tür klopfte. Ich sprang auf und zog den Riegel zurück. Dr. Sergio kam hereingestürzt. Sein Umhang war nass, denn draußen regnete es. Die Erwachsenen murmelten untereinander, meine Mutter schrie weiter und schluchzte.
    »Pressen!«, rief die Hebamme. »Jetzt feste pressen!«
    »Feste!«, sagte auch Dr. Sergio. »Noch ein Mal!«
    Meine Mutter schrie wieder, viel lauter diesmal. Mir war nicht wohl dabei, dass sie solche Schmerzen hatte, genauso wenig meinen Schwestern. Sie weinten, und ich konnte sie nicht trösten, also gab ich es auf und hielt mir die Ohren zu, doch es half nichts. Cecily riss Mary an den Haaren und schrie nach ihrer Mutter. Sie wollte hinter den Vorhang rennen, aber ich lief ihr nach und umklammerte sie. Sie wollte sich von mir befreien und schrie lauter. Hätte meine Großmutter mir nicht verboten, den Kapitelsaal zu verlassen, wäre ich ins Kloster zu meinen Brüdern Tom und Dick geflohen. Durch das Fenster konnte ich hören, wie sie Ball spielten, denn ich hatte es einen Spaltbreit geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Ich gab Cecily einen Kamm, mit dem sie spielen konnte, und setzte sie hin. Dann senkte ich meinen Kopf und versuchte, mich an das Lied zu erinnern, das mein Vater mir früher zum Einschlafen vorgesungen hatte.
    »Gott sei Dank!«, rief die Hebamme. »Es ist ein Junge!«
    »Ein Sohn«, sagte meine Großmutter voller Staunen. »Ein Erbe!«
    »Ein Sohn und Erbe!«, schrie meine Mutter. Ihre Stimme war wieder kräftiger und voller Stolz. »Ein König!«
    Während der nächsten Wochen wurde viel Aufhebens um den Säugling gemacht. Meine Mutter gab ihm selbst die Brust,weil wir keine Amme hatten und wenig Essen bis auf das Fleisch, das John Gould, der Schlachter, uns brachte. Er gab es uns aus reiner Barmherzigkeit, denn wir besaßen weder Geld noch Gold. Dr. Sergio kam oft, um nach dem Kind zu sehen, und sagte, der Junge erfreue sich bester Gesundheit. Er brachte außerdem Nachricht von Papa.
    »König Edward ist noch in Brügge, Eure Hoheit, und sein Schwager, Charles von Burgund, weigert sich, ihn zu empfangen. Aber bald wird König Edward obsiegen. Das tut er immer.«
    Als Dr. Sergio ging, kam er an mir vorbei, denn ich hockte in der Ecke an der Tür, und nahm meine Hand. »Kind, warum bist du so kalt? Warum sitzt du an der Tür, als wolltest du vor deiner Familie fliehen? Na komm, setz dich näher an die Feuerschale, damit du warm wirst!«
    Ich schüttelte den Kopf, riss mich los und wich zurück. Die Feuerschale erinnerte mich zu sehr an den Weinkeller.
    »Sie benimmt sich in letzter Zeit wunderlich«, sagte meine Großmutter. »Wir können nichts mit ihr anfangen. Sie weigert sich sogar, das Fleisch zu essen, das der Metzger uns bringt, und hält sich von uns allen fern.«
    Dr. Sergio ging zu ihr, neigte den Kopf und murmelte ihr etwas zu, von dem ich nur ein Wort verstand: Eifersucht.
    Sollten sie doch denken, was sie wollten!
    ~
    Eines verschneiten Tages, es war kurz vor Weihnachten, öffnete ich auf ein schweres Klopfen hin die Tür. »Abt Milling!«, rief meine Mutter, ehe ich den Besucher begrüßen konnte.
    Ich trat beiseite, und er stürmte an mir vorbei zu ihr. Abt Thomas Milling war ein vertrautes Gesicht, und meine Mutter stellte ihm stets dieselbe Frage, sobald sie ihn sah.
    »Was haben Sie an Neuigkeiten?«, fragte sie atemlos.
    Ich wusste, dass sie neugieriger auf die Nachrichten war, die er brachte, als auf die Nahrung für unsere Seelen, die sein Kommen versprach, und bei dieser Gelegenheit wollte er auch
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