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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz
Autoren: Giles Blunt
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weibliche Stimme: »Ruhe, verdammt!«
    Einen Augenblick später kam Ms. Greene die Treppe hochgerannt. Sie versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, aber Delorme musste ihn ihr abnehmen und die Tür selbst aufschließen. Als sie das Zimmer betraten, stieß Ms. Greene einen Schrei aus.
    Melanie lag vor ihrem Schreibtisch auf dem Boden.
    Sofort entdeckte Delorme die leere Tablettenschachtel, das Wasserglas, den Abschiedsbrief. Sie kniete sich neben die junge Frau und fühlte nach ihrem Puls.
    »Sie lebt. Fassen Sie ihre Füße, wir legen sie aufs Bett.«
    Wie benommen tat Ms. Greene, wie ihr geheißen, die Augen starr vor Angst.
    Delorme drehte Melanie auf den Bauch und steckte ihr einen Finger in den Hals. Ein Würgen, dann ergoss sich Erbrochenes über ihre Hand. Sie wiederholte den Vorgang. Wieder ein Würgen, aber nichts kam.
    Unbeholfen zog sie mit der linken Hand ihr Handy aus der Tasche und rief einen Notarzt. Das Krankenhaus war nur wenige Blocks entfernt.

50
     
    F rank Rowley legte seinen Gitarrenkoffer in den Kofferraum. Dann stellte er Taras kleine, pinkfarbene Reisetasche mit Disneymotiven darauf. Tara stand in ihrem pinkfarbenen Anorak in der Einfahrt, der Wind blies ihr das blonde Haar ins Gesicht. Schließlich packte er seine eigene Reisetasche neben die Gitarre. Er hatte seine Tasche sorg fältig gepackt; den Laptop hatte er zwischen zwei Jeans geschoben und die neue Webcam in einem Paar zusammengerollter Socken versteckt. Die Vorfreude darauf, dass er schon bald mit Tara allein unterwegs sein würde, ließ sein Herz höher schlagen.
    »Ziemlich viel Gepäck für zwei Tage«, bemerkte Wendy. Sie hatte sich keine Jacke übergezogen und drückte sich den riesigen Plüschteddybären ihrer Tochter an die Brust, um sich zu wärmen.
    »Du kennst mich ja. Ich nehme immer zu viel mit.«
    »Es ist so stürmisch«, sagte sie. »Vielleicht solltet ihr lieber erst morgen früh losfahren.«
    »Unsinn«, erwiderte Rowley. »Es ist viel besser, wenn wir jetzt fahren. Um die Zeit herrscht kaum Verkehr, und wir werden rechtzeitig ankommen, um uns auszuschlafen. Und morgen früh sind wir dann die Allerersten, die bei WonderWorld an die Tore klopfen. Stimmt’s, Tara?«
    »Ja! Ja!«, rief Tara. »Das machen wir!«
    »Es wird alles wunderbar klappen«, sagte Frank zu Wendy. »Wir werden den ganzen Freitag und den Samstagvormittag in WonderWorld verbringen, und am Samstagnachmittag spiele ich auf dieser Hochzeit. Tara wird sich bestimmt nicht langweilen. Die haben uns nur für zwei Stunden gebucht, und Terry wird sich um sie kümmern.«
    Terry war die Frau des Bassisten, die die Band zu jedem Auftritt begleitete, um ein Auge auf ihren nicht besonders treuen Ehemann zu haben.
    »Der Wind bläst dir deine Perücke fast vom Kopf«, sagte Wendy.
    »Ich weiß, ich weiß.« Rowley rückte sein Haarteil zurecht.
    »Aber du siehst cool aus mit der Perücke«, rief Tara.
    »Warum trägst du sie überhaupt? Du spielst doch erst am Samstag.«
    »Weil sie Tara gefällt, und ich hab’s ihr versprochen. Stimmt’s, Tara?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Okay, Kleines, einsteigen.«
    »Erst soll Teddy einsteigen.«
    Wendy öffnete die Seitentür, setzte den Bären auf die Rückbank und schnallte ihn feierlich an. Dann hob sie ihre Tochter auf den Beifahrersitz.
    »Und dass du mir schön brav bist, hörst du?«
    »Na klar.«
    Wendy umarmte Tara und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. »Du wirst mir fehlen, mein Schatz.«
    »Mama, es sind doch nur zwei Tage!«
    Frank lächelte Wendy an, als wollte er sagen: Kinder – da kann man nichts machen. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich passe schon auf sie auf.«
    Ein Auto bog in die Einfahrt ein, gefolgt von einem schwarz-weißen Streifenwagen. Rowley hielt sich schützend den Arm über die Augen, um nicht vom Scheinwerferlicht geblendet zu werden. Die Polizisten stiegen wortlos aus und kamen mit entschlossenen Schritten auf sie zu. Rowley wusste sofort, dass sie nicht zufällig hier waren. Und er wusste, dass ihr Besuch nur einen einzigen Grund haben konnte. Angst packte ihn, und er spürte, wie ihm zwischen den Schulterblätternder Schweiß ausbrach. »Können wir Ihnen helfen?«, fragte er. Dann erkannte er die Frau, die auf ihn zutrat. »Hallo, ich erinnere mich an Sie. Sie sind die Polizistin, die mich wegen des Jachthafens befragt hat.«
    »Ganz genau«, sagte Detective Delorme. Im gleichen Augenblick wandte sie sich an Wendy, hielt ihren Ausweis hoch und stellte sich vor. »Ist das Ihre
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