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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen
Autoren: Sandra Worth
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einen Knicks. »Ja, Großmama.«
    Leider fiel mir nichts mehr ein, womit ich sie länger hinhalten könnte, deshalb trat ich beiseite, und sie rauschte an mir vorbei den Korridor hinunter. »Und lass diesen Hund hin und wieder trimmen«, rief sie, ohne sich zu mir umzudrehen. »Er sieht zottelig aus.«
    Mary und Cecily erschienen in der Kinderzimmertür, Hand in Hand mit ihren Ammen, die sich tief vor Großmama verbeugten.
    »Gibt es in dieser ganzen Burg keinen Kamm?«, fragte Großmama Marys Amme.
    »Doch, gibt es, Durchlaucht«, antwortete sie eingeschüchtert und blieb tief gebeugt.
    »Dann benutzt ihn! Diese Kinder sehen aus wie Trolle.« Die kleine Cecily begann zu weinen, was Großmama nicht beachtete. Sie wandte sich bereits den Männern zu, die vor den Gemächern meines Vaters auf die Knie gefallen waren, als wollten sie ihn mit ihrem Leben vor ihr schützen.
    »Die königliche Garde meines Sohnes, nehme ich an?«
    Die Männer murmelten etwas. »Ihr riecht wie eine Horde Kneipenwirte. Schämt euch!« Großmama zeigte mit ihrem silbernen Gehstock auf einen der Ritter. »Sie da schauen genauso zottelig aus wie Elizabeths Hund. Wer sind Sie?«
    »Sir William Norris, Durchlaucht.«
    »Ah, ein Lancastrianer«, schnaubte sie. »Nun, Sie sind nicht mehr bei Henry VI ., also gehen Sie, nehmen Sie ein Bad und ziehen Sie sich anständig an!«
    »Jawohl, Durchlaucht«, antwortete Sir William und errötete, als die anderen kicherten.
    »Ich werde nie begreifen, warum mein Sohn sich unbedingt mit solchem Gesindel abgeben will, Lancastrianer und   ...« Sie wollte gerade mit ihrem Stock auf jemand anderen zeigen, als Papa erschien.
    »Ah, Mutter«, sagte mein Vater fröhlich. In einem knittrigen roten Samtwams und hohen schwarzen Stiefeln ging er auf Großmama zu, um sie zu umarmen. »Ich bin sehr erfreut über diesen netten und unerwarteten Besuch!« Er schenkte ihr ein breites Grinsen.
    »Nein, bist du nicht«, erwiderte sie. »Du hast getrunken. Dein Atem stinkt nach Wein. Aber du warst schon immer ein Säufer, Edward. Die Burg ist eine Schande. Du lernst einfach nicht dazu und bist viel zu nachlässig mit deinen Leuten.« Sie entdeckte meinen ältesten Bruder Tom hinter Papa. »Und du bist jetzt Earl of Huntingdon, was, Thomas? Du und deine endlose Verwandtschaft werden bald sämtliche Titel und Vermögen des Landes besitzen, sodass nichts mehr für andere bleibt.«
    Tom verneigte sich.
    »Komm mit, Edward! Ich habe ernste Angelegenheiten mitdir zu besprechen. Richard und George gehen sich wegen Anne Neville gegenseitig an die Gurgel. Ach ja, und was höre ich da über deine neue Hure?«
    Mein Vater erstarrte und wechselte einen erschrockenen Blick mit meinem Bruder. Alle Ritter und Knechte sahen Papa mit offenem Mund an.
    »Was ist eine Hure?«, fragte ich meine Amme.
    »Zeit, im Garten zu spielen«, erklärte sie, nahm mich bei der Hand und zog mich fort. Die anderen Ammen folgten uns mit meinen Schwestern und meinem kleinen Bruder Edward.
    Sechs Wochen später, am siebzehnten August 1473, brachte meine Mutter noch einen Sohn zur Welt. Wir zogen wieder nach London zurück, und im Palast herrschte große Freude. Mein Bruder wurde Richard nach unserem Onkel und unseren beiden Großvätern, dem Duke of York und Richard Woodville, genannt. Mein Vater war so erfreut, dass er meiner Mutter gewährte, worum sie ihn schon lange bat, was sie jedoch bisher nie hatte erreichen können: Er ernannte ihren Bruder, meinen Onkel Anthony Lord Rivers, den Paten meines kleinen Bruders Edward, zum Prince of Wales. Lord Rivers begab sich mit seiner Familie nach Ludlow.
    ~
    Die Jahreszeiten kamen und gingen. Im Winter tollte ich mit meinen Schwestern Mary und Cecily auf der vereisten Themse. Im Sommer wurden große Landpartien mit dem Hofstaat unternommen, und im Herbst ritt ich auf meinem Zelter durch den Wald von Windsor. Das Leben war wunderbar. Überall wurde gelacht, und wohin wir auch kamen, wurden wir von den Leuten bejubelt.
    Heute aber, als ich mit meinen Schwestern Mary und Cecilysowie meinem zweijährigen Bruder Dickon im Sonnenschein am Burgtor stand, waren alle stumm, und mir wurde das Herz in der Brust schwer wie eine Bleikugel. Papa zog in den Krieg. Er sollte gegen König Ludwig von Frankreich kämpfen.
    Seine Rüstung blinkte in der Sonne, und die dunkelroten Federn auf seinem Helm wippten im Wind, als er seine Männer den Hügel hinab anführte. Onkel Anthony ritt an seiner Seite. Papa strahlte wie ein Gott, doch mit
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