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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand
Autoren: Claudia Muther
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wurde zunehmend leiser, bis sie schließlich ganz verstummte.
     
    Jetzt sah Mia klar. Sie wollte die Macht – koste es, was es wolle. Sie wollte sie mehr als alles andere. Macht! Das klang so köstlich in ihren Ohren. Mit einem Gesicht, das pure Entschlossenheit zum Ausdruck brachte, wandte sie sich an Doran Zi. „Dann lasst uns das Artefakt finden. Und wehe, ihr sagt mir auch nur ein einziges Mal nicht die volle Wahrheit. Dann werdet ihr als erster meine Macht zu spüren bekommen. Ob nun mit oder ohne Artefakt.“ Bei diesen Worten stemmte sie die Fäuste in die Hüften und schaute den alten Mann mit einem Blick an, der keinerlei Kompromisse zuließ.
     

Kapitel 51
     
     
    Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Der Raum, in dem sie sich befanden, besaß keinen sichtbaren weiteren Ausgang als die Tür, durch die sie hereingekommen waren. Aber Mia war klar, dass es irgendwo weitergehen musste. Also fing sie an, den Raum systematisch zu durchsuchen. Über jeden Quadratzentimeter von Wand und Fußboden ließ sie ihre Finger gleiten. Wenn es irgendwo auch nur den kleinsten versteckten Mechanismus gab, dann würde sie ihn erspüren.
     
    Die Zeit verstrich. Aus Minuten wurde eine Stunde. Noch eine folgte. Und immer noch hatte sie keinen Erfolg zu vermelden. Doran Zi blieb die ganze Zeit über still am Tisch sitzen und beobachtete Mia, bemüht, ihre Konzentration nicht zu stören. Inzwischen hatte sie den ganzen Raum schon zweimal abgesucht. „Hier ist definitiv nichts.“, sagte sie nun laut und stellte sich schulterzuckend vor den alten Mann. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck erwiderte der ihren Blick. War das Resignation, die Mia da entdeckte – oder sorgte einfach nur der körperliche Schmerz für sein Gesicht? Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen. Dann richtete sich Doran Zi mühsam auf. „Irgendwo hier muss es aber zum Artefakt gehen. Ich weiß es einfach. Vielleicht haben wir vorher etwas übersehen. Lass uns ein wenig zurückgehen.“, schlug er vor. ‚Zurück…‘, schoss es Mia durch den Kopf, ‚…übersehen…‘ Was wäre denn, wenn es gar nicht von diesem Raum aus weiterging, sondern von dem anderen vorher? Das wäre in der Tat ein raffinierter Trick. Suchende einfach ins Leere laufen lassen, bis sie resigniert aufgaben. Gedankenverloren massierte sie ihre malträtierten Finger. Also das Ganze nochmal im vorigen Raum.
     
    Wieder verging die Zeit. Und je länger es dauerte, desto schwerer fiel es Mia, sich zu konzentrieren. Solch eine Suche war anstrengend. Und die Ungeduld nahm langsam überhand. Hier musste doch irgendwo etwas sein! Nach einer weiteren Stunde musste sie sich eingestehen, dass da nichts war. Wütend, fast schon verzweifelt stand sie einfach nur da. Sie wollte das Artefakt finden. Alles andere schien ihr unwichtig. Aber wo zum Teufel steckte es?
     
    „Könnte es möglicherweise noch einen anderen Gang geben?“, warf Doran Zi jetzt vorsichtig ein. Er merkte sehr genau, dass die junge Frau kurz vor der Explosion stand. Mia dachte nach. In diesem Haus voller Magie schien vieles möglich. Warum sollte es nicht auch noch weitere Geheimgänge geben? Blinde Gänge, falsche Fährten? Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Hier unten ist nichts. Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als wieder hochzustapfen.“ Und mit einem besorgten Blick auf den alten Mann fügte sie hinzu: „Schafft ihr das?“ Doran Zi nickte. „Ich denke schon. Wird aber vielleicht etwas länger dauern.“ Bei diesen Worten musste er selbst ein wenig grinsen.
     
    Gemeinsam gingen sie zur Leiter herüber. Gerade wollte Mia den Fuß auf die unterste Stufe setzen, da griff sie, einer Eingebung folgend, noch einmal hinter die Leiter und tastete dort die Wand ab. Ein Stein gab unter dem Druck ihrer Finger leicht nach und bewegte sich nach hinten. Sekunden später ertönte ein schleifendes Geräusch direkt unter ihr. Schnell trat sie einige Schritte zurück und schob Doran Zi beiseite. Da ging es auch schon los: Ein Stück des Bodens fuhr ruckartig zur Seite. Darunter kam ein weiterer senkrechter Schacht zum Vorschein, in dem ebenfalls eine Leiter weiter nach unten führte. Ungläubig schüttelte Mia den Kopf. ‚So was Raffiniertes! Darauf muss man erst mal kommen.‘
     
    Mit fragendem Blick drehte sie sich nun zu dem alten Mann um und deutete mit der Hand auf den frisch entdeckten Schacht. „Schafft ihr das?“ Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, doch in ihrer Stimme schwang eine Portion
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