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Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Titel: Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)
Autoren: David Vogel
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wesentlicher als alles andere war jedoch die Arbeit mit Youval Shimoni an der Erstellung und Redaktion des Textes, die mir in all den Stunden und Tagen des Wiederlesens und Abwägens eine wertvolle und lehrreiche Erfahrung war.

Über die Endfassung des Buchs
    Nicht wenige Überlegungen waren mit der Aufbereitung des Manuskripts zur Drucklegung verbunden, sei es bei der Entscheidung zwischen mehreren Textversionen, die Vogel zur Auswahl nebeneinandergestellt hatte, sei es bei der stilistischen Ausfeilung der Rohfassung, die er zum Teil nicht mehr vornehmen konnte, oder sei es bei der Verknüpfung der Pariser Rahmengeschichte mit dem Wiener Hauptteil.
    Was die Sprache betrifft, haben wir viele der Entscheidungen übernommen, die Menachem Peri in seinem Nachwort zu Eine Ehe in Wien aufgeführt hat, 12 zwischen einer hohen, archaischen Sprache und dem relativ modernen Hebräisch, das Vogel an anderen Stellen verwendete. Wie Peri wählten wir tikra statt sipun (Zimmerdecke), kanire statt kanikar (anscheinend), naal bait statt kerek (Hausschuh), chaza et harechov statt pileg et hamirzefet (überquerte die Straße). Wir nahmen auch rega’im anstelle von dakim (Minuten), lasset anstelle von linsso (tragen) und schiur psanter anstelle von lekach psanter (Klavierstunde). Seinen sprachlichen Änderungen fügte Vogel häufig die Bemerkung »wäre noch zu überlegen« an, und manchmal kamen wir auf eine frühere Entscheidung von ihm zurück oder verbanden zwei Versionen. Bei einem Wort haben wir uns eine eigenmächtige Entscheidung erlaubt, indem wir jichussim durch jachassim (Beziehungen) ersetzten.
    Schwierigere Entscheidungen waren überall dort erforderlich, wo es um die Vereinheitlichung des Textes und dieReihenfolge der erzählten Episoden ging. Das Herzstück des Romans, die Geschichte der Dreiecksbeziehung zwischen Rost, Gertrud und Erna, hat Vogel in den meisten Abschnitten fertiggestellt, während die Randepisoden, die die Haupthandlung begleiten, häufig noch in einer ersten Rohfassung verblieben waren. Darauf verweisen tastende Formulierungen und Schilderungen, Wiederholungen in der Absicht, etwas festzulegen, das noch keine Entwicklung und kein Eigenleben erhalten hatte, und sogar auffallende Widersprüche, zuweilen in zwei aufeinanderfolgenden Abschnitten auf ein und derselben Seite.
    Literaturwissenschaftler können in all dem nach Herzenslust Vogels inhaltliche und stilistische Erwägungen verfolgen, aber wir haben an die Literaturliebhaber im Allgemeinen gedacht, die sicher lieber einen einheitlichen, fortlaufenden Text lesen, als sich durch die Ungereimtheiten verschiedener Ausarbeitungsphasen zu tasten. Deshalb haben wir wiederholte oder widersprüchliche Aussagen bei Randpersonen weggelassen und uns einiges Kopfzerbrechen über eine wichtige Nebenfigur wie Peter Dean gemacht, der uns mit einem anderen Problem konfrontierte: Seine außergewöhnliche Spendierfreudigkeit im ersten Teil des Buches wird später kaum noch aufgegriffen, und man kann nicht wissen, ob Vogel diesen Handlungsstrang weiter ausbauen wollte. Wie dem auch sei – die zahlreichen Streichungen und die fehlende Fortsetzung lassen erkennen, dass Dean nur recht provisorisch gezeichnet wurde, wobei ihm in einem einzigen gedrängten Abschnitt stichworthaft jedes nur denkbare phantastische Etikett angeheftet wird: ein Millionär, der als Tellerwäscher angefangen hat, Drogenhandel mit Haschisch und Opium, Pistolenheld, Messerstecher, Übernahme von Erdölförderungs- und Eisenbahngesellschaften, Unsummen auf der Bank, Kauf eines alten Schlosses. Einige dieser schlagwortartigen Merkmale habenwir weggelassen, auch wenn es anrührend ist, sich den armen, hungerleidenden jungen Vogel vorzustellen, der sich einen abenteuerlustigen und steinreichen Mäzen erfindet, der ihn unter seine Fittiche nehmen und aus seinen Existenzsorgen befreien wird.
    Einige Abschnitte, die an ihrer ursprünglichen Stelle im unfertigen Manuskript fremd wirkten, wurden andernorts eingefügt, wo sie in Inhalt und Ton besser hinpassten. So fragt Gertrud nach ihrem ersten Beischlaf mit Rost ihn beispielsweise nach seinem Leben, und er setzt zu einer Antwort an, aber das, was als Antwort einer Figur auf dem Liebeslager anfängt, nimmt bald übergangslos den Ton und den ausführlichen Stil von Vogel selbst an. Dem Anschein nach spricht immer noch sein Held, der jedoch weder zu dieser Sicht noch zu derlei Schilderungen fähig ist – und gewiss nicht im Bett, kurz nach dem
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