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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador
Autoren: Berndt Guben
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Rauchwolken aus seiner Wasserpfeife und trank einen Mokka nach dem anderen.
    Da wurde seine Beschaulichkeit plötzlich unterbrochen. Ein Janitscharenoffizier stürmte ohne Anmeldung in das Zimmer und rief:
    »Allah schütze uns, sie sind weg! Der Schejtan hat sie entführt!« »Wer ist weg?« fragte Hussejn. »Die Christen.«
    »Hund, du bist betrunken!« Hussejn sprang auf. »Bei Allah, sprich, oder ich schlage dir den Kopf ab.«
    Der Offizier zitterte vor Angst und berichtete, daß die Wachen ihren Posten verlassen hatten. Hussejn befahl Alarm. Plötzlich stürzte er hinüber in die Räume seines Herrn. Die Flinte, mit der man ununterbrochen schießen konnte, war verschwunden!
    Er stürmte weiter. Kurz bevor er die Tür erreichte, verhielt er den Schritt. Irgendwo stöhnte hier jemand. Er horchte. Das Geräusch kam von einem Diwan her.
    Er sprang hin und fand darunter den gefesselten Neger. Nachdem er ihn befreit, berichtete der Schwarze in hastigen Worten, was sich ereignet hatte.
    Stundenlang durchstreiften die Wachen alle Straßen der Stadt und fahndeten nach den Flüchtlingen. Doch alles war vergeblich.
    Schon sank der Abend hernieder, und es wurde Zeit zum Gebet.
    Hussejn ging in seinem Schlafsaal auf und ab. Noch immer hatte er keine günstige Nachricht erhalten. Der Teufel mochte wissen, wo diese Hundesöhne geblieben waren. Sie schienen spurlos vom Erdboden verschwunden zu sein.
    Das Abendgebet war vorüber, als sich ein Mann bei Hussejn melden ließ. Es war — Abdallah, der Zweite Offizier, den Michel und seine Freunde ebenfalls befreit hatten. »Was bietest du mir, Sayd, wenn ich dir sage, wo du die Entflohenen fangen kannst?« »Was willst du?«
    »Lege beim Daj ein Wort für mich ein, daß ich Kapitän der »Medina« werden darf.« Hussejn nickte. Er hätte dem Verräter auch einen Palast versprochen. Abdallah berichtete nun von seiner Befreiung, die er nur zum Schein angenommen habe. »Ha, bei Allah, auf dem Schiff also sind sie, die räudigen Schweine! Ich werde sie züchtigen, wenn wir sie wieder eingefangen haben.«
    Abdallah nickte.
    »Dann mußt du dich beeilen, Sayd, sie wollen bereits heute nacht in See gehen.« — »Abdallah! Abdallah! — — Verflucht, wo steckt der Kerl!« schimpfte Abu Hanufa. »Abdallaaaahhh!« Keine Antwort.
    Abu Hanufa wandte sich an Michel und seine Freunde.
    »Hast du ihn nicht gesehen? Irgendwo muß er doch sein. Verdammt, wir wollen jetzt in See gehen. Dazu brauche ich jeden Mann, weil nur die Hälfte der Mannschaft wiedergekommen ist. Diese Hunde, diese Faulpelze, diese Landstreicher!«
    Michel kniff die Augen zusammen, als Deste ihm die Worte des Kapitäns übersetzt hatte. »Fort, sagst du, ist Abdallah? Hast du schon deinen Steuermann nach ihm gefragt?« Hanufa schüttelte den Kopf und rief Ibn Kuteiba.
    Der erschrak sichtlich, als er von dem Verschwinden des Zweiten Offiziers vernahm, »Verrat!« schrie er plötzlich. »Ich sage euch, er wird zum Wesir gegangen sein, um uns ans Messer zu liefern! Laß die Anker lichten, Sayd, wir dürfen keine Sekunde zögern!« Abu Hanufa entgegnete besorgt:
    »Abul Mahasin ist nicht hier. So haben wir überhaupt keinen Offizier. Das bedeutet nicht nur schweres Arbeiten, sondern wird auch Mißtrauen in die Herzen der Matrosen senken!« Michel hatte die ganze Zeit dabeigestanden. Ibn Kuteiba tibersetzte mit fliegender Hast. »Wir müssen fort!« rief Michel und packte sein Gewehr fester. »Gebt Befehl, daß die Anker gelichtet werden. Laßt Segel setzen!«
    Deste und Ojo, Jardin und Kapitän Porquez waren plötzlich da.
    »Übernehmt die Stelle des Ersten Offiziers, Deste!« sagte Michel. »Sonst liegen wir morgen früh noch hier.«Deste nickte. Als er die Vermutungen, die über Abdallah laut geworden waren, vernommen hatte, bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn. »Anker lichten! — Auf die Wanten! — Setzt alle Segel!«
    Die Matrosen zögerten erst einen Augenblick. Aber dann kletterten sie eilig auf die Wanten, und die Segel rollten von den Rahen.
    Über den weißen Segeln der »Trueno« wehte die schwarze, goldumstickte Samtflagge, auf der zwei Hände abgebildet waren, von denen die eine nach einem Schiffe griff, die andere einen Frauenkopf streichelte.
    Man hatte diese Flagge bereits fürchten gelernt in den Gewässern des Atlantischen Ozeans, nachdem sie vor knapp einem Vierteljahr zum erstenmal in Erscheinung getreten war. Niemand hielt es für ratsam, den Weg des Schiffes zu kreuzen, an dessen Mast sie im
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