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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady
Autoren: Jane Archer
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Jipsey zur Eile an. Die Fähre von Delaware Jim kam ebenso wenig in Frage wie die schmale Furt in der Biegung des Red River. Sie würde den gefährlichen Landweg nach Osten nehmen und Ausschau nach einer Stelle halten müssen, um den Fluss trotz der trügerischen Sandbänke zu überqueren.
    Nur so würden sie der mordlüsternen Meute entkommen.

4
    Rafe fühlte sich wie ein für den Markt gefesseltes Huhn. Er wurde derart durchgerüttelt, dass er fast befürchtete, sich jeden Knochen im Leibe zu brechen. Ganz davon zu schweigen, dass er um seine Fähigkeit bangte, je wieder einer Dame eine Freude machen zu können. Oder sich selbst. Gleichzeitig kochte er derart vor Wut, dass er sich die Schuldige am liebsten sofort vorgeknöpft hätte. Aber zuerst einmal musste er überleben.
    Aus irgendeinem Grund war ein Junge ihm zur Hilfe gekommen. Ein echter Schlag ins Kontor. Eigentlich war er es doch, der andere Menschen rettete, nicht umgekehrt. Allerdings hatte er allen Grund, dankbar zu sein.
    Justice schien nichts abgekriegt zu haben. Rafe hoffte wirklich, dass die Meute seinem Wallach nichts angetan hatte, denn es hätte ihn sehr geschmerzt, Crystabelles Geschenk zu verlieren. Das Pferd war von Unbekannten mit einem Zettel vor dem Gerichtsgebäude in Fort Smith zurückgelassen worden. Falls es sich dabei um einen Scherz nach Banditenart handelte, konnte er nicht darüber lachen. Vielleicht aber war Justice ja auch ein Zeichen, das ihm mitteilen sollte, dass seine Schwester noch lebte.
    Rafe rutschte im Sattel herum, damit seine Knie besseren Halt hatten. Die Schlinge lastete wie ein Amboss auf Hals und Schultern. Die Handschellen schnitten in seine Handgelenke ein. Aus einigen Verletzungen tropfte Blut. Er war zwar mitgenommen, aber noch nicht außer Gefecht gesetzt.
    Rafe hatte schon genug Schlägereien hinter sich, um zu wissen, wie er seine Kraft und Körpergröße richtig einsetzen musste. Außerdem verschaffte ihm seine Schnelligkeit meist einen Vorteil. Doch damit, dass sie ihn lynchen wollten, hatte er nicht gerechnet. Er hatte geglaubt, sich den Weg aus dem Red River Saloon freiprügeln zu können und höchstens ein paar Blessuren davonzutragen. Dass man in Bend ein Exempel statuieren wollte, indem man Deputy U.S. Marshal Rafe Morgan aufknüpfte, hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gedacht.
    Man hatte ihm geraten, Verstärkung mitzunehmen. Aber es war kein Kollege verfügbar gewesen. Außerdem hatte man ihn gewarnt, dass Lady schlau wie ein Fuchs war. Doch er hatte das auf die leichte Schulter genommen, überzeugt, dass er mit einem kleinen Frauchen schon allein fertigwerden würde. Auch dass Bend angeblich ihr Revier war, hatte ihm nur ein Schmunzeln entlocken können. Nun wünschte er, er hätte den guten Rat nicht in den Wind geschlagen.
    Da die Sonne vom Himmel brannte, fühlte er sich, als würde sein Gehirn allmählich in Dörrfleisch verwandelt. Er streckte Knie und Oberschenkel so weit wie möglich, weil sie ihm allmählich taub wurden. Außerdem hatte er solchen Durst, dass er einen Fluss hätte austrinken können. Nur ein Gedanke hielt ihn aufrecht. Er würde die Lady mit dem Colt hinter Gitter bringen.
    Wenn sie weiter nach Osten ritten, würden sie irgendwann nach Paris kommen. Dort würde er sich an Bill Phillips, den U.S. Marshall für das östliche Texas, wenden. Falls die Lynchmeute sie nicht vorher erwischte.
    Was die Pferde anging, stand das Glück auf ihrer Seite. Er hatte ein gutes Tier, und der Junge ritt mühelos auf einem dunklen Rotfuchs, der einen schnellen und zähen Eindruck machte. Allerdings durfte er nicht außer Acht lassen, dass auch einiges gegen sie sprach. Seine Fesseln behinderten ihn. Und falls der Junge ebenfalls ein Bandit war, wollte er vielleicht einen Deputy in seiner Schuld wissen. Eine andere Möglichkeit war, dass er ihn einer anderen Bande ans Messer lieferte. Doch im Moment blieb Rafe nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen und auf das B este zu hoffen.
    Er blickte sich um. Die Meute gab offenbar nicht auf, denn er konnte feststellen, dass sich die Staubwolke, die sie aufwirbelte, stetig näherte. So würden sie niemals wohlbehalten einen Unterschlupf erreichen. Wenn er nur Schlinge und Handschellen losgeworden wäre, hätte er Justice lenken und schneller reiten können.
    »Hallo«, rief er mit vor Durst heiserer Stimme. »Halt an und befrei mich.«
    »Da vorne ist eine Höhle.« Der Junge wies auf einen Felsen. »Dort können wir uns verstecken.«
    Die
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