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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen
Autoren: Sandra Worth
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kamen, denn sie stritten sich untereinander. An einem Tag, nachdem mein Onkel George of Clarence abgereist war, fand ich meinen Vater allein am Fenster stehend in einem Raum voller Leute vor. Alle schwiegen, und die Minnesänger waren ebenfalls verstummt. Mein Vater hieltein Buch in der Hand. Als ich zu ihm kam, hob er mich hoch und setzte mich auf die Fensterbank. Aber er lächelte nicht.
    »Warum bist du traurig, mein lieber Vater?«, fragte ich.
    »Wegen dieser Prophezeiung, gutes Kind«, flüsterte mein Vater, wobei seine Stimme brüchig klang, wie ich sie nie zuvor gehört hatte. Er zeigte mir das Buch. »Kannst du lesen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Dass ich in dem Kloster keinen Unterricht gehabt hatte, erwähnte ich nicht.
    Für einen Moment sah mein Vater aus, als wollte er lächeln, wurde jedoch gleich wieder traurig. »Es heißt, mein liebes Kind, dass kein Sohn von mir zum König gekrönt werden wird, doch dass du Königin sein und an ihrer statt die Krone tragen wirst. Hier steht es.«
    Mir wurde warm ums Herz. Mein Vater liebte mich so sehr, dass er sich sogar sorgte, ob ich als Erwachsene glücklich würde! »Meine Mutter ist gern Königin«, sagte ich, um ihn zu beruhigen, »also gefällt es mir vielleicht auch, Papa.«
    Er lächelte und strich mir sanft übers Haar.
    Doch immer wieder kamen meine Onkel, die meinen Vater aufs Neue traurig und meine Mutter wütend machten. Die Amme sagte, meine Onkel seien einander böse, weil mein Onkel Richard of Gloucester Anne Neville heiraten wollte, die Schwester von Onkel Georges Frau Bella, und George wollte es nicht.
    »Warum nicht?«, fragte ich die Amme. Ich hielt Blossom auf dem Arm und streichelte sie.
    »Wenn Euer Onkel Richard of Gloucester Anne heiratet, muss Euer Onkel George of Clarence das Erbe seiner Frau Bella mit ihm teilen, und das missfällt ihm. Er möchte das Vermögen seiner Frau für sich. Euer Onkel George liebt Geld.«
    »So wie Mama«, sagte ich.
    Die Amme lächelte stumm.
    »Ich mag Onkel Richard lieber als Onkel George«, bekannte ich.
    »Genau wie Euer Vater, meine Süße«, antwortete die Amme. »Und jetzt setzt Euren Hund herunter, damit ich Euer Haar flechten kann!«
    Ich gehorchte. »Ich mag Onkel Richard, weil er mir Geschenke mitbringt und mit mir spielt, wenn er hier ist.«
    »Er mag Kinder«, sagte die Amme, während sie mein Haar kämmte.
    »Du magst ihn auch, nicht?«, fragte ich sie, weil mir ihr veränderter Tonfall auffiel.
    »Euer Onkel Richard of Gloucester ist ein großzügiger Prinz.« Sie lächelte. »Er gibt mir immer ein Goldstück, wenn er zu Besuch ist.«
    Der Bauch meiner Mutter rundete sich abermals, und wir zogen für die Niederkunft nach Shrewsbury. Dort blieb sie in ihrem Gemach, und wir sahen sie kaum. Während meine Mutter das Bett hütete, kam die Mutter meines Vaters, Cecily, Duchess of York, unerwartet zu uns. Sie reiste von ihrer Burg Berkhamsted an. Ich spielte gerade mit meinem kleinen Hund, als es draußen auf dem Burghof eine große Unruhe gab und ich hörte, wie mein Vater vom Korridor aus rief. Sofort lief ich aus meinem Zimmer. Eine Magd floh aus dem Privatgemach meines Vaters, und hinter ihr kam mein Vater heraus, auf einem Bein hüpfend, da er sich im Laufen die Stiefel anzog. Das Hemd hing ihm aus der Hose.
    »Teufel auch, steht da nicht so herum!«, schrie er seine Ritter und Leibgarden an, die erschrocken dreinblickten. »Räumt hier auf! Ihr wisst doch, wie sie ist. Elizabeth!«, rief er, als er mich sah. Ich ging zu ihm, und er packte mich bei den Schultern. »Sei ein Engel und tu deinem Vater einen Gefallen, ja?«
    Ich nickte eifrig.
    »Geh und halte deine Großmutter auf! Rede mit ihr, über irgendwas, mach einen Kopfstand, egal, was, aber halte sie auf!«
    Er kehrte in sein Gemach zurück, und ich eilte ohne Zögern zur Turmtreppe, dicht gefolgt von der wild kläffenden Blossom. Mein Vater brauchte meine Hilfe, und ich tat alles für ihn.
    »Großmama! Großmama!«, rief ich und ergriff ihre Hand, als sie die Turmtreppe heraufkam. Dann machte ich artig einen Knicks. »Ach, Großmama, wie schön, dich zu sehen!«
    »Elizabeth«, sagte sie. »Und wieder einmal furchtbar ungepflegt. Denkt deine Mutter jemals daran, dir ein neues Kleid zu bestellen?«
    »Großmama, ich habe dieses erst im letzten Monat bekommen«, erwiderte ich und blickte ungläubig an meinem schönen blauen Seidenkleid mit dem Biberpelzbesatz herab.
    »Dann wächst du zu schnell. Hör auf, so viel zu essen.«
    Ich machte
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