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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador
Autoren: Berndt Guben
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Erwiderung verbeugte er sich sehr höflich und mit ausgesuchter Grandezza. Doch verstand er es nicht, ein verräterisches Aufzucken in seinen Augen zu unterdrücken.
    »Ihr seid schweigsamer, als es manchmal gut ist, Fuentes«, sagte sie in herrischem Ton. Er sah auf.
    »Ein caballero spricht nicht von seinen Gefühlen, Senorita.«
    »Ah! Nennt mich in Zukunft ruhig »Gräfin«, Senor«, reizte sie ihn weiter. »Es scheint, als ließet Ihr es ab und zu am nötigen Respekt fehlen, amigo. Es täte mir leid-für Euch. Gute Nacht, Senor, und vergeßt nicht das Üben, damit Ihr einst in der Lage seid, Euch an dem Silbador zu rächen.«
    Sie ließ ihn stehen und ging hinaus.
    »Demonio«, stieß Escamillo durch die Zähne, »das war deutlich. Warte, verfluchte Hexe, ich werde dir deine Unverschämtheit heimzahlen.« Erregt schritt er in seiner Kabine auf und ab.
    Man müßte mit Virgen engeren Kontakt aufnehmen, dachte er; denn der Steuermann war derjenige, dessen Beistand er in erster Linie nötig hatte, wenn er etwas gegen die gerissene Kapitänin erreichen wollte.
    Escamillo öffnete die Tür, um seinen Gedanken in die Tat umzusetzen und Pedro Virgen aufzusuchen. Als er auf den Gang trat, stieß er fast mit Guillermo zusammen.
    Er mußte sich Zwang antun, damit er diesem Burschen nicht den Degen durch den Bauch rannte.
    Stets war dieses widerliche Subjekt zugegen.
    Guillermo grüßte höflich und schlenderte weiter.
    Die Gräfin hatte ihn bald nach der Meuterei zum Zweiten Offizier gemacht, obwohl er nicht einmal die Umgangsformen eines Landsknechts besaß. Das Schlimmste war, daß Guillermos Einfluß auf dem Schiff weit größer war als sein eigener. Er war ja verurteilt gewesen, wochenlang das Bett zu hüten, und eigentlich war er nur dem Namen nach der Erste. Er hatte so gut wie nichts zu sagen.
    Er klopfte an die Kajütentür des Steuermanns.
    »Herein!« erscholl es von drinnen.
    Pedro Virgen saß an seinem Kartentisch und arbeitete mit seinen Navigationsgeräten. Als er den Ersten erkannte, erhob er sich höflich.
    »Freut mich, Euch wieder einmal außerhalb Eurer Kabine zu sehen, Don Escamillo. Was machen Eure Wunden?«
    »Vielen Dank, Senor Virgen, der Schuß ist verheilt, und mein Fechttraining mit der Linken macht Fortschritte. Ich glaube, ich werde links bald besser fechten, als ich es rechts je konnte.« »Sehr gut, so werdet Ihr vielleicht einmal Gelegenheit haben, Vergeltung zu üben an dem deutschen Arzt.«
    »Das will ich meinen. Er wird eine Klinge zu kosten bekommen, die er sein ganzes Leben lang nicht mehr vergißt.«
    Der Steuermann machte ein ungläubiges Gesicht.
    »Ihr vergeßt, daß der Kerl weit weg ist. Werdet Ihr ihn überhaupt je wiederfinden?« »Das weiß der Teufel. Aber die Hoffnung hege ich jedenfalls«, — er schloß die Tür und fuhr in leiserem Ton fort — »glaubt Ihr vielleicht, daß ich der einzige bin, der ihm noch einmal begegnen möchte?«
    Virgen sah mißtrauisch auf die Tür. Seine Augen flackerten unruhig. »Ihr denkt an die Gräfin?« fragte er ebenso leise zurück.
    »An wen sonst? Ein Blinder fühlt doch, daß sie ihn glühend liebt. Ja, ich behaupte sogar, daß sie das ganze Schiff nur an sich gebracht hat, um ihn in ihre Gewalt zu bekommen. Sie ist sicherlich ein bißchen —« er vollendete den Satz nicht, sondern deutete mit dem Zeigefinger auf seine Stirn.
    »Um Gottes willen, Don Escamillo, laßt das niemanden hören! In meiner Gegenwart sprecht bitte solche Gedanken nicht mehr aus.« Escamillo ließ ein verächtliches »Pah« hören.
    »Wollen wir eine Flasche Wein trinken, Don Escamillo? Wein ist gut. Ich habe meinen Oberschenkelschuß sehr schnell damit geheilt. Bei Euch hat das ziemlich lange gedauert. Habt Ihr denn nicht genügend Sorgfalt auf die Behandlung verwendet?«
    Escamillo wunderte sich zuerst, daß der Steuermann wieder auf das Thema der Verwundung zu sprechen kam, das er längst abgetan wissen wollte. Aber dann ging ihm ein Licht auf. Der Andere wollte bei unverfänglichen Dingen bleiben; denn sicherlich hatte er Angst, daß ihm die Zunge durchgehen könnte.
    Feigling! dachte Escamillo.
    Inzwischen hatte Senor Virgen zwei Gläser gefüllt.
    »Ein guter Castillano.« Er hob das Glas und schmunzelte. »Er wird Euch munden.« Escamillo stieß mit ihm an.
    »Auf daß bald wieder der rechte Herr am rechten Ort befiehlt!«
    Virgen lachte mit sichtlicher Verlegenheit. Er wollte sein Gegenüber durchaus nicht verstehen. Escamillo trank den schweren Wein in
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