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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz
Autoren: Giles Blunt
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Fäuste, als bereitete sie sich auf einen Kampf vor.
    »Setzen Sie sich lieber wieder hin«, sagte Delorme. »Was ich Ihnen mitzuteilen habe, wird Sie schockieren.«
    »Bitte, sagen Sie es mir einfach, Detective.«
    »Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber wir haben noch weitere Fotos von Frank und Ihrer Tochter. Fotos, die die beiden beim Sex zeigen. Wir haben sie im Internet gefunden.«
    Ms. Greene fasste sich an die Brust »Was?«
    »Es gibt mindestens hundert solcher Fotos. Wo er sie ursprünglich ins Netz gestellt hat, wissen wir nicht. Leute, die pornographische Bilder sammeln, tauschen sie häufig untereinander aus. So kommt es, dass immer wieder Bilder von Ihrer Tochter auftauchen, wenn die Polizei von Toronto wieder jemanden wegen Besitzes von Kinderpornographie verhaftet und dessen Computer beschlagnahmt.«
    Ms. Greene hatte sich immer noch nicht vom Fleck gerührt, die Hand immer noch ans Herz gedrückt, als versuchte sie, es zu schützen.
    »Wir müssen dringend mit Ihrer Tochter sprechen, um sie zu fragen, ob sie bereit ist, gegen Mr. Rowley auszusagen. Wir haben es mit einem schweren Verbrechen zu tun, und es sieht so aus, als wäre jetzt wieder ein kleines Mädchen in Gefahr.«
    Aber Ms. Greene hörte sie kaum noch. Delorme sah, wie der Schock sich in Gram, Kummer und Bedauern verwandelte und in tausend andere Gefühle, die sich nur erahnen ließen. Es wirkte wie eine Zeitlupenaufnahme vom Einsturz eines Gebäudes: Sie hob die Hände vors Gesicht, sie stieß einenerstickten Schrei aus, ihre Beine gaben nach, sie sank auf ihren Sessel und brach weinend zusammen.
    Delorme ging in die Küche, die so blitzblank war wie eine Schiffskombüse, und setzte Tee auf. Als der Tee fertig war, hatte Ms. Greene aufgehört zu schluchzen. Während sie schniefend ihren Tee trank, schlug ihr Kummer in Wut um. »Ich bringe ihn um«, murmelte sie. »Das Schwein bringe ich um.«
    »Das dürfen Sie nicht«, sagte Delorme sanft. »Aber Sie können uns helfen, dafür zu sorgen, dass er so etwas nie wieder tut.«
    Dann kamen die Selbstvorwürfe. »Ich hätte es merken müssen. Warum habe ich nichts davon mitbekommen? O Gott, mein armes kleines Mädchen. Wie oft hab ich die beiden allein gelassen. Ich hab zugelassen, dass er mit ihr zeltet! Und Bootsausflüge macht! Ich hab ihm sogar erlaubt, übers Wochenende mit ihr wegzufahren! Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass er so was mit ihr machen könnte.«
    »Er wird dafür gesorgt haben, dass Sie auf keinen Fall Verdacht schöpfen würden.«
    »Ich hätte es trotzdem merken müssen. Jetzt, wo Sie mir die Bilder gezeigt und alles erzählt haben, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich weiß, dass Sie die Wahrheit sagen. Also, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Gott, wie oft er darauf gedrängt hat, etwas mit ihr allein zu unternehmen. Was bin ich für eine Idiotin! Ach, meine arme Melanie!«
    Sie brach erneut in Tränen aus, trank noch eine Tasse Tee, und als Ms. Greene schließlich keine Tränen mehr hatte, nahm sie das Telefon und wählte.
    »Sie meldet sich nicht«, sagte sie und wählte erneut. Nach dem dritten Versuch schlug Delorme vor, einfach zu der Studentenpension zu fahren, wo Melanie wohnte.
     
    »Ich verstehe nicht, warum sie nicht ans Telefon geht«, sagte Ms. Greene zum fünften Mal, während sie ans andere Ende der Stadt fuhren. Wie die meisten Menschen, die eine schockierende Nachricht erhalten haben, schwankte sie zwischen Angst und Hoffnung. »Bestimmt geht es ihr gut«, sagte sie dann.
    Delorme bog von der Sumner Street in die MacPherson Street ein. »Ich hoffe vor allem, dass Melanie bereit ist, gegen Mr. Rowley auszusagen.«
    »Die Fotos werden doch sicher ausreichen, um ihn zu verurteilen, oder? Dieses Schwein. Den sollte man kurzerhand kastrieren.«
    »Die Fotos sind natürlich wichtige Beweismittel«, sagte Delorme. »Aber eine Aussage von Melanie würde jeden Zweifel zerstreuen, den die Geschworenen noch haben könnten. Und wenn sie keine Aussage macht, werden sie sich fragen, warum. Das könnte sich zu seinem Vorteil erweisen.«
    »Aber es wäre schrecklich für sie. Seit Jahren fragt sie sich, warum sie immer so deprimiert ist, dabei hat der Mann, den sie angehimmelt hat, sie nach Strich und Faden missbraucht. Erst benutzt er sie wie eine, wie eine – Gott, ich kann es nicht mal aussprechen – und dann lässt er sie fallen wie eine heiße Kartoffel. Wenn sie gegen ihn aussagt, wird das all die Erinnerungen wieder
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