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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand
Autoren: Claudia Muther
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hatte Mia das Monument fast erreicht. Eine brusthohe Weiden-Hecke umgab das Denkmal. Angeblich hatte Pi Dang sie dereinst selbst gepflanzt.
     
    Kaum jemand hielt sich zu dieser Zeit im Park auf. Hier und da ein Liebespärchen oder Leute, die eilig nach Hause strebten. Am Fuß des kaiserlichen Denkmals konnte die junge Frau eine Gestalt erkennen. Sie beugte sich gerade herab. Mia konzentrierte sich, um besser sehen zu können. Da lag noch jemand am Boden. ‚Der sucht doch was.‘, deutete Mia die Situation. Intuitiv beschleunigte sie ihre Schritte. Ihr Körper versetzte sich in Alarmbereitschaft. Die Gestalt, die sich da über die andere beugte, nahm gerade ein Päckchen an sich. ‚Ich glaube, das gehört mir.‘, dachte sich Mia und wurde noch etwas schneller. Nun blickte die Gestalt auf. Als sie Mia herannahen sah, zuckte sie kurz zusammen und lief dann schnurstracks davon. Mias Jagdinstinkt wurde jetzt geweckt. Augenblicklich nahm sie die Verfolgung auf. Direkt hinter dem Flüchtenden her. Er rannte schnell, aber sie holte auf. Schon immer gehörte sie mit zu den Schnellsten und den Ausdauerndsten. Schritt für Schritt verkürzte sie mit ihren langen Beinen den Abstand. Der Flüchtende trug einen dunklen Kapuzenmantel, ganz ähnlich dem ihren. Gehetzt schaute er sich um und versuchte, noch schneller zu laufen, das Päckchen fest an den Körper gedrückt. Wenige Meter vor ihm ragte eine Mauer auf. Mit einem gekonnten Satz sprang er an ihr hoch und zog sich auf den First der Mauer. Auf der anderen Seite ging es eben so flink wieder herunter. Sekunden später erreichte auch Mia die Mauer. Sie zu überqueren war ein Kinderspiel. Noch während sie über der Mauer in der Luft hing, sondierte sie die Lage. Eine kleine Gasse grenzte hier unmittelbar an den Park an. Der Vermummte lief die Gasse entlang weiter vor ihr weg. Mia streckte den rechten Arm ruckartig nach vorne aus. Ein Wurfstern glitt aus einer Halterung am Unterarm in ihre Hand. Sie landete. Mit atemberaubender Geschwindigkeit ließ sie den Arm nach vorne schnellen und öffnete die Hand. Der Wurfstern sauste dem Flüchtigen hinterher. Gebannt verfolgte Mia seine Flugbahn. „Passt.“, sagte sie trocken. Und setzte an, die Verfolgung wieder aufzunehmen. Doch unmittelbar bevor das Geschoss in den Nacken des Vermummten einschlagen konnte, stolperte dieser über einen Stein, der auf der Straße lag. Er taumelte. Offenbar kostete es ihn reichlich Anstrengung und Geschick, nicht zu stürzen. Dummerweise geriet er so aus der Flugbahn des Wurfsterns. Der Stern schlug dumpf in seiner Schulter ein. Die Wucht warf ihn erneut fast zu Boden. Er schrie auf. Das Paket fiel ihm aus den Händen. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er. Er blickte zu Boden und nach hinten. Was sollte er tun? Mia hatte ihn fast erreicht. Der Flüchtende schüttelte den Kopf und rannte weiter die Straße herunter. Mia tobte innerlich. Und die Worte, die ihr beim Anblick dieser unerwarteten Situation über die Lippen kamen, schickten sich gewiss nicht gerade für eine junge Dame. Aber was zum Teufel interessierte sie schon Damenhaftigkeit? Noch einige weitere Kraftausdrücke kamen hinzu, als die verletzte Gestalt eine breite Querstraße erreichte und direkt auf einen vorbeifahrenden Wagen aufsprang, der dann zügig im Getümmel entschwand.
     
    Mia drosselte nun ihr Tempo. Den erreichte sie nicht mehr. Offenbar war die Aktion mit dem Wagen geplant. ‚Nicht schlecht!‘, zollte sie den Unbekannten Anerkennung. Obwohl ihr Wurfstern die Sache eigentlich hätte erledigen müssen. Inzwischen kam sie an der Stelle an, wo der Fremde das Päckchen fallengelassen hatte. Nachdem sie die Umgebung noch einmal genauestens begutachtet hatte, bückte sie sich und hob es auf. Es handelte sich um eine Ledermappe, umwickelt mit einer dünnen Schnur. Mit geschickten Fingern löste sie vorsichtig die Schnur und öffnete die Mappe. Mehrere Blatt Papier lagen darin. Jedes fein säuberlich beschrieben. Die Handschrift kam Mia bekannt vor. Sie klappte die Mappe wieder zu. Vorerst. ‚Das muss ich mir zu Hause genauer anschauen. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.‘
     
    Kurz darauf stand sie wieder vor dem Monument. Genau an dieser Stelle hatte vor kurzem noch eine zweite Gestalt am Boden gelegen. Jetzt lag niemand mehr dort. Mia zuckte mit den Schultern. ‚Warum wundert mich das jetzt nicht?‘
     

Kapitel 4
     
     
    Auf dem Heimweg ging Mia die Erlebnisse des Abends noch einmal durch. Jede Kleinigkeit
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