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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand
Autoren: Claudia Muther
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wie er es ausdrückte. Aber das sah nach viel mehr aus. Er hatte sie ausspioniert nach allen Regeln der Kunst. Aufgeregt blätterte sie weiter und las einige der Passagen. Momentmal. Da stand auch etwas über den Kampf mit den beiden Schlägertypen in ihrer Wohnung:
    „ Wie ich erwartet habe, hat sie den Abschaum leicht erledigt. Den Detektor hat sie an sich genommen. Das wird es mir in Zukunft erleichtern, sie ausfindig zu machen. Der Plan gedeiht. Nur noch ein wenig Geduld. “
    Was sollte das denn heißen? Doran Zi hatte ihr die Schläger auf den Hals gehetzt. Aber warum? Ging es nur um dieses komische Plättchen. Sie griff in ihre Jacke und holte es heraus. Ein Detektor? Kurz hielt sie das Plättchen zwischen zwei Fingern und betrachtete es eindringlich. Dann schleuderte sie es auf den Boden und trat mit der Ferse darauf. Es knackte. ‚Verdammt!‘
     
    Erneut widmete sie sich dem Büchlein. Diesmal schlug sie es dicht beim Anfang auf. Die Schrift hier war stark verwischt. Vielleicht hatte das Buch Regen abbekommen. Durchaus denkbar in all den Jahren. Nur noch einzelne Worte ließen sich erkennen. „Macht“ kam dabei immer wieder vor, auch „beherrschen“, „Blut“ und „Dämon“ konnte Mia lesen. Es schauderte sie. Was um alles in der Welt geschah hier? Was verheimlichte der alte Mann vor ihr? Sie wollte, nein, sie musste ihn zur Rede stellen. Unsanft stieß sie Doran Zi an und schüttelte ihn so lange, bis er wach wurde. „Was…was ist geschehen?“, fragte der alte Mann und schaute sich unsicher um. Doch als er Mia erblickte beruhigte er sich wieder. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck hielt sie ihm das Buch vor das Gesicht. „Ihr habt das hier verloren.“, sagte sie ihm direkt auf den Kopf zu. Der alte Mann zuckte zusammen. „Das…lass mich erklären.“, stotterte er und griff nach dem Büchlein. Doch Mia zog es geistesgegenwärtig zurück. „Ich habe immer dein Bestes gewollt. Das musst du mir glauben. Dieses Artefakt ist für dich bestimmt. Aber du musst stark dafür sein. Nur dann kannst du seine Macht entfesseln und für dich nutzen.“ Mit treuen Augen blickte Doran Zi Mia geradewegs ins Gesicht. „Du musstest vorbereitet sein. Mit allen Wassern gewaschen. Erst dann durfte ich dich informieren. Ansonsten würde die Macht des Artefakts dich verschlingen. Und das darf nicht geschehen. Du musst sie wecken, und du kannst das. Du kannst sie beherrschen. Überleg nur, was alles aus dir werden kann. Denk an deinen Vater! Nichts ist unmöglich.“ Von Müdigkeit und Erschöpfung war in diesem Moment bei Doran Zi nichts mehr zu spüren. Er wirkte frisch und fitter als noch kurz zuvor. Seine Augen glühten regelrecht. „Das Artefakt ist für dich bestimmt. Das hat dein Vater mir mehr als einmal gesagt. Und es ist sein Wille, dass du es nutzt. Es ist dein Erbe. Schlag es nicht aus! Bring es zu Ende!“
     
    „Dann war das ganze Abenteuer inszeniert?“, fragte Mia reichlich desillusioniert. „Ein Teil davon schon.“, gab Doran Zi kleinlaut zurück, „Aber längst nicht alles. So etwas kann man nicht planen. Das geschieht einfach. Ich werde später all deine Fragen beantworten. Ich verspreche es. Doch jetzt lass uns das Artefakt suchen. Ich kann spüren, dass es ganz in der Nähe ist. Vollende dein Werk, und du wirst alles erkennen. Bitte, vertraue mir! Ich meine es wirklich gut.“ Mia wusste nicht, was sie sagen sollte. Da war offensichtlich so viel, was der alte Mann ihr verheimlicht hatte. Und das ärgerte sie. Auf der anderen Seite leuchtete ihr auch ein, was sie da gerade gehört hatte. Und wenn es der Wille ihres Vaters war… Sie fühlte sich stark, hatte viele Abenteuer und gefährliche Situationen überstanden. Sie konnte sich wehren gegen jede Form von Angreifer. Sie war bereit für die Macht. Das klang so verlockend. Was für Möglichkeiten, was für Wege standen ihr dann offen? Sie würde unbesiegbar sein. Wenn sie wollte, konnte sie den Ruhm des Hauses Lun wieder neu begründen und es ganz nach oben führen. Für ihren Vater, für ihre Mutter – und für die ganze Familie. Sie allein hatte es in der Hand. Wie Lava pulsierte dieses Gefühl, diese Sehnsucht durch ihre Adern. Eine kräftige Stimme in ihrem Kopf sagte immerfort: ‚Nimm es, tu es, werde eins mit dem Artefakt!‘ Da war auch eine andere leisere Stimme, die vorsichtig warnte: ‚Lass dich nicht darauf ein! Denk an die Warnungen deines Großvaters! Solche Macht hat auch immer ihren Preis.‘ Doch diese zweite Stimme
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