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Eisberg

Titel: Eisberg
Autoren: Clive Cussler
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Ihrem Wolfskostüm über die Brücke spazieren und sich dann zwischen den Piraten herumtreiben, könnten Sie die zwei Männer im Boot lange genug ablenken, damit Kippmann und ich ein paar Sekunden länger unentdeckt bleiben.«
    »Das gibt ein Fest, wenn ich mit den drei kleinen Schweinchen Witze reiße«, meinte Pitt.
    Nachdem Lazard ein Telefon gefunden und den Aufseher angewiesen hatte, die Boote wieder in Gang zu setzen, verschwanden er und Kippmann in der brennenden Stadt. Hinter den täuschend echt aussehenden Fassaden bezogen sie Stellung.
    Pitt stolperte über die Figur eines Piraten, den vermutlich der viele Wein außer Gefecht gesetzt hatte. Er beugte sich hinab und nahm der Puppe ihr Enterbeil weg. Es bestand überraschenderweise aus echtem Stahl. Selbst aus so großer Nähe konnte Pitt nur wieder bewundern, wie lebensecht die Piratenpuppen waren. Die Glasaugen, die man in die braunen Wachsgesichter eingesetzt hatte, schauten sogar auch in jede Richtung, in die der Kopf gedreht wurde, die Augenbrauen hoben und senkten sich im Rhythmus mit den Lippen, während die Puppen ungezählte Strophen von »Sixteen Men on a Dead Man's Chest« sangen mit Hilfe von Lautsprechern, die man in sie eingebaut hatte.
    Pitt ging auf die Mitte der geschwungenen Brücke zu und mischte sich unter die drei düsteren Gestalten, die auf der steinernen Brüstung saßen, ihre Beine hinunterbaumeln ließen und ihre Enterbeile im Takt der Musik herumschwenkten. Pitt in seinem Wolfskostüm und die drei ausgelassenen Piraten boten den Bootsinsassen einen fesselnden Anblick, als sie sich so im Takt wiegten und das berühmte alte Seemannslied sangen. Zwei Kinder, ein Mädchen von zehn und ein Junge von, wie Pitt schätzte, vielleicht sieben Jahren, erkannten ihn sofort als die lebendig gewordene Comicfigur und winkten zurück.
    Castile und De Croix lachten ebenfalls. Sie begrüßten ihn auf spanisch und schlugen sich gegenseitig auf die Schenkel vor Vergnügen, während der lange, kahlköpfige Killer und sein Kumpan, der breitschultrige Neandertaler, ungerührt und mit steinernem Gesicht der Vorstellung zusahen. Es fiel Pitt ein, auf wie dünnem Eis er sich da bewegte: Eine einzige falsche Bewegung, die falsche Einschätzung einer unbedeutenden Kleinigkeit, und die Männer, die Frau und die Kinder, die da so sorglos saßen und sich an seinen Späßen erfreuten, waren tot.
    Dann sah er, daß die Boote wieder anfuhren.
    Der Bug glitt gerade unter seinen Füßen hinweg, als die schemenhaften Gestalten Kippmanns und Lazards hinter ihrer Deckung hervorschossen, geschickt zwischen den lebendigen Puppen hindurcheilten und ins Heck des Bootes sprangen. Die Überraschung war geglückt. Doch Pitt hatte darauf nicht mehr achten können. Völlig unerwartet, ohne ein vorbereitendes oder warnendes Wort, schlug er die Klinge seines Enterbeils dem ihm am nächsten sitzenden Piraten in die Brust.
    Die Wirkung war überwältigend. Der Pirat ließ sein Beil fallen, riß seine Lippen zu einem stummen Aufschrei auseinander, in seinen Augen malten sich gleichzeitig Erstaunen und Erschrecken, ein Erschrecken, das gleich darauf von einem Begreifen abgelöst wurde. Dann verdrehten sich die Augen nach oben, und er fiel platschend in das Wasser des jetzt leeren Kanals unter der Brücke.
    Der zweite Pirat versäumte es, in dem Bruchteil der Sekunde zu reagieren, in dem er Pitts Hieb noch hätte parieren können. Er wollte etwas rufen. Pitt schlug jedoch mit aller Kraft zu, und das bluttriefende Beil bohrte sich in den Halsansatz über der linken Schulter des Piraten.
    Der Mann stieß einen dumpfen Laut aus und riß den rechten Arm hoch, als ob er sich noch abrollen wollte, doch er glitt auf dem unebenen Boden der Brücke aus, fiel auf seine Knie, kippte zur Seite, und das Blut schoß ihm in heftigen Stößen aus seiner gräßlichen Wunde.
    Aus den Augenwinkeln erhaschte Pitt das Aufblitzen von Stahl.
    Instinktiv riß er seinen Kopf zur Seite, und das Beil des dritten Piraten schnitt durch das schief aufgesetzte Hütchen, das auf der Wolfsmaske thronte. Pitt hatte sein Glück zu sehr herausgefordert. Er hatte zwei Männer Rondheims erwischt, noch ehe sie wußten, was gespielt wurde; doch der dritte hatte Zeit genug gehabt, zum Gegenangriff überzugehen.
    Instinktiv wehrte Pitt die auf ihn niederprasselnden Hiebe ab, wich er stolpernd vor der Wut des auf ihn eindringenden Mannes zurück, warf er sich dann jäh zur Seite und stürzte sich über die Brüstung in das kalte
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