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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz
Autoren: Giles Blunt
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Rowley?«, sagte Delorme.
    »Nicht mehr. Ich habe schon vor Jahren meinen Geburtsnamen wieder angenommen.«
    »Ich bin Sergeant Delorme.«
    »Melanie hat doch hoffentlich nichts angestellt?«
    »Nein, Ihre Tochter hat sich nichts zuschulden kommen lassen, aber ich muss mich mit Ihnen über etwas unterhalten, das höchstwahrscheinlich mit ihr zu tun hat.«
    Mrs. Greene führte Delorme in ein winziges Wohnzimmer. Ein Sofa und zwei Sessel von der Größe von Puppenmöbeln füllten das Zimmer fast vollständig aus, aber es hatte eine gemütliche Atmosphäre. Delorme setzte sich aufs Sofa, das so niedrig war, dass sie mit dem Kinn fast ihre Knie berührte. Kaum hatte sie Platz genommen, wurde ihr klar, dass es sich um das Sofa handelte, das auf einigen der Fotos abgebildet war: rote Plüschpolster umrahmt von aufwendigen Holzschnitzereien.Und durch die Tür, die hinter Mrs. Greene in die Küche führte, waren die charakteristischen blauen Fliesen zu sehen. Ja, Delorme hatte das richtige Haus gefunden, aber es machte sie nicht froh.
    »Ms. Greene, wie alt ist Ihre Tochter?«
    »Melanie ist achtzehn. Sie wird im Dezember neunzehn.«
    »Und sie ist blond, wie Sie?« Die Frage war eigentlich überflüssig. Ms. Greene hatte die gleichen grünen Augen wie das Mädchen auf den Fotos, die gleichen perfekt geschwungenen Augenbrauen, die gleiche Stupsnase.
    »Na ja, sie hat ein viel helleres Blond als ich. So wie ich früher war. Aber warum wollen Sie das wissen? Sie hat doch keinen Unfall gehabt, oder? Sagen Sie es mir bitte. Es geht ihr doch gut, oder?«
    »Kein Unfall. Soweit wir wissen, geht es ihr gut. Ihr Vater ist Frank Rowley, ist das richtig?«
    »Stiefvater. Wir haben geheiratet, als Melanie gerade in die Schule gekommen war. Aber er hat sich vor fünf Jahren von mir getrennt. Es hatte sich herausgestellt, dass das Eheleben nichts für ihn war – so sagte er jedenfalls. Er ist nach Sudbury gezogen, und wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört. Ich finde, er hätte wenigstens mit Melanie in Kontakt bleiben sollen, aber das hat er nicht getan. Bis heute nicht. Er wohnt jetzt wieder hier in der Stadt. Ich habe ihn ein paarmal gesehen, aber jedes Mal die Straßenseite gewechselt, um ihm nicht zu begegnen. Er ist wieder verheiratet und hat eine neue Stieftochter von ungefähr sechs Jahren. Ich habe Melanie nicht mal erzählt, dass er wieder hier wohnt. Aber vielleicht sollte ich es tun. Es würde sie nur aufregen, wenn sie ihm zufällig über den Weg laufen würde.«
    Delorme nahm einen Umschlag mit Fotos aus ihrer Aktentasche und wählte ein Bild aus, einen Ausschnitt, den sie aus einer Szene heraus hatte vergrößern lassen. Er zeigte daslächelnde Gesicht des Mädchens im Alter von etwa sechs, sieben Jahren.
    »Ist das Ihre Tochter?«
    »Ja, das ist Melanie. Woher haben Sie das? Ich habe jede Menge Fotos, aber das habe ich noch nie gesehen.«
    Delorme nahm eine weitere Vergrößerung aus dem Umschlag. Ein Brustbild des etwa zwölfjährigen Mädchens, derselbe wachsame Blick wie bei der Mutter.
    »Ja, das ist auch Melanie. Da wird sie so zwölf gewesen sein. Sergeant Delorme, Sie machen mir Angst. Warum haben Sie Fotos von meiner Tochter – alte Fotos –, die ich noch nie gesehen habe?«
    Delorme wählte zwei weitere Fotos aus, Ausschnitte, auf dem nur der Täter zu sehen war – nicht, was er tat oder mit wem. Lange Haare, nackter Oberkörper, das Gesicht von der Kamera abgewandt.
    »Ms. Greene, erkennen Sie diesen Mann?«
    Die Frau nahm die Fotos mit einer Vorsicht entgegen, als handelte es sich um gefährliche Bakterienkulturen. »Das ist – das ist Frank. Mein Mann. Exmann.«
    »Sind Sie sich ganz sicher? Auf den Fotos ist nicht viel zu sehen.«
    »Also, ich weiß einfach, dass er es ist. So wie man jemanden kennt, mit dem man jahrelang zusammengelebt hat – wie er den Kopf neigt, das Kinn, die ganze Haltung … die runden Schultern. Außerdem hat er drei Muttermale auf der Schulter.« Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf das Foto. »Hier, auf der linken. Sie sind angeordnet wie der Gürtel des Orion, wie ein angedeutetes Dreieck. Das hat nichts Gutes zu bedeuten, stimmt’s?«
    »Ich fürchte, nein, Ms. Greene. Können Sie mir sagen, wo Melanie jetzt ist?«
    »Sie hat ein Zimmer in einer Studentenpension. Als sie mitdem College anfing, wollte sie auf eigenen Füßen stehen. Ich gebe Ihnen die Adresse. Aber erst, wenn Sie mir gesagt haben, was hier vorgeht.« Ms. Greene stand auf und ballte immer wieder die
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