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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz
Autoren: Giles Blunt
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Tochter da im Auto, Ma’am?«
    »Ja, wieso?«
    »Würden Sie sie bitte ins Haus bringen?«
    »Warum denn? Was geht hier vor?«
    »Bringen Sie sie bitte ins Haus. Ich bin hier, um Mr. Rowley zu verhaften, und das möchte ich nicht vor den Augen Ihrer Tochter tun.«
    »Verhaften? Sie können ihn nicht verhaften. Er hat doch nichts getan.«
    »Bring sie rein«, sagte Rowley zu ihr. »Ich regle das schon.«
    »Aber was hat das alles zu bedeuten?«
    »Liebling, bring sie rein.«
    Rowley sah zu, wie Wendy Tara aus dem Auto hob. Noch ehe sie die Haustür erreicht hatten, begann das Mädchen lauthals zu protestieren.
    »Frank Rowley, ich verhafte Sie wegen Herstellung und Verbreitung von Kinderpornographie. Wir werden sämtliche Computer, Kameras, Festplatten, CDs und andere Speichermöglichkeiten beschlagnahmen, die sich in Ihrem Besitz befinden. Weitere Anklagen wegen Kindesmissbrauch und Vergewaltigung werden nach Ermessen der Staatsanwaltschaft folgen.«
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, sagte Rowley. »Ich habe dieses Mädchen noch nie angerührt.«
    »Es geht nicht um dieses Mädchen«, erwiderte Delorme und legte ihm Handschellen an.

51
     
    C ardinal lauschte angestrengt in die Stille hinein. Alte Häuser knarzen, vielleicht hatte es nichts zu bedeuten. Womöglich war Bell bereits geflohen und in einem Taxi unterwegs zum Flughafen.
    Ein Schritt.
    Mit drei lautlosen Sätzen durchquerte Cardinal den Flur und öffnete die letzte Tür. Einige Stufen führten zu einem Treppenabsatz. Vorsichtig am Rand auftretend stieg er in den zweiten Stock hinauf. Als er den Absatz erreichte, holte er tief Luft, hob die Beretta und ging weiter nach oben.
    »Dachte ich’s mir, dass Sie das sind«, sagte Bell.
    Bell hockte auf der obersten Stufe, eine Pistole in der Hand, eine Luger, wenn Cardinal sich nicht irrte.
    Noch vor wenigen Wochen hätte er beim Anblick von Dr. Bells Luger, die auf seine Brust gerichtet war, gezittert. Aber als er jetzt wenige Stufen weiter unten vor ihm stand, war es ihm vollkommen gleichgültig.
    »Eins sollten Sie wissen«, sagte er. »Ich habe Ihnen gegenüber im Moment einen großen Vorteil.«
    »Ach ja? Weil es Ihnen gleichgültig ist, ob Sie leben oder sterben?«
    Wieder einmal hatte Bell ihn durchschaut.
    »Ich versichere Ihnen«, fuhr Bell fort, »ich befinde mich an genau demselben Punkt. Ich habe auch meine Frau verloren.«
    »›Verloren‹ trifft es nicht ganz, oder? Ich weiß, warum Sie Ihre Frau ermordet haben. Sie hat Ihnen Ihre Schätze gestohlen. Erinnerungen an Ihre Triumphe, die Sie seit Jahren sammeln. Erinnerungen an Ihre Siege.«
    »Falls Sie von meinen DVDs sprechen – ein Mann mitmehr Grips im Kopf würde wissen, dass es sich um Lehrmaterial handelt.«
    »Sie haben gar keine Studenten.«
    »Lehrmaterial für mich selbst. Es gibt Therapeuten, die sich weiterbilden, indem sie Aufnahmen mit besonders schwie rigen Patienten studieren, wissen Sie.«
    »Oder um in Schadenfreude zu schwelgen. Um sich daran zu ergötzen, wie Sie so tun, als würden Sie Ihren Patienten helfen, während Sie sie in Wirklichkeit dazu bringen, sich das Leben zu nehmen.«
    »Ich tue nichts anderes, als Dinge klarzustellen. Indem ich die wahren Gefühle der Patienten spiegele, gebe ich ihnen die Möglichkeit, mit diesen Gefühlen umzugehen. Dann können sich neue Wege auftun. Manche finden eine neue Möglichkeit, ihr Leiden zu lindern oder sogar ihre Lebensfreude wiederzufinden. Andere Patienten wählen den Suizid, und das ist allein ihre Entscheidung und ihr gutes Recht.«
    »Aus Ihren Aufnahmen geht eindeutig hervor, dass Sie entscheiden, welche Gefühle Sie spiegeln. Und zwar nur die negativen. Sie nähren die schwärzesten Gedanken Ihrer Patienten. ›Schreiben Sie einen Abschiedsbrief. Tun wir so, als wäre es Realität. Fassen Sie Ihre Gefühle in Worte. Machen Sie einen konkreten Schritt auf die Lösung zu. Denken Sie an all das Gute, was dabei herauskommen kann. Erstens wird das Leiden ein Ende haben. Zweitens wird Ihre Familie von einer großen Last befreit.‹«
    »Das trifft häufig zu. Das sind legitime Argumente.«
    »Und Sie sorgen dafür, dass die Leute ausreichend mit Schlaftabletten versorgt sind, falls sie zimperlich sind und kein Blut sehen können oder …«
    »Oder was? Angst vor Verstümmelung haben? Ja, wenn einer springt, ist das Gesicht nachher kein schöner Anblick mehr, nicht wahr?«
    Cardinals Finger schlossen sich fester um den Griff der Beretta. »Oder Sie verschreiben ihnen
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