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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand
Autoren: Claudia Muther
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vorstellen, doch es klang überaus interessant und verlockend. Vielleicht war das ja was für sie – allemal besser als Quandala erschien es ohnehin. Also: Was hatte sie schon zu verlieren? Wenn es dieses Tramor wirklich gab, dann würde sie es finden – und vielleicht dort eine neue, eine wahre Heimat finden.
     
    Ihre Sachen waren dann schnell gepackt. Alles, was sie nicht mitnehmen konnte, hatte sie Mutter Lu anvertraut – und beim Abschied etwas von „Spezialauftrag“ gemurmelt. Auf diese Weise konnte sie ein Teil der zu erwartenden Fragen und Tränen von vornherein vermeiden. Solche Sentimentalitäten waren nach wie vor nichts für sie.
    Mit einigen routinierten Griffen überprüfte sie noch einmal ihre Ausrüstung. Alles saß. Sie war bereit. Dann gab sie ihrem Pferd die Sporen und ritt schweigend los. Immer dem Sonnenuntergang entgegen. Auf nach Tramor.
     

Epilog
     
     
    Es herrschte eine ausgelassene Stimmung in der Kneipe. Fasziniert schaute Mia sich um. Noch immer konnte sie nicht begreifen, wie Wesen solch unterschiedlicher Natur halbwegs friedlich in einer Stadt zusammenleben konnten. Tramor war so anders, so einzigartig. Das, was sie in den wenigen Tagen seit ihrer Ankunft hier gesehen hatte, sprengte ihre Vorstellungskraft bei weitem. Langsam ließ sie die Blicke schweifen. Am Nachbartisch saßen zwei Goblins zusammen mit einem Ork und unterhielten sich angeregt. Noch vor wenigen Wochen hätte sie jeder Grünhaut sofort die Kehle durchgeschnitten, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch die drei dort wollten letztlich genau dasselbe wie sie: In aller Ruhe den Abend ausklingen lassen. Mia nippte an ihrem Tee. Nicht so schmackhaft wie in Quandala, aber trinkbar. Der kleinere der beiden Goblins ließ sie ein wenig schmunzeln. Über seiner auch für Goblins recht großen Nase hatte er sich ein Monokel in den Augenwinkel geklemmt. Wie lächerlich! Vermutlich hielt er sich auch noch für besonders wichtig oder gar schlau. Mia musste grinsen. Schlaue Goblins – als wenn das möglich wäre…
     
    „Hey, Püppchen!“ Mias Aufmerksamkeit wurde jäh auf zwei Männer mittleren Alters gelenkt, die an einem anderen Tisch in der Nähe saßen. Offenbar hatten sie schon so einiges getrunken. Mit groben Gesten winkten sie zu ihr herüber. Anscheinend wollten sie sie an ihren Tisch einladen. Demonstrativ schaute sie wieder weg. „Nun hab dich nicht so, Zuckerschnecke. Wir sind auch ganz lieb zu dir.“, rief einer der beiden lautstark zu ihr herüber und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Seelenruhig trank Mia einen weiteren Schluck von ihrem Tee. Nun standen die beiden auf und gingen leicht torkelnd zu ihrem Tisch herüber. Eine ordentliche Fahne wehte ihnen voraus. Einer der beiden stellte sich ohne Einladung neben die junge Frau und legte seinen muskulösen Arm auf ihre Schultern. Der andere stand einfach grinsend da.
     
    „Nehmt sofort die Finger weg!“, schnauzte Mia den Kerl an. Aber der lachte nur, und sein Kollege stimmte mit ein. „Hab dich nicht so! Wir wollen doch nur ein bisschen Spaß.“, lallte der Typ und zog die junge Frau näher an sich heran. Mittlerweile schauten sämtliche Gäste des Wirtshauses gebannt auf das, was sich da gerade entwickelte. „Letzte Warnung!“, sagte Mia streng. Doch den Mann interessierte offensichtlich nicht, was Mia sagte. Stattdessen legte er seine Hand auf ihr Knie und wollte sie langsam nach oben schieben. Mit einer blitzschnellen Bewegung sprang sie aus dem Sitz auf, landete auf dem Tisch und versetzte dem Grabscher einen harten Tritt gegen die Brust. Benommen torkelte der Mann einige Schritte zurück. Die Menge johlte. Das war ganz nach ihrem Geschmack. Der andere Mann griff nun nach ihr. So etwas wollte er sich nicht gefallen lassen. Doch seine Bewegungen kamen viel zu langsam. Ohne die geringste Mühe wich Mia seiner Hand aus, packte ihrerseits blitzschnell seinen Arm und verdrehte ihn auf den Rücken. Ein leichter Ruck nach oben. Es knirschte, und der Mann kniete im nächsten Moment mit schmerzverzerrtem Gesicht vor ihr auf dem Boden. „Offensichtlich haben eure Mütter euch nicht sehr gut erzogen.“, fuhr sie den Kerl wütend an, und ihre Augen funkelten gefährlich, „Da muss wohl erst ich kommen, um euch ein wenig Benehmen beizubringen. Deshalb schreib es dir hinter deine ungewaschenen Ohren: So geht man nicht mit einer Dame um.“ Der Mann auf dem Boden starrte sie mit offenem Mund an. Zu baff, etwas zu sagen, nickte er nur. Während sie
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