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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche
Autoren: McCall Dinah
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einmal an. Jemand hat dem armen Kerl ein Messer ins Herz gerammt. Er ist einsam in einem finsteren Durchgang verreckt. Irgendwo wartet eine Familie, die sich große Sorgen um ihn macht. Ich verlange nicht, dass Sie den Täter identifizieren. Sie sollen mir nur sagen, ob Sie wissen, wer der Tote ist. Das ist das Mindeste, was er verdient. So, schauen Sie genau hin. Kommt Ihnen der Mann bekannt vor?“
    Misstrauisch blinzelnd, hatte der Restaurantinhaber den Blick gehoben. Er war siebzehn gewesen, als er seine ersten Erfahrungen mit Vertretern der Staatsgewalt gemacht hatte, eine halbe Weltreise von hier entfernt, in einem Sowjetgefängnis. Er verspürte nicht das geringste Bedürfnis zur Zusammenarbeit. Aber der Polizist zeigte einen weniger bedrohlichen Gesichtsausdruck als die meisten seiner Kollegen. Als Butoli ihm das Foto wieder hinschob, zuckte er mit den Achseln und senkte den Blick darauf.
    „Ja-a-a … vielleicht habe ich ihn doch schon mal gesehen … zwei- … dreimal. Er mochte meinen Borschtsch.“
    „Ist er von hier?“
    „Njet“
, sagte der Restaurantinhaber, bestätigte das russische Wort auf Englisch und schüttelte den Kopf.
    „Woher wissen Sie das?“ fragte Butoli.
    „Einmal hat er mit einem Reisescheck bezahlt.“
    „War jemand bei ihm?“
    Wieder schüttelte der Inhaber den Kopf.
    Larry Marshall lehnte sich weit über den Bartresen hin zu dem Russen, der nur durch die schmale Barriere aus Holz und Glas von ihm getrennt war. Der Mann wich einen Schritt zurück.
    „Haben Sie eine Ahnung, wo er wohnte?“ feuerte Larry seine erste Frage ab.
    Wieder schüttelte der Restaurantinhaber den Kopf. „Aber ich nehme an, nicht weit von hier.“
    „Wie kommen Sie darauf?“ fragte Marshall.
    „Er war alt … und krank, glaube ich.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“
    Der Russe zuckte ein weiteres Mal mit den Achseln und blickte nervös um sich. Es war nicht gut für das Geschäft, wenn man zu freundlich mit der Polizei verkehrte.
    „Seine Haut … sie hatte eine ungesunde Farbe. Aber nach einem Taxi hat er nicht gefragt. Deshalb dachte ich, sein Hotel wäre vielleicht in der Nähe.“
    „Gute Schlussfolgerung“, lobte Butoli und steckte das Foto wieder ein. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wenn Ihnen noch etwas einfällt … egal, was es ist, rufen Sie mich an.“
    Er hatte dem Russen höflich lächelnd seine Karte gereicht, bevor sie das Lokal verließen.
    „Nächster Punkt, Hotels und Pensionen.“ Marshall ließ den Motor an und lenkte den Wagen vom Bordstein weg.
    „Vielleicht haben wir ja ein zweites Mal Glück“, sagte Butoli. „Aber einen Rat gebe ich Ihnen. Üben Sie keinen Druck auf diese Leute aus. Die meisten sehen keinen Grund, warum sie einem Vertreter des Gesetzes vertrauen sollten.“
    Marshall strich sich übers Haar. Butolis Warnung ließ ihn kalt.
    „Wir sind hier in Amerika. Wenn diesen Russen nicht passt, wie wir unsere Angelegenheiten regeln, sollen sie doch zurückgehen.“
    Butoli tat der Zeh weh, und seine Geduld war am Ende. Er verspürte den überwältigenden Drang, Marshall einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen, nur um zu sehen, was für ein Gesicht er machen würde. Stattdessen nahm er eine Schmerztablette ein und lehnte sich in seinen Sitz zurück.
    Weniger als eine halbe Stunde später erfüllte sich Butolis Hoffnung. Der Empfangschef im Hotel
Georgian
erkannte das Gesicht auf dem Foto, bevor Larry Marshall sein Notizbuch herausziehen konnte.
    „Ach, du lieber Himmel … ist er tot?“ fragte der Mann hinter dem Tresen.
    Butoli nickte.
    „Armer Kerl. Trotzdem bin ich froh, dass es nicht hier geschehen ist.“
    Marshall grinste breit. „Kann ich verstehen. Nicht gut fürs Geschäft, wie?“
    Der Angestellte wurde rot. „Entschuldigung. Das hätte ich nicht sagen sollen. Natürlich tut es uns Leid, dass Mr. Walton starb. Er war bestimmt ein netter Mensch. Aber Sie verstehen sicher …“
    Butoli runzelte die Stirn. Bei der Leiche war kein Gepäck gefunden worden. Vielleicht lag hier das Motiv für die Tat. Menschen wurden für weniger als einen Koffer mit Kleidern umgebracht.
    „Unter welchem Namen hat er hier gewohnt?“ fragte er. „Walton … Frank
    Walton. Ich erinnere mich, dass ich ihn zum Spaß gefragt habe, ob er mit John Boy verwandt sei. Sie wissen … der aus dem Fernsehen.“
    „Wann genau hat er sein Hotelzimmer wieder verlassen?“ fragte Butoli weiter.
    Der Empfangschef wandte sich zum Computer und gab den Namen ein.
    „Hier steht
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