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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche
Autoren: McCall Dinah
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Patientinnen, die auf seine Hilfe vertraut hatten.
    Die Ärzte und das Pflegepersonal der Klinik für künstliche Befruchtung waren gut ausgebildet. Es würde auch ohne ihren Vater weitergehen. In den letzten Jahren hatte Samuel Abbott des Öfteren davon gesprochen, sich zur Ruhe setzen und die Arbeit in die Hände jüngerer Ärzte legen zu wollen. Neben ihrem Vater waren auch Onkel David und Onkel Jasper noch in der Klinik tätig, aber sie nahmen jedes Jahr weniger Patientinnen an.
    Geistesabwesend sah sie zu dem Porträt über dem Treppenaufgang. Sie war sich nicht bewusst, dass der sanfte Ausdruck in den braunen Augen der Frau auf dem Gemälde ihrem eigenen Blick exakt glich. Dann klingelte das Telefon und riss sie aus ihrer Gedankenversunkenheit. Isabella hob den Hörer ab.
    „Abbott House.“
    „Hier ist Detective Mike Butoli, Polizeirevier Brighton Beach. Ich würde gern mit Samuel Abbott sprechen.“
    Sie musste schlucken. Die aufsteigenden Tränen verschleierten ihre Augen, und sie bekam keine Luft mehr. Es geschah zum ersten Mal, seit ihr Vater tot war, und sie würde sich daran gewöhnen müssen. Sich räuspernd, setzte sie zu einer Antwort an.
    „Es tut mir Leid, Detective. Samuel Abbott ist vor kurzem gestorben. Ich bin seine Tochter, Isabella Abbott. Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen.“
    Mike Butoli runzelte die Stirn. Er hasste diesen Teil seiner Arbeit, mehr noch als den gekochten Spinat, den er als Kind hatte essen müssen – und wie sehr er Spinat verabscheute, wussten nur der liebe Gott und seine Mutter.
    „Kannten Sie einen Mann namens Franklin Walton?“
    Isabella registrierte, dass der Detective in der Vergangenheitsform sprach. Sie erschrak.
    „Onkel Frank? Was ist mit ihm? Hatte er einen Unfall? Ist er verletzt?“
    Butoli seufzte. Verdammt. Wie oft hatte er diese Aufgabe hinter sich gebracht? Leichter wurde sie nie.
    „Miss Abbott, ich bedaure sehr, aber ich habe eine traurige Nachricht für Sie. Mr. Walton wurde vor wenigen Tagen ermordet in einem Häuserdurchgang aufgefunden.“
    Der Laut, der aus Isabellas Mund drang, war eine Mischung aus Ungläubigkeit und Verzweiflung.
    „Nei…ei…ein“, stieß sie hervor und stolperte rückwärts auf einen Stuhl.
    Im selben Moment traten zwei der Männer, die sie Onkel nannte, John Michaels und Rufus Toombs, aus dem Aufzug, der sie vom dritten Stockwerk, wo ihre Wohnungen lagen, nach unten gebracht hatte.
    „Isabella … Liebes, was hast du?“
    Sie erkannte die Stimmen, war jedoch unfähig, den Blick auf ihre Gesichter zu richten. Alles um sie her wurde von einer sich rasch ausbreitenden Schwärze verschluckt. Bevor sie antworten konnte, glitt sie vom Stuhl auf den Boden und verlor das Bewusstsein.
    Rufus kniete neben ihr nieder. John nahm den Telefonhörer, der über die Tresenkante baumelte.
    „Hallo? Hallo? Wer ist da? Antworten Sie bitte.“
    Butoli wusste, dass die Frau seine Nachricht nicht gut aufgenommen hatte.
    „Hier ist Detective Butoli vom Polizeirevier in Brighton Beach.“
    „Was haben Sie zu Isabella gesagt? Was ist passiert?“ rief John.
    „Gehören Sie zur Familie?“ fragte Butoli.
    „Ja, schon“, brummte John. „Was ist geschehen?“
    „Wir haben einen Ermordeten als Franklin Walton aus Braden in Montana identifiziert. Auf der Kreditkarte, die dem Toten gehörte, steht Abbott House als Postanschrift. Stimmt die Adresse?“
    John Michaels’ Herz wurde schwer. Jetzt fügte sich alles zusammen. Deshalb hatte Frank nicht angerufen.
    „Ja“, sagte er leise. „Die Anschrift stimmt.“
    „Ich sage das nur ungern, aber jemand von der Familie muss herkommen und die Leiche identifizieren. Um ganz sicher zu sein. Das verstehen Sie doch?“
    Johns Hände begannen zu zittern. Ihm war, als müsste er gleich weinen. Stattdessen zwang er sich, einen Stift zur Hand zu nehmen.
    „Ja, ich verstehe. Bitte sagen Sie mir genau, wohin wir kommen sollen.“
    Während er schrieb, stürzte Rufus zum Haustelefon. Innerhalb von Sekunden hatte er David Schultz in der Leitung.
    „Komm sofort runter“, rief er. „Isabella ist ohnmächtig geworden.“
    John legte den Hörer auf, und Rufus trat hinter dem Empfangstresen hervor.
    „David ist unterwegs“, sagte er.
    „Er kann auch nicht mehr helfen“, sagte John und schlug die Hände vor das Gesicht.
    „Was redest du?“ erwiderte Rufus und ging wieder neben Isabella in die Hocke. „Sie ist nur ohnmächtig und wird sich schnell erholen. Ganz bestimmt. Meinst du nicht
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