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Eisberg

Titel: Eisberg
Autoren: Clive Cussler
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Piratenszene antrieb. Gedämpft war das Stimmengewirr der Passagiere der steckengebliebenen Boote in dem dunklen Tunnel zu vernehmen. Castile und De Croix dürften, ebenso wie ihre Mörder, wegen des Aufenthalts kaum mißtrauisch werden, überlegte Pitt. Doch selbst wenn sie Argwohn schöpften, war das nicht weiter schlimm – möglicherweise war Kellys und Rondheims Plan schon ausgeführt worden. Er vergaß die Schmerzen in seiner Brust und stürzte hinter dem untersetzten Kippmann her. Sie arbeiteten sich soeben durch die Kulissen jenes Schauplatzes, auf dem fünf Piraten eine Schatzkiste vergruben. Die Puppen wirkten so echt, daß Pitt sie kaum für elektronisch gesteuerte Modelle halten mochte. Fast rannte er in Kippmann hinein, da dieser plötzlich stoppte.
    Lazard bedeutete ihnen stehenzubleiben, wo sie waren, schlich wie eine Katze einen engen Gang entlang und beugte sich über das Geländer eines Laufsteges, der sich oberhalb des Kanals mit den Booten entlangzog. Dann winkte er Pitt und Kippmann, ihm zu folgen.
    »Vielleicht haben wir doch noch Glück gehabt«, flüsterte er. »Schauen Sie!«
    Pitt, dessen Augen sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bot sich ein phantastischer Anblick dar, wie er ihn noch nie erlebt hatte – eine wilde Bande von wenigstens dreißig Piraten brannte eine Stadt nieder, die eine Nachbildung von Port Royal oder Panama City sein mochte, und plünderte sie aus. Aus einigen Gebäuden schlugen Flammen, während die Schatten von lachenden Bukaniern schreiende Mädchen wieder und wieder vor den erleuchteten Fenstern vorbeitrieben. Grölender Gesang hallte aus versteckten Lautsprechern und spiegelte dem Publikum vor, daß Raub und Plünderung nichts als ein Heidenspaß gewesen seien.
    Der Kanal führte die Boote in Schleifen zwischen den Gebäuden hindurch. Auf der einen Seite schlugen zwei Piraten auf ein Muli ein, das sich störrisch weigerte, einen mit Beutegut vollbeladenen Karren zu ziehen; auf der anderen Seite gab es ein reizendes Trio zu sehen, das sich auf einem Stapel wild hin und her schaukelnder Weinfässer betrank. Doch Pitts Aufmerksamkeit wurde von einem Boot in der Mitte des Kanals gefesselt. Dort saßen, unmittelbar unter einer Brücke, die das Wasser überspannte, Castile und De Croix und wiesen sich vergnügt auf die wunderbaren Einzelheiten der märchenhaften Szenerie hin. Direkt hinter ihnen erblickte Pitt die beiden Männer, die ihn festgehalten hatten, als er von Rondheim zusammengeschlagen worden war.
    Pitt sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. Immer noch eine Stunde und zwanzig Minuten, bis Kellys Plan anlief. Es war zu früh, noch viel zu früh. Doch da saßen zwei von Rondheims Killern keinen Meter hinter ihren zukünftigen Opfern. Es fehlte noch ein beträchtliches Stück in dem Puzzlespiel. Pitt hatte keinen Zweifel, daß Kelly die Wahrheit über seinen Plan gesagt hatte und daß sich Rondheim strikt daran halten würde. Allerdings: Wenn Rondheim Eremit Ltd. übernehmen wollte, konnte er seine Absichten ebensogut auch geändert haben.
    »Jetzt sind Sie dran, Dan«, flüsterte Kippmann dem ehemaligen FBI-Mann zu. »Wie schnappen wir sie?«
    »Keine Schußwaffen«, antwortete Lazard. »Was wir unter allen Umständen vermeiden müssen, ist, daß irgendein Unschuldiger getroffen wird.«
    »Vielleicht sollten wir lieber auf Verstärkung warten«, gab Kippmann zu bedenken.
    »Dazu haben wir keine Zeit«, entgegnete Lazard. »Wir haben die Boote sowieso schon zu lange angehalten. Die Leute werden allmählich nervös, diese beiden Kerle hinter Castile und De Croix eingeschlossen.«
    »Dann müssen wir es eben wagen.« Kippmann wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. »Lassen Sie die Boote wieder weiterfahren. Sobald das Boot mit unseren Freunden die Brücke passiert, schnappen wir sie.«
    »In Ordnung«, stimmte Lazard zu. »Die Brücke gibt uns genügend Deckung, daß wir uns bis auf zwei Meter an sie heranarbeiten können. Ich gehe außen herum und komme dann aus der Tür, über der Sie das Schild eines Schnapsladens sehen. Sie, Kippmann, verstecken sich hinter dem Muli und dem Karren.«
    »Brauchen Sie noch einen dritten?« fragte Pitt.
    »Tut mir leid, Major.« Lazard sah Pitt kühl an. »Sie sind kaum in der richtigen Verfassung für einen Kampf.« Er machte eine Pause und legte seine Hand auf Pitts Schulter. »Aber Sie könnten trotzdem eine wichtige Rolle übernehmen.«
    »Nur heraus mit der Sprache!«
    »Wenn Sie in
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