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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady
Autoren: Jane Archer
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hier eigentlich keine Vollmachten, aber das kümmerte ihn nicht. Er wollte sie unbedingt festnehmen. Und er hatte auch schon einen Plan. Es war zwar nicht unbedingt ein ausgeklügelter Plan, was er allerdings auch für überflüssig hielt. Er würde Lady auf einen Drink einladen, sie nach draußen locken und ihr Handschellen anlegen. Und dann würde er sie zu Pferde ins Indian Territory und von dort aus nach Fort Smith bringen.
    Falls Lady ihm keine zu großen Schwierigkeiten bereitete, würde er sich unterwegs Zeit lassen und sie nach seiner Schwester Crystabelle fragen. Sie war von Banditen aus einem Zug der Bahngesellschaft Katy Railroad entführt worden, und er wusste nicht, ob sie noch lebte, auch wenn er die Hoffnung nicht aufgab. Obwohl er über die besten Kundschafter und Spurenleser verfügte, war Crystabelle wie vom Erdboden verschluckt. Da sie sehr zart war, machte er sich große Sorgen um sie.
    Während er wartete, betrachtete er die anderen Gäste. An einem Tisch und mit dem Rücken zur Wand saß ein hünenhafter Mann, unter dessen schwarzem Hut eine lange silberne Haarmähne hervorquoll. Zwei schmaler gebaute Männer, der eine mit blondem Bart, der andere mit glattem schwarzen Haar, hatten links und rechts von ihm Platz genommen. Die drei sahen aus wie die Sorte von Leuten, denen ein Deputy seinen Arbeitsplatz verdankte.
    Als Rafe sich wieder zu Lady umdrehte, stellte diese gerade die Gitarre weg und schlenderte durchs Publikum, um ihren Zuschauern eine Kostprobe dessen zu geben, wie es wohl wäre, ihr nahe kommen zu dürfen. Auf ihrem Weg durch den Raum tätschelte sie hier einen kahlen Schädel, zauste dort einen buschigen Bart und hauchte dem Dritten einen Kuss auf die Wange. Ihr folgte ein leises Stöhnen, das mehr nach Tier als nach Mensch klang.
    Schließlich hatte sie Rafe erreicht und beugte sich vor, sodass der Ansatz ihrer Brüste im Ausschnitt des Kleides zu sehen war. »Lädst du eine Dame auf einen Drink ein?«
    Er nickte, wobei er ihr entschlossen in die Augen schaute, um sich nur nicht von den Verlockungen eine Etage tiefer aus dem Konzept bringen zu lassen. Lady hatte ungewöhnliche dreifarbige Augen, braun in der Mitte, mit einem hellgrünen und einem tannengrünen Ring darum. Sie erinnerten ihn an Murmeln. Vermutlich bezauberte sie mit diesen Katzenaugen die Männer. Aber nicht ihn. Er war nicht so ein Weichling.
    Rafe nahm die Whiskeyflasche vom Tisch und schenkte das zweite Glas voll, das da stand. Dann schob er mit dem Fuß den Stuhl neben sich nach vorne und senkte die rechte Hand zu dem Colt .45 Peacemaker an seiner Hüfte. Er war auf alles gefasst.
    »Neu in der Stadt?« Als sie lächelte, bogen sich die rubinroten Lippen leicht nach oben. Drink und Stuhl würdigte sie keines Blickes.
    »Auf der Durchreise.«
    Sie beugte sich vor und ließ spielerisch die Fingerspitzen über seine Brust spazieren. Ihm stockte der Atem. Es war zwar nicht leicht, aber es gelang ihm, die Ruhe zu bewahren. Sie roch süß und frisch wie eine Mischung aus Geißblatt und Zitrone. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als den Kopf an diesen üppigen Busen zu schmiegen.
    Dicht unterhalb des rechten Mundwinkels hatte sie einen Schönheitsfleck. Er wollte diese dunkle Stelle küssen, an ihren Lippen saugen und ihren ganzen Körper besitzen.
    Er hielt sich vor Augen, dass er im Dienst war.
    »Ich begrüße Neuankömmlinge stets auf meine ganz besondere Weise.«
    Sie legte ihm beide Handflächen auf die Brust und schob sie über die Lederweste bis zu den Schultern hinauf. »So, dass sie es nie wieder vergessen.«
    Mit einer plötzlichen Bewegung schlug sie die linke Seite seiner Weste zurück, unter der er seine Dienstmarke versteckt hatte. Verdammt, er hätte sie in der Satteltasche lassen sollen. Doch eigentlich spielte es keine Rolle. Er würde diese Frau festnehmen, koste es, was es wolle.
    Sie seufzte auf und verzog die roten Lippen zu einem Schmollmund. »Hab ich mir doch gleich gedacht, dass du ein Deputy bist, aber gehofft, dass ich mich irre.« Sie zog die Handschellen aus seiner Westentasche.
    Wieder überrumpelt, griff er danach, aber sie duckte sich geschickt wie eine Katze und ging auf Abstand.
    Dann wandte Lady sich an die Anwesenden. »Meine Herren! Wir haben heute einen Vertreter von Recht und Gesetz bei uns zu Gast.«
    Die Banditen trampelten, johlten, zischten und buhten.
    Rafe machte sich auf einiges gefasst. Allerdings war er schon aus schlimmeren Zwickmühlen heil herausgekommen. Jetzt
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