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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe.
Autoren: Tammara Webber
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Polizei die Party stürmte. Ich würde eine Aussätzige sein.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ruf niemanden«, brachte ich mit heiserer Stimme hervor.
    »Ich soll keinen Krankenwagen rufen?«
    Ich räusperte mich und schüttelte noch einmal den Kopf. »Ruf niemanden. Ruf nicht die Polizei.«
    Er starrte mit offenem Mund über die Sitzbank. »Täusche ich mich, oder hat dieser Typ eben versucht, dich zu vergewaltigen …?« Ich zuckte zusammen bei dem hässlichen Wort. »Und du sagst mir, ich soll nicht die Polizei rufen?« Er klappte den Mund zu, schüttelte kurz den Kopf und beäugte mich wieder. »Oder habe ich bei irgendetwas gestört, wobei ich nicht hätte stören sollen?«
    Mir blieb die Luft weg, während sich meine Augen mit Tränen füllten. »N…nein. Aber ich will einfach nur nach Hause.«
    Buck rollte sich stöhnend auf den Rücken. »Scheeeiiiße«, jaulte er, ohne die Augen aufzuschlagen, von denen eines vermutlich ohnehin zugeschwollen war.
    Mein Retter starrte auf ihn hinunter, während sein Kiefer mahlte. Er rollte den Kopf zur Seite und wieder zurück, ließ die Schultern kreisen. »Na schön. Ich fahre dich.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nicht vor, einem Überfall zu entkommen, nur um gleich darauf so dumm zu sein, zu einem Fremden ins Auto zu steigen. »Ich kann selbst fahren«, krächzte ich. Mein Blick huschte zu meiner Handtasche, die neben der Konsole eingekeilt war, ihr Inhalt auf der Fahrerseite auf dem Boden verstreut. Er sah nach unten, beugte sich vor, um meine Schlüssel zwischen meinen persönlichen Habseligkeiten herauszufischen.
    »Ich glaube, nach denen hast du vorhin schon gesucht.« Er ließ sie von seinen Fingern baumeln, und mir wurde bewusst, dass ich mich noch immer keinen Zentimeter auf ihn zubewegt hatte.
    Als ich mir über die Lippen leckte, schmeckte ich zum zweiten Mal an diesem Abend Blut. Ich robbte vor in den schwachen Schimmer des kleinen Deckenlämpchens, wobei ich achtgab, dass mein Rock nicht wieder hochrutschte. Ein Schwindelanfall überkam mich, als mir gänzlich bewusst wurde, was um ein Haar passiert wäre, und meine Hand zitterte, als ich nach meinen Schlüsseln greifen wollte.
    Stirnrunzelnd schloss er die Faust um die Schlüssel und ließ den Arm an der Seite sinken. »Ich kann dich nicht fahren lassen.« Nach seiner Miene zu urteilen, war mein Gesicht eine Katastrophe.
    Ich blinzelte, die Hand noch immer nach den Schlüs seln ausgestreckt, die er eben beschlagnahmt hatte. »Was? Warum denn nicht?«
    Er zählte drei Gründe an den Fingern ab. »Du zitterst, was vermutlich eine Nachwirkung des Übergriffs ist. Ich habe keine Ahnung, ob du nicht verletzt bist. Und du hast vermutlich getrunken.«
    »Habe ich nicht«, fauchte ich. »Ich bin heute Abend die offizielle Fahrerin.«
    Er zog eine Augenbraue hoch und sah sich um. »Und wen genau sollst du fahren? Wenn jemand bei dir gewesen wäre, dann wärst du, nebenbei bemerkt, heute Abend vielleicht in Sicherheit gewesen. Stattdessen bist du auf einen dunklen Parkplatz hinausgegangen, allein , und hast absolut nicht auf deine Umgebung geachtet. Sehr verantwortungsbewusst.«
    Auf einmal war ich mehr als wütend. Wütend auf Kennedy, der mir vor zwei Wochen das Herz gebrochen hatte und heute Abend nicht bei mir gewesen war, um mich sicher zu meinem Wagen zu begleiten. Wütend auf Erin, die mich überredet hatte, auf diese dämliche Party zu gehen, und noch wütender auf mich selbst, weil ich mich hatte breitschlagen lassen. Stocksauer auf diesen halb bewusstlosen Scheißkerl, der sabbernd und blutend ein paar Schritte weiter auf dem Asphalt lag. Und fuchsteufelswild auf diesen Fremden, der meine Schlüssel beschlagnahmt hatte, während er mich beschuldigte, hirnlos und leichtsinnig zu sein.
    »Soll das heißen, es ist mein Fehler, dass er mich überfallen hat?« Meine Kehle war wund, aber ich ignorierte den Schmerz. »Es ist also meine Schuld, dass ich nicht mal von einem Haus zum Auto gehen kann, ohne dass einer von euch versucht, mich zu vergewaltigen ?« Ich schleuderte ihm das Wort entgegen, um ihm zu zeigen, dass ich es verkraften konnte.
    »› Einer von euch ‹? Du wirfst mich mit diesem Stück Scheiße in einen Topf?« Er wies auf Buck, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Ich bin alles andere als er.« Das war der Augenblick, als ich den dünnen Silberring links in seiner Unterlippe bemerkte.
    Na toll. Ich war allein auf einem Parkplatz mit einem beleidigten, im Gesicht gepiercten Fremden, der noch
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