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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele
Autoren: Birgit Schlieper
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man«, grinst ihr Vater und zeigt auf seine jüngste Tochter, die schon wieder eingeschlafen ist.
    Unter der Dusche dreht Zoe das Wasser heiß. Und noch ein bisschen heißer. Und dann noch einen kleinen Ticken weiter. Krebsrot kommt sie aus der Kabine, rubbelt die Haut noch eine Nuance röter. Als sie sich spät im Chat anmeldet, wird sie von allen Seiten freudig begrüßt. Saskia und Kim schicken gleich Küsschen und Smileys. Auch Julian sendet ihr ein Da bist du ja endlich . Sie quatschen über das neue Pastahaus in der City, über die aktuelle Frisur von Madame Martin, ihrer durchgeknallten Französischlehrerin, über die nächste Schul-Party. Als Julian sich verabschiedet mit einem Ciao Mädels, ich lass euch mal alleine, ihr wollt ja bestimmt noch über Typen lästern, melden sich Kim und Saskia synchron bei Zoe. Beide behaupten, dass Zoe blind ist. Oder total naiv. Im schlimmsten Fall beides.
    Der ist total verknallt in dich. Das riecht man gegen den Wind. Gegen einen Orkan. Da kannst du mir tausend Mal deine Kindheitsgeschichten erzählen , behauptet Kim. Zoe seufzt. Julian und sie. Das Lieblingsthema von Saskia und Kim seit gefühlten Ewigkeiten.
    Und was sagt ihr, wenn ich euch erzähle, dass Julian mir kürzlich die Liebe zu einer von euch gestanden hat?
    Pause. Zoe widersteht der Versuchung, sich jetzt wortlos aus dem Chat zu verabschieden. Das wäre echt zu gemein.
    Kim fängt sich als erste.
    In wen?
    Saskia schaltet sich ei n: In mich bestimmt nicht. Der ist doch Sportler, da kann ich mit meinen Oberschenkeln nicht landen.
    Dann komme ich wohl auch kaum in Betracht , behauptet Kim.
    Zoe mischt sich wieder ein.
    Ja, ihr seid beide unförmig und hässlich. ;-). Aber seid beruhigt. Julian ist weder in euch noch in mich verknallt. Und wenn ihr nicht endlich damit aufhört, erzähle ich ihm, ihr wärt beide total hinter ihm her und hättet euch deswegen fast geprügelt. Und jetzt schnappe ich mir mein Biobuch, weil ich da schließlich morgen ein klitzekleines Referat halten muss. Gute Nacht.
    In der Küche, wo sie sich noch eine Flasche Sprudel holen will, trifft sie auf ihre Eltern.
    »He, Mama, wie war das Meeting heute? Hast du es ihnen gezeigt?«
    »Hab ich. Ich war echt gut«, strahlt Sonja Kessler. Sie ist so euphorisch, dass sie noch nicht mal meckert, als Zoe direkt aus der Flasche trinkt.
    »Es ging um einen Übernahmevertrag. Und die hatten wirklich einige rechtliche Klauseln einfach nicht beachtet. Da konnte ich richtig punkten. Ich bin richtig stolz auf mich.«
    »Super. Und vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass du ruhig mal für ein paar Stunden weg kannst, ohne dass hier das absolute Chaos ausbricht.«
    »Habe ich gemerkt. Hast du wirklich klasse gemacht. Papa hat mir erzählt, dass du Franzi in den Schlaf getanzt hast. Vielleicht kannst du so eine Performance ja auch mal für mich machen, wenn ich nicht schlafen kann«, lacht Zoes Mutter und streichelt ihrer Tochter liebevoll über den Rücken.
    »Und wie war sonst dein Tag, Süße?«
    »Alles gut. Nur gerade haben mich Saskia und Kim wieder mit ihrer fixen Idee genervt, dass Julian in mich verknallt sei.«
    »Die können sich eben nicht vorstellen, dass ihr einfach nur befreundet seid. Wenn Julian sich in dich verlieben wollte, hätte er das auch schon vor zehn Jahren machen können.«
    »War das nicht die Zeit, als wir immer noch zusammen aufs Klo gegangen sind, um weiterquatschen zu können? Ideale Situation, um sich zu verknallen«, lacht Zoe.
    Als sie im Bett liegt, nimmt sie sich vor, Julian mal zu fragen, ob er sich daran noch erinnern kann. Das Biobuch nimmt Zoe nicht mehr in die Hand. Sie weiß, dass sie gut vorbereitet ist. Und so etwas wie Lampenfieber kennt sie nicht. Sie kennt kein Gefühl, das noch schlimmer sein kann als das, das eh schon in ihr wohnt.

Tiefe Blicke
    U ngeduldig steht sie in der Fünf-Minuten-Pause vor den beiden Kabinen. In der rechten Toilette wird geraucht, wie man deutlich riechen kann. In der linken Kabine passiert lange nichts, dann knistert es leise. Dann passiert wieder nichts.
    Wahrscheinlich irgendeine Zwölfjährige, die zum ersten Mal mit einem Tampon hantiert, schießt es Zoe durch den Kopf. Muss die jetzt hier üben? Wahrscheinlich dauert es jetzt noch zehn Minuten, bis die die Kurve kriegt. Im wahrsten Sinne. Zoe wechselt ungeduldig aufs andere Bein. Als es zur zweiten Stunde klingelt, handelt sie spontan. Sie schiebt kurz den Minirock hoch, zieht sich vor den Kabinen den Slip runter, steigt
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