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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe.
Autoren: Tammara Webber
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helles Graublau unter seinen gesenkten Brauen. »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, fragte er zum zweiten Mal, und ich spürte, wie ich das Gesicht verzog.
    Mit gesenktem Kinn steckte ich die Karte wieder ein und nickte sinnloserweise. »Ja. Es geht mir gut«, log ich.
    Er stieß einen ungläubigen Seufzer aus, während er sich mit einer Hand durchs Haar fuhr. »Kann ich jemanden für dich anrufen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich musste in mein Zimmer, damit ich endlich zusammenbrechen konnte. »Danke, nicht nötig.« Ich schlüpfte an ihm vorbei, wobei ich achtgab, ihn nicht zu streifen, und steuerte auf die Treppe zu.
    »Jackie?«, rief er leise, ohne sich vom Türrahmen zu entfernen. Ich sah zu ihm zurück, das Geländer mit einer Hand umklammernd, und unsere Blicke trafen sich. »Es war nicht deine Schuld.«
    Ich biss mir fest auf die Lippen und nickte kurz, bevor ich mich umdrehte und die Treppe hochrannte. Meine Schuhe klapperten auf den Betonstufen. Auf dem zweiten Treppenabsatz blieb ich unvermittelt stehen und wandte mich um, um noch einmal zur Tür zu sehen. Er war verschwunden.
    Ich wusste seinen Namen nicht, und ich konnte mich nicht erinnern, ihn je zuvor gesehen, geschweige denn getroffen zu haben. An diese ungewöhnlich hellen Augen hätte ich mich mit Sicherheit erinnert. Ich hatte keine Ahnung, wer er war … und doch hatte er mich eben bei meinem Namen genannt. Nicht bei dem Namen auf meinem Ausweis – Jacqueline –, sondern Jackie, dem Spitznamen, unter dem ich bekannt war, seit Kennedy mich in unserem vorletzten Highschooljahr so genannt hatte.
    Zwei Wochen zuvor
    »Willst du noch mit hochkommen? Oder über Nacht bleiben? Erin ist das Wochenende bei Chaz …«, raunte ich mit einem spielerischen Unterton. »Sein Mitbe wohner ist verreist. Was heißt, dass ich ganz allein sein werde …«
    Kennedy und ich standen einen Monat vor unserem dritten Jahrestag. Es gab keinen Grund, sich zu zieren. Erin hatte in letzter Zeit angefangen, uns ein altes Ehepaar zu nennen. Worauf ich immer entgegnete: » Eifersüchtig? « Woraufhin sie mir wiederum den Mittelfinger zeigte.
    »Ähm, ja, ich komme noch kurz mit hoch.« Er rieb seinen Nacken, während er auf den Wohnheimparkplatz einbog und nach einer Parklücke suchte, mit unergründlicher Miene.
    Ein unangenehmes Kribbeln machte sich in meiner Brust breit, und ich musste schlucken. »Alles in Ord nung?« Das Nackenreiben war ein typisches Stresssignal bei ihm.
    Sein Blick huschte kurz zu mir herüber. »Ja, na klar.« Er fuhr in die erste freie Lücke, manövrierte seinen BMW zwischen zwei Pick-ups. Er zwängte seinen kostbaren Import nie, aber auch nie in enge Parklücken. Türkratzer machten ihn rasend. Irgendetwas stimmte nicht. Ich wusste, dass er sich wegen der bevorstehenden Zwischenprüfungen Sorgen machte, vor allem in Algebra. Und seine Studentenverbindung schmiss am nächsten Abend eine Kennenlernparty, was am Wochenende vor den Prüfungen einfach nur idiotisch war.
    Ich ließ uns mit meiner Karte ins Wohnheim, und wir betraten das hintere Treppenhaus, das ich immer ein bisschen unheimlich fand, wenn ich allein unterwegs war. Mit Kennedy hinter mir nahm ich nur die schmud deligen, mit Kaugummi verzierten Wände und den schalen, fast säuerlichen Geruch wahr. Ich sprintete den letzten Treppenabsatz hoch, und wir traten in den Flur.
    Ich blickte mich zu ihm um, während ich meine Tür aufsperrte. Ich schüttelte den Kopf über das charmante Porträt eines Penis, das irgendjemand auf die weiße Kunststofftafel gekritzelt hatte, auf der Erin und ich uns Nachrichten füreinander und die Stockwerksnachbarn hinterließen. In gemischten Wohnheimen waren die Leute oft weniger reif als auf College-Webseiten dargestellt. Manchmal war es, als würde man mit einem Haufen Zwölfjähriger zusammenleben.
    »Du könntest dich morgen Abend krankmelden, weißt du.« Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Bleib hier bei mir – wir werden uns verkriechen und uns Essen ins Haus kommen lassen und das ganze restliche Wochenende mit Lernen verbringen … und mit diversen anderen stressmindernden Aktivitäten …« Ich grinste unanständig. Er starrte auf seine Schuhe.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich, und auf einmal wurde mir am ganzen Körper warm. Irgendetwas stimmte eindeutig nicht. Ich wollte, dass er es ausspuckte, was immer es war, denn mein Verstand beschwor nichts als besorgniserregende Möglichkeiten herauf. Es war so lange her, seit wir ein Problem
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