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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren
Autoren: Fabio Volo
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zu unterbrochen vom Weiß ihres Lachens und ihres Lächelns.
    Verdammt, ich hab die Zahnbürsten vergessen!
    Nach dem Essen, vor dem Kaffee, sagte sie, ich solle mein Weinglas mitnehmen, und wir spazierten Hand in Hand zum Parkplatz. Sie öffnete die Autotür und legte ein Lied für uns ein. Con una rosa von Vinicio Capossela.
    Wir tanzten auf dem Parkplatz. Wie immer legte ich meine Nase in ihre Halsbeuge, küsste sie, küsste ihre Schultern, biss ihr zärtlich ins Ohr. Umschwänzelte sie wie üblich. Wenn ich ehrlich sein soll, ich habe auch ihren Hintern angefasst. Wir leckten uns sogar ein wenig Wein von den Lippen, und dann fragte sie mich leise ins Ohr, ob ich sie liebte, fügte aber gleich hinzu, sie kenne die Antwort bereits. Ich sagte nein, ich würde sie nicht lieben, und sie erwiderte: »Ich dich auch nicht.«
    Wir lächelten uns an, dann flüsterte sie mir ins Ohr: »Du wirst ein echt sexy Papa… ich bin schwanger.«
    Meine Reaktion habe ich ja schon beschrieben. Ich musste mich ins Auto setzen, die Nachricht hatte mich umgehauen. Während aus dem Kassettenrecorder noch die Zeilen des Liedes erklangen: »…bring mir die Blume, die schönste, die länger blüht als die Liebe zu mir selbst…«
    Die ganze Rückfahrt über saßen wir nebeneinander, und ich habe kein Wort gesagt. Plötzlich schossen mir die Tränen aus den Augen, im stillen Glück.
    Die Zahnbürsten kauften wir in einer Nachtapotheke.
    Eines Abends leisteten Francesca und ich uns gegenseitig ein Versprechen, wohl das einzige, das wir uns je gegeben haben: dass wir beide alles dafür tun wollten, um unsere Liebe zu beschützen. Wir wollten über unser Glück wachen. Bevor wir den anderen fragten: »Bist du glücklich?«, sollten wir uns selbst befragen: »Bin ich glücklich?« Und wenn etwas nicht stimmte, musste man sofort mit dem anderen darüber reden. Man durfte den anderen erst fragen, wenn man sich vorher selbst gefragt hatte. Das ist ein großes Versprechen. Man muss der Aufmerksamkeit des anderen vertrauen, denn er ist der Einzige, der das aus dieser Nähe tun kann.
    »Bin ich glücklich? Ja, ich bin’s.«
    Hier im Krankenhaus regnet es. Durchs Fenster überblickt man den Garten. Wasser, Wind, Donner und Blitze. Ich habe Lust, den blauen Pulli anzuziehen. Er würde mir übrigens hervorragend stehen, denn ich habe ein bisschen Farbe bekommen. Obwohl es erst Mai ist, war ich schon ein wenig in der Sonne, und letzten Monat sind wir eine Woche ans Meer gefahren. Aus Kostengründen fahren wir immer außerhalb der Saison. Außerdem wussten wir ja, dass wir in nächster Zeit nicht mehr verreisen werden.
    Es regnet in Strömen, und der Baum vor mir bewegt Äste und Blätter wie eine wildgewordene Tänzerin. Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass es auch bei meiner Geburt heftig gewittert hat. Genau wie jetzt. Das Tollste an der Geschichte ist, dass wegen des Gewitters genau in dem Moment, als ich herauskam und meine Mutter nur noch wenige Male pressen musste, bis sie es geschafft hatte, das Licht erlosch und der Arzt und seine Helfer sich mit einer Taschenlampe behelfen mussten. In diesem dunklen Raum, mit einem einzigen Licht, das wie ein Theaterspot auf meinen Kopf gerichtet war, hatte ich meinen Auftritt auf dieser Bühne. Und auf dem Programm stand das schönste Stück überhaupt: das Leben.
    »Meine Damen und Herren… Vorhang auf!«
    Jetzt hat der Schauer nachgelassen. Ich trete an die Scheibe. Während ich zusehe, wie Regen und Wind die Landschaft verändern, beobachte ich den Lauf eines Wassertropfens vor mir. Ich schaue zu, wie er herunterläuft, plötzlich innehält und sich in zwei kleinere Tropfen aufteilt, die jeder seinen eigenen Weg gehen, manchmal der eine schneller, manchmal der andere, manchmal beide innehaltend. Nach ein paar Sekunden nähern sich die Tropfen einander an und vereinigen sich wieder zu einem großen Tropfen, wie vorher, der nun schnell hinunterfällt. Genau diesen Weg haben Francesca und ich hinter uns. Erst vereint, dann getrennt, jeder auf seiner Reise, um sich dann wiederzuvereinen und gehenzulassen.
    Beide hinaufgefallen.

Dann lass lieber mal das Kiffen sein
    Vor ein paar Monaten habe ich einen Artikel über Sophies Posada geschrieben. Ich konnte ihn an eine Monatszeitschrift verkaufen, und ein paar Fotos haben sie auch gedruckt. Ich bin sehr stolz auf diese Arbeit. Es steckt eine Menge Liebe in den Wörtern. Sophie hat mir eine E-Mail geschickt, in der sie sich bedankt, denn aufgrund des Artikels
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