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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren
Autoren: Fabio Volo
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wenn das Meer den Strand erreicht, dann sagt es doch immer Fraaaaa… deshalb hab ich immer gedacht, es hätte eine Schwäche für dich.«
    Ich sei ein Schwachkopf, meinte sie.
    Während Francesca in Mexiko war, ist etwas Komisches passiert.
    Ich weiß nicht, ob es ein Zufall war, eine glückliche Fügung, ein Wunder oder Zauberei. Zauberei ist schlicht die weltliche Version des Wunders, aber da das Ganze so göttlich war, darf ich es vielleicht Wunder nennen. Aber eigentlich will ich gar nicht dahinterkommen.
    Es ist wie damals, als ich Federico auf meinem Sofa sitzen sah. Ich weiß nicht, ob es eine Halluzination war.
    Auch nach dem Tod meiner Mutter bin ich nachts oft aufgewacht, weil ich das Gefühl hatte, jemand streichele mir über den Kopf, und ich war immer sicher, es sei sie.
    Jedenfalls habe ich eines Nachts, als Francesca in Mexiko war, geträumt, wir würden miteinander schlafen. Als ich aufwachte, blieb ich im Bett liegen, um das Gefühl noch ein bisschen auszukosten. Es gibt Träume, da denkt man, sie wären wirklich passiert. Sie sind besonders realistisch. Es war ein sehr langer Traum. Und ich spürte, dass wir uns wirklich geliebt hatten. Ich konnte mich an alles erinnern. Die Küsse, die Umarmungen, die Zärtlichkeiten, die Blicke, die Worte. Alles war noch lebendig in mir, als ich am Morgen aufwachte.
    Alice lag friedlich in ihrem Bettchen und schlummerte – obwohl es schon acht Uhr war. Plötzlich unterbrach das Vibrieren des Handys meine Gedanken. Francesca war dran.
    »Wieso bist du denn um diese Uhrzeit noch wach? Hier ist es acht Uhr, da ist es bei dir doch zwei Uhr nachts.«
    »Ich bin um elf Uhr ins Bett gegangen und gerade eben aufgewacht. Schläft Alice?«
    »Ja, komisch, aber sie schläft noch.«
    »Ich rufe an, weil ich Lust hatte, mit dir zu reden. Ich hab was Verrücktes geträumt.«
    »Was Schlimmes?«
    »Nein, ich hab geträumt, wir hätten uns geliebt, und als ich aufwachte, war es, als hätten wir es tatsächlich gemacht.«
    Ich wusste nicht, wie ich es ihr sagen sollte.
    »Francesca, ich hab dasselbe geträumt, und beim Aufwachen hatte ich dasselbe Gefühl.«
    Erst hat sie mir nicht geglaubt, dann merkte sie, dass es mir ernst war.
    In beiden Träumen waren wir bei mir Zuhause, und bis auf ein paar Details waren die Träume identisch. Was bedeutete das? Wir hatten uns wirklich geliebt, aber in einer anderen Dimension, in einem immateriellen Raum. Was war da mit uns passiert?
    Eins weiß ich genau, nämlich dass ich Francesca tatsächlich über alle Grenzen hinweg liebe.
    Als Francesca zurückkam, war sie braungebrannt und ausgeruht und roch nach Meer und Sonne.
    Während Alice schlief, liebten wir uns, und nach dem Abendessen schliefen wir alle drei im selben Bett.
    Bevor ich einschlief, betrachtete ich die beiden, wie sie da im Bett lagen. Es kam mir unwirklich vor, dass wir dieses kleine Ding gemacht haben sollten, das da auf dem Bauch lag und schlief. Nun, ich hab ja nur zugearbeitet, den Löwenanteil hat Francesca übernommen.
    Alice ist die Zukunft, die wir vor Augen hatten. Nicht nur, dass sie ein Wunschkind war, wir waren auch imstande, auf sie zu warten. Neulich auf unserem Spaziergang zu dritt ging ich schnell in die Bäckerei. Während ich an der Kasse wartete, schaute ich durchs Schaufenster hinaus und sah Francesca mit Alice im Arm. In diesem Augenblick wünschte ich mir, dass mein Leben für immer ihren Duft haben möge.
    Ich stand aus dem Bett auf und ging in die Küche, um ein Glas Milch zu trinken. Dann setzte ich mich aufs Sofa und saß eine Weile so da, den Blick im Nichts verloren.
    Ich dachte, dass ich vielen Leuten dankbar sein musste, all den Leuten, die mir dabei geholfen haben, schwierige Momente durchzustehen. Dank ihrer war ich in der Lage, diesem neuen Teil in mir, der mich gerettet hat, Leben einzuhauchen, ihn zu erkennen. Der, der kam und mich gerettet hat, war in mir.
    Als Federico damals von seiner langen Reise zurückkehrte, hatten Francesca und ich ihn unabhängig voneinander gefragt, ob er glücklich sei, ob er das Glück gefunden, es kennengelernt habe. Er hat immer ausweichend geantwortet, weder ja noch nein gesagt. Erst hinterher habe ich begriffen, wieso. Es geht nicht darum, ob man glücklich ist oder nicht, sondern um etwas anderes, um ein neues Gefühl, durch das wir uns mit etwas Geheimnisvollem vereint fühlen und das uns nie verlässt. Ich weiß nicht, ob es Glück ist, ich würde einfach sagen, es geht uns gut. Wirklich gut.
    Nach
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