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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele
Autoren: Birgit Schlieper
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Tönen von Zoe und deren selbstloser Mogelaktion während der Mathearbeit. Nach den Haaren sind die Gesichter dran. Die vier Mädels peelen ihre Haut, bis sie krebsrot ist, anschließend kommen die dicken Schaummasken auf die Haut.
    Später, als Zoe nach Hause geht, fühlt sie sich erneuert, fast wie verpuppt. Sie schlüpft aus der feuchtwarmen Badezimmerluft, die gesättigt war von den Stimmen der Freundinnen, in ihr Turmzimmer. Sie liebt den kleinen Raum mit den schrägen Wänden. Er ist ihr Nest. Mit den Kopfhörern auf den Ohren versucht sie das Gefühl so lange wie möglich zu erhalten.

Gefangen
    A ls sie am Sonntagmorgen bei Lilly klingelt, ist sie abwesend. Wie in Trance.
    »Da bist du ja endlich«, freut sich Lilly und zieht Zoe in den Flur.
    »Wir haben extra auf dich gewartet, obwohl Daniel und Tim gerade schon den Hungertod simulieren.«
    Zoe wird auch von den anderen stürmisch begrüßt. Sie reißt sich kurz zusammen und knipst ihr Lächeln wie auf Knopfdruck an.
    »Ich weiß genau, dass ihr euch nur so freut, weil ihr jetzt endlich loslegen könnt«, spielt Zoe die Entrüstete.
    Sofort werden Eier geköpft, Croissants mit Butter bestrichen und Käsewürfel brotlos probiert. Zum Brunch bei Lilly wird immer ordentlich aufgetischt. Zoe nimmt sich erstmal einen O-Saft und einen Kaffee und lässt sich neben Tim auf die Bank fallen.
    »Wo sind deine Schatten?«, will der mit reichlich Rührei im Mund wissen.
    »Wen meinst du genau? Ich habe doch immer eine riesige Groupiemenge im Schlepp«, versucht Zoe witzig zu sein.
    »Ich dachte da an Saskia und Kim«, hilft Tim nach.
    »Saskia ist mit Mutti und Vati am See, irgendein Event im Ruderclub. Kim trabt gerade durchs Gelände.«
    »Hauptsache, du bist hier«, grinst Tim sie an.
    Zoe lächelt irritiert zurück und geht zum Büffet. Hunger hat sie eigentlich nicht. Sie denkt an den kleinen Hund. Der hat jetzt nichts zum Essen. Wie oft muss ein Hund essen? Und vor allem: Wie oft muss er trinken? Zoe probiert gedankenverloren den eingelegten Parmesan. Sie war heute Morgen ganz spontan auf die Idee gekommen. Als sie hinten im Garten ein paar Blumen für Lilly gepflückt hatte, rumorte plötzlich etwas im Gartenhaus. Es war der kleine Hund. Wahrscheinlich hatte ihr Vater nach dem Rasenmähen wieder die Tür offen gelassen. Klein-Johnny hatte sich unter eine marode Holzbank gequetscht. Offenbar roch da etwas sehr lecker für den Mischlingsrüden. Zoe hatte ihn sofort erkannt, obwohl sie nur den wuscheligen Hundepo sehen konnte. Johnny gehört Frau Bruns. Mindestens drei Mal am Tag zieht die alte Frau den Hund hinter sich her die Straße hoch und runter. Alle paar Meter ruckelt sie dann an der Leine und ruft laut »Johnny, komm schon. Komm, Johnny. Wo ist denn mein Johnny?«. Besonders witzig daran ist, dass die alte Frau »Johnny« ganz weich ausspricht. So wie Menschen, die kein Wort Englisch können. Den Namen hatte die Enkelin von Frau Bruns ausgesucht. Die hatte vor mehr als zehn Jahren wochenlang gebettelt, sie brauche einen Hund.
    Sie liebe Hunde.
    Sie würde sich rund um die Uhren kümmern.
    Die Tierliebe hielt bis zu den nächsten Schulferien. Da fiel dem Mädchen auf, dass Hunde auch in den Ferien früh gassigehen wollen. Kurzerhand wurde das Tier an Oma weitergereicht. Stefan Kessler machte sich gerne lustig über Hund und Frauchen.
    »Da kommt ja wieder Johnny Walker«, lästerte er.
    Außerdem stritten sich Sonja und Stefan Kessler gerne und leidenschaftlich, wer von beiden die bessere Frisur hatte. Sonja stand eindeutig auf die Pudelfrisur von Frau Bruns. Stefan Kessler bevorzugte den Wuschellook von Johnny. Aber eigentlich waren alle in der Straße froh, dass Frau Bruns den Hund hatte. Als ihr Mann vor vier Jahren von heute auf morgen an einem Herzinfarkt starb, war die alte Frau nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nur für den Hund stand sie weiter auf, ging regelmäßig an die frische Luft und einkaufen. Alle wussten: Ohne Johnny wäre auch Frau Bruns schon längst unter der Erde.
    »Hast du die Möhrenmuffins schon probiert? Die sind einfach geil«, schiebt sich Lilly in Zoes Gedanken.
    »Mach ich noch. Ich fange gerade erst an«, beteuert Zoe.
    Sie hofft nur, dass Johnny nicht in das Gartenhaus kackt. Sie ekelt sich schon bei dem Gedanken, das wegmachen zu müssen. Schnell schiebt sie die Vorstellung zur Seite und auch jeden anderen Gedanken an den Köter. Jetzt wird gebruncht. Jetzt wird Spaß gehabt. Zoe bedient sich beim Obstsalat und gesellt
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