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Eiszart

Eiszart

Titel: Eiszart
Autoren: Kerstin Dirks
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Aber da besann sie sich, löste sich aus seinem Griff, schüttelte den Kopf. »Ihr kennt mich doch gar nicht.«
    »Ich kenne Euch besser, als Ihr glaubt.«
    »Wir sind uns nie zuvor begegnet.«
    »Doch, das sind wir. Ihr habt es nur nicht gemerkt.«
    Sie kannte Graf Zima bereits? Unvorstellbar. Ein Mann von seiner Statur wäre ihr aufgefallen. Alles an ihm reizte sie. Er wäre ihr sicherlich in Erinnerung geblieben. »Nehmt Eure Maske ab, damit ich Euer Gesicht sehen kann«, forderte sie ihn auf.
    »Ich werde es tun. Aber nicht jetzt. Nicht hier. Kommt. Ihr zittert ja schon vor Kälte.« Er ergriff ihre Hand und führte sie in den Saal zurück. Erneut spielte das Orchester L’Inverno.
    »Warum spielen sie immer wieder dieses Lied?«
    »Es ist mein Lied.«
    Abermals tanzten sie. Doch der Tanz war nun ein anderer. Sein Arm lag um ihre Schulter, er zog sie eng an sich, so eng, wie es ihr Kleid zuließ. Seine Nähe verwirrte sie, zog sie an und stieß sie zugleich ab. Wer war dieser seltsame Mann? Wieso behauptete er, sie zu lieben, sie schon länger zu kennen. Das war unmöglich. Verwechselte er sie?
    »Lasst uns sprechen, ich bitte Euch«, flüsterte sie.
    »Nur noch dieser eine Tanz«, entgegnete er und wirbelte sie herum. Veruschka verlor fast die Balance, das Gewicht ihres Kleides zog sie nach unten, aber er fing sie auf, hielt sie fest. Sie sah Verlangen in seinen Augen. Es blitzte immer wieder hinter der Maske auf. Und sein Lächeln verursachte ihr eine süße Gänsehaut.
    Abermals schritten sie durch den Saal. Alle Augen richteten sich auf sie. Veruschka ließ sich führen. Es war ein Hochgenuss, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte. Und immer wieder spürte sie auch dieses süße Prickeln zwischen ihren Beinen, das sie fast um den Verstand brachte. Irgendwann endete der Tanz jedoch, hinterließ eine Leere in ihrem Herzen.
    »Ich bitte Euch, lasst mich nicht länger im Unklaren. Sprecht mit mir.«
    »Natürlich. Wie Ihr wünscht.« Er hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken, doch seine Lippen waren so kalt, dass ein Schauer ihren Rücken hinabjagte.
    »Ich werde Euch Rede und Antwort stehen, kommt in einer halben Stunde in mein Gemach.«
    »Wieso können wir nicht jetzt reden?«
    »Vertraut mir.«
    Er löste sich von ihr und ging. Wie stolz er aussah, während er durch die Menge schritt. Ein Bild von einem Mann. Und dann war er in der Menge verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
    Veruschka setzte sich auf eine Couch und beobachtete das Treiben um sie herum. Die Männer und Frauen hatten inzwischen einen Teil ihrer Gewänder abgelegt. Überall blitzten freie Schultern auf, und manch eine Dame hatte sich sogar ihres Rockes entledigt und trug nur noch das metallene Untergestell. Es kam ihr eigenartig vor, zumal kein Gast zu frieren schien, obwohl in dem Saal gewiss inzwischen Minustemperaturen herrschten. Doch im Laufe des Abends wurde es nur noch seltsamer. Die Gäste ließen nach und nach alle Hüllen fallen. Frauen schälten sich aus ihren Miedern, Männer entledigten sich ihrer Breeches. Schweißnasse Körper pressten sich an schweißnasse Körper. Sie streichelten und liebkosten einander, küssten sich innig. Veruschka war wie erstarrt, wusste nicht, wo sie hinsehen sollte. Es beschämte sie, doch zugleich erregte sie das merkwürdige Spiel um Sinnlichkeit und Leidenschaft. Als wäre dies ein einziger Reigen, bewegten sich die Männer und Frauen im Takt, legten sich auf den Boden, küssten ihre Genitalien. Das Orchester hatte längst aufgehört zu spielen, stattdessen hörte man das Stöhnen und Raunen, das Keuchen und schnelle Atmen der Gäste. Es verwob sich zu einer gänzlich neuen Melodie.
    Vor ihrem Sofa legte sich eine Frau auf ihren Mann, küsste ihn wild, bohrte ihre Nägel in seine Schultern, und er stöhnte lustvoll auf. Dann rutschte sie an seinem nackten Körper hinab, bis ihre Lippen seine Spitze berührten, die sich ihr entgegenreckte. Die junge Frau, deren Körper alabasterfarben schimmerte, nahm seine Manneskraft tief in den Mund. Veruschka wollte fortblicken, aber sie konnte es nicht. Stattdessen beobachtete sie sehr genau, wie die Lippen der Frau langsam am Schaft des Mannes hinab- und wieder hinaufglitten. Die Männlichkeit bewegte sich, bebte. So etwas hatte Veruschka noch nie gesehen. Es wirkte, als hätte das adrige Glied ein Eigenleben entwickelt. Vorsichtig hob und senkte der Mann sein Becken, schob sich dem sinnlichen Frauenmund entgegen. Veruschka leckte sich über die Lippen,
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