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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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um.“
    „Ich wäre gern behilflich“, sagte Emwén.
    „Nein, das ist etwas für Elben mit besonderem magischem Spürsinn“, widersprach Sarwen, und ihre Augen nahmen bei diesen Worten eine vollkommen schwarze Färbung an, sodass nichts Weißes mehr darin zu sehen war.
     
     
    Daron und Sarwen gingen an dem hufeisenförmigen schwarzen Felsen entlang und konzentrierten ihre magischen Kräfte.
    Schließlich erreichten sie die Nordwestseite des Felsen. Der Schneefall war immer dichter geworden. Der Himmel war grau und wolkenverhangen.
    Auf einmal blieb Daron stehen. Er wirkte zunächst wie erstarrt, dann ließ er den Blick in die Ferne schweifen.
    „Hast du etwas entdeckt, Daron?“
    „Für einen Moment glaubte ich, da wäre was.“ Er streckte die Hand aus und deutete auf eine Hügelkette in der Nähe. „Dort!“
    Sarwen folgte mit ihrem Blick der Richtung seiner ausgestreckten Hand. Für ein paar Augenblicke schwiegen ihre Gedanken, und sie strengte ihre Elbensinne an. „Du hast dich bestimmt getäuscht“, meinte sie schließlich.
    „Ich weiß nicht …“, erwiderte er unschlüssig.
    Sie gingen weiter, dann war es Sarwen, die plötzlich stehen blieb. Sie starrte auf eine bestimmte Stelle des schwarzen Felsgesteins. Dann hob sie die Hand und ließ eine Lichtblase aus ihr hervorschießen, die auf das Gestein traf und lautlos zerplatzte.
    Im nächsten Moment leuchtete dort eine Elbenrune auf.
    „Ein magisches Zeichen!“, sagte Daron.
    „Von Lirandil!“, erkannte Sarwen.
    Lirandil hatte seine persönliche Namensrune mit dem Finger auf das Gestein gezeichnet. Zurückgeblieben war eine magische Spur.
    „Dass er hier war, haben wir ja schon gewusst“, sagte Daron. „Vielleicht hat er noch irgendeinen anderen Hinweis hinterlassen. Entweder in der Rune selbst oder in der Umgebung.“
    „Versuchen wir es einfach mit etwas mehr Kraft“, schlug Sarwen vor und sandte erneut eine Lichtblase zu Lirandils Runenzeichen. Diesmal leuchtete sie heller, weil sie mehr Kraft enthielt.
    Als sie zerplatzte, änderte sich die Form der Rune. Lirandils persönliches Namenszeichen verschwand, stattdessen bildete sich ein grellgrüner Pfeil, der nach unten zeigte.
    „Kannst du dir darauf einen Reim machen?“, fragte Sarwen. „Es muss irgendeine Magie aus der Zeit von Athranor ein, denke ich. Schließlich hat Lirandil damals die Magie erlernt, so wie sie zu dieser Epoche üblich und verbreitet war.“
    Aber Daron schüttelt den Kopf. „Ich glaube, es steckt gar keine weitergehende Magie dahinter. Lirandil ist ein Fährtensucher, kein Magier der Gilde.“ Mit diesen Worten trat er an den Felsen heran. „Es ist einfach das, als das es auch erscheint: ein Hinweis!“
    Daron zog seinen Dolch aus der Gürtelscheide, kniete nieder und stach genau dort ins Eis, wo der Pfeil hinzeigte. Dabei ließ er die Klinge aufglühen. Dampf stieg auf, und das Eis schmolz, bis sich eine Mulde gebildet hatte.
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann kam ein Amulett zum Vorschein, das Daron sofort erkannte. „Na bitte, wer sagt's denn! Das Amulett eines Fährtensuchers von Athranor. Davon gibt’s nur noch ein einziges, und das gehört Lirandil.“
    Daron nahm es an sich.
    „Er hat es hier hinterlassen, damit man ihm leichter folgen kann, falls er verschollen sein sollte“, erkannte Sarwen. Es entsprach dem uralten Wissen der Elben, dass man der magischen Spur eines Geschöpfes sehr viel leichter folgen konnte, wenn man einen Gegenstand hatte, der ihm gehörte. Und am allerbesten war es, wenn dieser Gegenstand für denjenigen, dessen Spur man aufnehmen wollte, eine ganz besondere Bedeutung hatte und auch für ihn persönlich sehr wichtig war.
    Genau das war bei dem Amulett und Lirandil der Fall.
    Daron besah sich das Amulett genauer. Es war aus Elbenbronze, einem Metall, von dem niemand mehr wusste, wie es hergestellt wurde. Darin war eine Vielzahl von Elbenrunen auf kunstvolle Weise eingraviert. Sie wirkten wie die ineinander verschlungenen Äste von Bäumen, und jedes Mal, wenn man die Gravur erneut betrachtete, konnte man darin neue Zeichen und Runen entdecken. Daron war fasziniert und konnte für ein paar Augenblicke gar nicht den Blick davon wenden.
    „Verlier dich nicht in diesem Gewirre!“, riet ihn Sarwen. Aber sie hielt sich nicht an ihre eigene Mahnung, sondern sah Daron über die Schulter und war ebenso gebannt wie er.
    Im nächsten Moment spürte Daron eine leichte magische Entladung. Aus den Augenwinkeln heraus nahm er ein
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