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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren
Autoren: Fabio Volo
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albern, ich weiß, aber mir gefällt die Idee, dass sie sich zurechtmacht, um mit mir auszugehen.
    Eines Morgens öffnete ich die Augen, und sie saß auf dem Bettrand und schaute aus dem Fenster. Ich sah ihren Rücken und ein Stück vom Profil. Sie war so feminin, dass ich kein Wort herausbrachte. Vollkommen nackt. Ganz in Liebe gehüllt. Ich war wie verzaubert. Dann stand sie auf, sah ein paar Augenblicke nach draußen und schloss die Fensterläden. An diesem Tag kehrte das Bild ihrer Nacktheit so häufig in mein Bewusstsein zurück, dass ich nicht widerstehen konnte und ihr ein Kleid kaufen musste, um meine Erinnerung zu beschützen. Es war veilchenblau mit einem Muster in der gleichen Farbe, aber in einem anderen Ton.
    An einem anderen Tag – ich wollte mich gerade hinsetzen, um zu schreiben und meine Dinge zu ordnen – beschloss ich spontan, einkaufen zu gehen. Es war Markttag. Ich gehe gern auf den Markt. Gewöhnlich spaziere ich zunächst zwischen den Ständen hindurch, ohne etwas zu kaufen, damit ich nicht so viel schleppen muss und mir einen Überblick verschaffe, und auf dem Rückweg erledige ich dann meine Einkäufe. Gemüse und Käse sind eine ernste Sache.
    Am schönsten finde ich, wenn hinterher der Stangensellerie aus der Tüte guckt. Ich weiß nicht, warum, aber der Anblick dieses Büschels Grün gefällt mir einfach. Bei Baguette ist es genauso. Allein deshalb würde ich gern in Paris leben. Ich liebe Dinge, die aus Tüten hervorschauen.
    Ich rief Francesca an, um zu fragen, ob sie Zeit habe und zum Einkaufen mitkommen wolle: Der Markt wird gleich hinter der Buchhandlung abgehalten, vielleicht konnte sie sich ja eine Viertelstunde freimachen. Ich rief sie an, weil alles, was ich mit ihr zusammen mache, schöner wird. Francesca ist eine Frau, mit der jeder Mann gern über den Markt gehen würde, schätze ich.
    »Ciao, Francesca… hast du Lust, mit mir auf den Markt zu gehen?«
    »Wann?«
    »In ein paar Monaten oder so… Na, was ist?«
    »Geht leider nicht, du weißt doch, was hier morgens los ist, aber hast du heute Abend schon was vor? Ich möchte dich zum Essen einladen.«
    »Ich hab nichts vor, aber erst nach neun. Wenn du möchtest, treffen wir uns gleich im Restaurant. Wohin wirst du mich ausführen?«
    »Ins Cascinetto.«
    »Wow, romantischer Abend, Hügel mit Blick auf die Lichter der Stadt… hast du dich in mich verliebt und willst, dass ich in die Falle tappe, willst du mich erobern? Ziehst du das Kleid an, das ich dir geschenkt habe?«
    »Geht nicht, ich habe keine passenden Schuhe.«
    »Dann komm barfuß und warte am Eingang auf mich. Ich bringe welche mit.«
    Sie weiß, dass ich es liebe, Damenschuhe zu kaufen. Unmengen davon habe ich schon geschenkt… gut möglich, dass ich in meinem Leben mehr Frauen- als Herrenschuhe gekauft habe. Wenn ich eine Frau wäre, hätte ich das Haus voller Schuhe. Ich kaufe sie gern, bin gern beim Anziehen behilflich und schaue gern zu, wie sie den Fuß der Frau umschließen, mit der ich zusammen bin. Francesca wusste das natürlich, und deshalb hatte sie das mit den fehlenden Schuhen bestimmt nicht ohne Hintergedanken gesagt.
    »Du, Fra… heute Morgen habe ich unsere Zahnbürsten weggeschmissen, magst du neue kaufen?«
    »Aber wenn du eh einkaufen gehst, kannst du doch welche mitbringen, oder?«
    »Wenn ich weiß, dass du sie gekauft hast, dann denke ich jeden Tag mindestens zweimal an dich. Na gut, ich kaufe welche. Wir sehen uns dann um Viertel nach neun im Cascinetto. Ciao, ciao.«
    »Ciao.«
    Also kein Einkauf mit Francesca.
    Früher hat mich die Vorstellung, bei mir zu Hause stände die Zahnbürste eines anderen Menschen – Federico ausgenommen –, regelrecht in Panik versetzt. Francesca hat nicht nur eine Zahnbürste bei mir, sondern auch einen Fön, ein paar BH s, Höschen und Strümpfe. Eine Reserve, wenn sie bei mir übernachtet.
    Ich ging in ein Geschäft und kaufte ihr ein Paar Schuhe.
    Als ich beim Restaurant ankam, wartete sie schon auf mich, mit nackten Füßen und ihrer schwindelerregenden Schönheit. Sie hatte sich zurechtgemacht, wie ich es mag. Das Kleid, das ich ihr geschenkt hatte, ließ die Schultern unbedeckt, die Haare waren zusammengebunden, und sie trug Ohrringe. Sie besaß einige wunderschöne Anhänger, die sie auf Reisen oder auf verschiedenen Ethnomärkten gekauft hatte. Die Schuhe gefielen ihr sehr. Wir aßen und tranken Wein dazu. Es war so schön, die Rotweingläser in der Hand zu halten. Jede Geste war langsam, ab und
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