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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe.
Autoren: Tammara Webber
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Nachmittagsseminare zu holen. Ganz abgesehen davon würde Kennedy höchstwahrscheinlich dort sein. Wir waren fast täglich nach dem Mittagessen in das Café gegangen. Er mied aus Prinzip »Monsterkonzerne« wie Starbucks, selbst wenn der Kaffee dort besser war.
    »Ich werde es niemals rechtzeitig über den Campus schaffen, wenn ich mich in dieser Schlange anstelle«, maulte Erin, während sie sich vorbeugte, um nachzusehen, wie viele Leute vor uns dran waren. »Neun Leute. Neun! Und fünf davon warten auf Getränke! Wer zum Teufel sind denn diese ganzen Leute?« Der Typ vor uns sah sie über die Schulter mürrisch an. Sie sah genauso mürrisch zurück, und ich presste die Lippen zusammen, um mir das Lachen zu verkneifen.
    »Koffeinjunkies wie wir?«, überlegte ich.
    »Igitt«, schnaubte sie, und dann packte sie mich am Arm. »Fast hätte ich’s vergessen – hast du schon gehört, was Buck am Samstagabend passiert ist?«
    Mir wurde flau im Magen. Der Abend, den ich nur noch vergessen wollte, würde mir keine Ruhe lassen. Ich schüttelte den Kopf.
    »Er wurde auf dem Parkplatz hinter dem Haus überfallen. Ein paar Typen hatten es auf sein Geld abgesehen. Vermutlich Obdachlose, sagt er – so ist das eben, wenn man einen Campus mitten in der Großstadt hat. Sie haben nichts erbeutet, die Schweine, aber Bucks Gesicht ist total verwüstet.« Sie beugte sich etwas näher zu mir vor. »Ehrlich gesagt, sieht er damit sogar ein bisschen heißer aus. Wilder , wenn du verstehst, was ich meine.«
    Mir wurde fast schlecht, während ich stumm dastand und Interesse heuchelte, anstatt Bucks Erklärung für die Ereignisse, die zu seinem malträtierten Gesicht geführt hatten, Lügen zu strafen.
    »Ach, Scheiße. Ich muss jetzt einen Rockstar kippen, um in Politikwissenschaft nicht wegzupennen. Ich darf nicht zu spät kommen – wir haben einen Kurztest. Wir sehen uns nach der Arbeit.« Sie umarmte mich kurz und rauschte davon.
    Ich rückte mit der Schlange weiter vor, während ich in Gedanken zum tausendsten Mal den Samstagabend durchging. Ich konnte nicht verdrängen, wie verletz lich ich mich noch immer fühlte. Mir war immer klar gewesen, dass Männer stärker sind. Kennedy hatte mich öfter, als ich zählen konnte, mit seinen Armen hochgehoben, hatte mich einmal sogar über seine Schulter gewor fen, um einen Treppenabsatz mit mir hochzurennen, während ich mich lachend kopfüber an seinen Rücken klammerte. Er konnte problemlos Gläser öffnen, die ich nicht aufbekam, Möbel verschieben, die ich kaum bewegen konnte. Seine körperliche Überlegenheit war besonders deutlich gewesen, wenn er sich über mir abstützte und ich seine Oberarmmuskeln hart unter meinen Händen spürte.
    Vor zwei Wochen hatte er mir das Herz aus dem Leib gerissen, und ich hatte mich noch nie so verletzt, so leer gefühlt.
    Aber er hatte nie seine körperliche Kraft gegen mich eingesetzt.
    Nein, das war alles Bucks Schuld. Buck, ein Campus-Hottie, der kein Problem damit hatte, Mädchen rumzukriegen. Ein Typ, der nie hatte erkennen lassen, dass er mir etwas antun könnte oder würde, oder dass er mich überhaupt wahrnahm, außer als Kennedys Freundin. Ich konnte dem Alkohol die Schuld geben … aber nein. Alkohol baut Hemmungen ab. Er löst keine kriminelle Gewalt aus, wo zuvor keine war.
    »Nächster.«
    Ich schob meine Gedanken beiseite und sah über den Tresen, bereit, meine übliche Bestellung aufzugeben – und da stand der Typ vom Samstagabend. Der Typ, neben dem zu sitzen ich heute Morgen im Wirtschaftskurs vermieden hatte. Mein Mund klappte auf, aber es kam nichts heraus. Und genau wie heute Morgen flutete die Erinnerung an den Samstagabend zurück. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht, als ich daran dachte, in welcher Position ich mich befunden hatte, was er gesehen haben musste, bevor er dazwischenging … und für wie dumm er mich halten musste.
    Aber er hatte auch gesagt, es sei nicht meine Schuld.
    Und er hatte mich bei meinem Namen genannt. Dem Namen, den ich seit sechzehn Tagen nicht mehr verwendete.
    Meine kurze, inständige Bitte, er möge sich nicht an mich erinnern, blieb ungehört. Ich erwiderte seinen durchdringenden Blick, und ich konnte sehen, dass er sich an alles erinnerte. Jedes beschämende Detail. Mein Gesicht glühte.
    »Willst du bestellen?« Seine Frage riss mich aus meiner Verwirrung. Seine Stimme war ruhig, aber ich spürte die Entnervtheit der unruhigen Kunden hinter mir.
    »Grande Caffè Americano. Bitte.« Meine
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