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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz
Autoren: Giles Blunt
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Fall arbeitete. Und dass er keine Verstärkung anforderte, war ein weiterer Verstoß gegen die Vorschriften. In dem Frost, der sich auf seiner Windschutzscheibe bildete, konnte er Chouinards Gesicht sehen, und im Geräusch des Gebläses hörte er seine wütende Stimme.
    Aber nichts davon konnte ihn aufhalten.
    Der Camry überfuhr eine rote Ampel, die das Dach rot aufleuchten ließ. Keine Sirene. Cardinal wollte nicht, dass Bell ihn kommen hörte.
    Drei Minuten später hielt er in einiger Entfernung von Bells Haus. Hinten und im ersten Stock brannte Licht. Cardinal ging an den Küchenfenstern vorbei um das Haus herum;drinnen bewegte sich nichts. Der BMW stand immer noch in der Einfahrt.
    Lautlos betrat Cardinal die hintere Veranda. Der obere Teil der Hintertür war verglast und von einer Gardine verdeckt. Als er durch einen schmalen Schlitz lugte, sah er an der gegenüberliegenden Wand einen Kühlschrank, einen Kalender und über der verschlossenen Tür eine Kuckucksuhr. Dann, als er seinen Blickwinkel ein wenig veränderte, sah er Mrs. Bell in gekrümmter Haltung leblos in einer Blutlache auf dem Boden liegen.
    Cardinal zerschlug die Scheibe mit dem Ellbogen, griff durch das Fenster und öffnete die Tür.
    Einen Augenblick lang blieb er in der Tür stehen und lauschte. Das Haus war riesig, und die Küchentür war geschlossen. Falls Bell zu Hause war, hatte er vielleicht nicht gehört, wie das Fenster zerschlagen wurde.
    Auf Zehenspitzen ging Cardinal um die Blutlache herum und legte einen Finger an Mrs. Bells Hals. Sie war noch warm, aber es war kein Puls zu spüren, und die Menge Blut auf dem Boden ließ vermuten, dass sie tot war. Offenbar hatte sie sich gewehrt, denn außer einer klaffenden Wunde am Hals wiesen auch ihre Arme Schnittwunden auf.
    Das hast du ziemlich vermasselt, dachte Cardinal. Normalerweise bringst du die Leute dazu, dass sie sich selbst umbringen. Sie hat deine DVDs gestohlen, deine kostbaren Trophäen, und da bist du ausgerastet. Die Frage ist, was wirst du jetzt tun? Was tut ein von Selbstmord besessener Mann, der mindestens zwei Morde begangen hat, als Nächstes?
    Cardinal öffnete die Küchentür und schlich in die Diele, die zugleich als Wartezimmer diente. Der kleine Kronleuchter an der Decke war eingeschaltet, aber Bells Sprechzimmer war dunkel, ebenso das Wohnzimmer zur Rechten. Cardinal probierte die Tür zum Sprechzimmer. Verriegelt. Die Treppewar mit Teppich ausgelegt, aber alt. Mit gezogener Beretta ging Cardinal nach oben, wobei er darauf achtete, am Rand der Stufen aufzutreten, um möglichst wenig Quietschen zu verursachen.
    Im ersten Stock war nur hinter der halboffenen Tür des vorderen Zimmers Licht zu sehen. Vier Schritte, und Cardinal stand vor der Tür, die Beretta entsichert und schussbereit in beiden Händen. In dem großen Zimmer standen zwei Kleiderschränke, zwei Sessel, eine alte Frisierkommode und ein riesiges Doppelbett mit einer roten Tagesdecke, auf dem ein offener, mit Männerkleidung gefüllter Koffer lag. Cardinal vergewisserte sich, dass niemand hinter der Tür stand, niemand unter dem Bett lag, niemand in einem Kleiderschrank kauerte.
    Zügig überprüfte er die weiteren Zimmer: ein Nähzimmer, ein Gästezimmer, in dem es nach Blütenblättern duftete, ein kleines, in sanften Farben gehaltenes Fernsehzimmer und eine gemütliche Bibliothek mit einem Billardtisch und einem offenen Kamin.
    Zwei weitere Türen waren geschlossen. Hinter der ersten befand sich ein Wandschrank.
    Ein leises Knarzen. Eine Bodendiele im zweiten Stock? War jemand da oben? Womöglich hatte es nichts zu be deuten, vielleicht war es nur ein Geräusch gewesen, wie es typisch ist in alten Häusern, doch Cardinal blieb reglos stehen und lauschte.

49
     
    F rank Rowleys frühere Ehefrau ausfindig zu machen war kein Kunststück gewesen. Ein paar Telefonate, ein Blick ins Heiratsregister, und kurz darauf stand Delorme vor dem Haus von Penelope Greene. Es gab nur wenige Häuser in Algonquin Bay, die kleiner waren als Delormes Bungalow, aber dieses hier gehörte dazu. Das winzige Backsteinhäuschen hockte zwischen zwei wesentlich größeren Backsteinhäusern wie ein Kleinkind zwischen seinen Eltern.
    Die hübsche Frau, die die Tür öffnete, war etwa Mitte vierzig, mit blonden, leicht ergrauten Haaren. Ihr Gesichtsausdruck schien argwöhnisch, die grünen Augen waren zu Schlitzen verengt, aber das war vermutlich darauf zurückzuführen, dass unerwartet eine Polizistin vor ihrer Tür stand.
    »Mrs.
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