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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe.
Autoren: Tammara Webber
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…«
    »Das ist deine Vorstellung von leicht ? Mit mir Schluss zu machen, damit du andere Mädchen bumsen kannst? Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Meinst du das ernst ?«
    »So ernst wie ein Herzinfarkt.«
    Mein letzter Gedanke, bevor ich mein Wirtschaftslehrbuch nahm und nach ihm schleuderte, war: Wie kann er in einem Augenblick wie diesem auf einen so abgelutschten Scheißspruch kommen?

2
    Erins Stimme weckte mich. »Jacqueline Wallace, beweg deinen Arsch aus diesem Bett und geh deinen Notendurchschnitt retten. Du lieber Gott, wenn ich mich von jedem Typen so aus meiner akademischen Laufbahn werfen lassen würde, wäre ich schon längst am Ende.«
    Ich machte ein verächtliches Geräusch unter der Bettdecke, bevor ich darunter hervoräugte. »Was für eine akademische Laufbahn denn?«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, frisch aus der Dusche, stand sie in ein Handtuch gewickelt vor mir. »Haha. Sehr witzig. Steh schon auf! «
    Ich schniefte, ohne mich vom Fleck zu rühren. »Ich bin in all meinen anderen Kursen gut. Kann ich da nicht in diesem einen durchfallen?«
    Erin schnaubte. »Hörst du dir eigentlich je selbst zu?«
    Ich hörte mir selbst zu. Und ich war in jeder Hinsicht mindestens genauso angekotzt von meiner Feigheit wie Erin – wenn nicht sogar mehr. Aber die Vorstellung, drei Tage die Woche in einer einstündigen Vorlesung neben Kennedy zu sitzen, war einfach unerträglich. Ich hatte keine Ahnung, ob und wie er seinen Status als frisch gebackener Single schamlos zum Flirten und Anbaggern nutzen würde, aber ich wollte nichts davon mit eigenen Augen ansehen müssen. Mir die Details auszumalen war schon schlimm genug.
    Hätte ich ihn bloß nicht gedrängt, in diesem Semester einen Kurs mit mir zu belegen. Als wir uns für die Herbstveranstaltungen einschrieben, fragte er mich, warum ich Wirtschaft belegen wollte – kein Pflichtfach für meinen Abschluss in Musikerziehung. Ich fragte mich, ob er vielleicht schon damals gespürt hatte, dass das mit uns so enden würde. Oder ob er es gewusst hatte.
    »Ich kann nicht.«
    »Du kannst und du wirst .« Sie riss mir die Bettdecke weg. »Jetzt steh endlich auf, und ab mit dir unter die Dusche. Ich muss pünktlich zu Französisch kommen, sonst wird mich Monsieur Bidot gnadenlos über das passé composé ausquetschen. Ich kann die Vergangenheitsform ja kaum auf Englisch. Und weiß Gott, um diese unchristliche Uhrzeit kann ich sie en français schon gar nicht.«
    Ich erreichte den Hörsaal um Punkt neun Uhr in dem Wissen, dass Kennedy, der gewohnheitsmäßig pünktlich war, bereits da sein würde. Der Saal war groß und abgestuft. Als ich zur Hintertür hereinschlüpfte, entdeckte ich ihn, sechste Reihe, Mitte. Der Platz rechts neben ihm war leer – mein Platz. Dr. Heller hatte in der zweiten Kurswoche einen Sitzplan herumgereicht, den er verwendete, um seine Anwesenheitsliste zu führen und Punkte für die Teilnahme zu vergeben. Ich würde nach der Vorlesung mit ihm reden müssen, denn es kam nicht infrage, dass ich mich je wieder dort hinsetzen würde.
    Meine Augen suchten die hinteren Reihen ab. Dort gab es zwei freie Plätze. Einer befand sich in der drittletzten Reihe zwischen einem Typen, der, auf seine Hand gestützt, fast schlief, und einem Mädchen, das an einem Venti-irgendwas-Becher Kaffee nippte und nonstop auf seine Nachbarin einquasselte. Der andere freie Platz war in der letzten Reihe neben einem Typen, der irgendetwas an den Rand seines Lehrbuchs zu kritzeln schien. In seine Richtung wandte ich mich in demselben Augenblick, in dem mein Professor unten durch eine Seitentür eintrat, und der Künstler hob den Kopf, um den vorderen Bereich des Saals zu überfliegen. Ich erstarrte, als ich meinen Retter von vorgestern Abend erkannte. Wenn ich mich hätte rühren können, hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht und den Raum fluchtartig verlassen.
    Die Erinnerung an den Überfall kehrte schlagartig zurück. Die Hilflosigkeit. Die Angst. Die Demütigung. Ich hatte mich auf meinem Bett zusammengerollt und die ganze Nacht geheult, dankbar für Erins SMS , in der sie mir schrieb, dass sie bei Chaz übernachten würde. Ich hatte ihr nicht erzählt, was Buck getan hatte. Zum Teil, weil ich wusste, dass sie sich dafür verantwortlich fühlen würde, weil sie mich zu der Party überredet und mich dann allein von dort hatte weggehen lassen. Und zum Teil, weil ich vergessen wollte, dass es überhaupt passiert war.
    »Wenn dann alle Platz nehmen würden,
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