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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador
Autoren: Berndt Guben
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ebenfalls aus der Zelle gekrochen. »Glaubst du, daß dir deine Mannschaft noch gehorchen wird?« fragte Deste rasch. Abu Hanufa warf sich in die Brust.
    »Sie werden kriechen, die Hundesöhne! Beim Barte des Propheten, wenn sie nicht gehorchen, so werden sie die Kurbatsch zu schmecken bekommen, bis ihnen die Haut von ihren fetten Rücken platzt.«
    »Halte keine Reden«, sagte Deste. »Kommt, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen aus dem Hafen sein, bevor man unsere Abwesenheit bemerkt, sonst geht es uns schlecht. Kommt!« Ibn Kuteiba schaltete sich ein und wandte sich an Michel.
    »Hören Sie, Monsieur, wenn wir jetzt mit Ihnen gehen, wenn wir unser Schiff besteigen und mit Ihnen fliehen, so sind wir fertig mit Algier. Wir können nie wieder zurück. Wir sind Fahnenflüchtige, Monsieur. Das will überlegt sein. Wohin sollen wir?« Das war ein berechtigter Einwand. »Was sagt er?« fragte Deste.
    »Was redest du noch, Ibn Kuteiba?« fragte auch der Kapitän, den es mit Macht zu seinem Schiff zog.
    Kuteiba schickte sich an, Abu Hanufa seine Bedenken mitzuteilen. Sie waren schließlich nicht zum Tode verurteilt. Wahrscheinlich würde man sie schon bald auf irgendeinen Posten berufen. Ibn Kuteiba zumindest hatte dank seiner vielseitigen Kenntnisse allen Grund, damit zu rechnen. Michel unterbrach die entstehende Debatte.
    »Wir haben nicht Zeit genug, Ibn Kuteiba«, sagte er französisch, »um hier jedes Für und Wider eingehend zu diskutieren. Aber eines kann ich Ihnen versprechen: wenn Sie mir folgen, so weise ich Ihnen den Weg zu den Karibischen Inseln, drüben auf der ändern Seite des Ozeans. Dort haben die Seeräuber ein freies Leben, und von dort aus können sie ihre Fahrten auf eigene Faust unternehmen, ohne daß sie an irgendeinen Landesherren einen Tribut entrichten müssen. Jeder kann sich dort niederlassen. Kommt!«
    Abdallah hatte dabeigestanden, ohne selbst ein Wort zu sagen. Er schloß sich dem kleinen Zug an.
    Den Wächter hatte man gefesselt in die Zelle gesperrt, die die Gefangenen verlassen hatten. Die Schlüssel nahmen sie mit, um sie draußen wegzuwerfen. Man mußte alles vermeiden, was eine schnelle Entdeckung der Flucht zur Folge haben konnte.
    Das jenseitige Gefängnisportal mündete ins Freie. Auch hier gab es augenblicklich keine Wachen.
    Bald standen die Befreiten in der hinter dem Palast entlangführenden Gasse, die wie ausgestorben lag. —
    Auf der »Medina« herrschte Stille und Verlassenheit. Zwei, drei Leute bildeten im Augenblick die ganze Besatzung. Alles war an Land geströmt, um sich dasSchauspiel der kriegerischen Vorbereitungen nicht entgehen zu lassen.
    »Wo ist Abul Mahasin?« fragte Abu Hanufa einen der an Bord verbliebenen Matrosen. »Sie sind alle in der Stadt, Sayd; aber sie werden bei Sonnenuntergang wieder hier sein.« Dem Matrosen schien das plötzliche Auftauchen des Kapitäns und der ehemaligen Sklaven nicht ganz geheuer.Verwundert haftete sein Blick auf dem jungen Janitscharenoffizier. »Soll ich sie suchen gehen, Sayd?« fragte er lauernd.
    »Nein. Du bleibst hier. Niemand geht mehr von Bord. Wir stechen heute abend in See.« Mißtrauisch zog sich der Mann zurück.
    Die Flüchtlinge beschlossen, abwechselnd an Deck zu wachen. Niemand traute dem Frieden so recht; denn eigentlich war bisher alles zu gut abgelaufen. Die Sonne stieg immer höher.
    Gegen Mittag konnte man vom Schiff aus eine Staubwolke sehen, die sich von der Stadt aus nach Westen bewegte.
    Die Soldaten des Daj waren auf dem Marsch.
    Hussejn hatte seinem Herrn in den Sattel geholfen.
    Baba Ali beugte sich kurz vor Beginn des Marsches nochmals zu ihm nieder. »Gib gut acht auf die Gefangenen. Behandle sie gut und richte ihnen im Palast eine Fabrik ein, damit sie sich an die Arbeit machen. Wenn sie Hilfskräfte brauchen, dann gib sie ihnen. Und behalte den Staatsrat im Auge. Ich möchte nicht gestürzt sein, wenn ich vom Feldzug zurückkehre. Allah sei mit dir!«
    »Und mit dir, o Sayd. Voll Ruhm sei dein Weg und voll Triumph deine Rückkehr. Hussejn wird nicht schlafen. Seine Augen werden alles sehen, und sein Mund wird dir Bericht erstatten, wenn du als Sieger mit der Fahne des Propheten wieder in Al-Dschesair einziehst.«
    Wenig später betrat Hussejn seine dicht an die Räume des Daj grenzenden Gemächer, lieg sich auf seinem Diwan nieder und dachte über die Möglichkeiten, nach, die sich für die Janitscharenrepublik aus der Herstellung der neuen Waffen ergeben würden.
    Er paffte große
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