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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady
Autoren: Jane Archer
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steckst du einmal nicht in Schwierigkeiten?« Manny, der gerade ein Pferd fütterte, drehte sich um.
    »Ich musste einem miesen Deputy eine Lektion erteilen.«
    »Und hat er sie gern gelernt?«
    »Nicht wirklich.«
    Kopfschüttelnd spuckte Manny einen Schwall Kautabak in Richtung des Spucknapfs in der Ecke und hinkte auf sie zu. Er trug eine ausgewaschene Jeans und ein rot kariertes Hemd. »Wie schnell musst du verschwinden?«
    »Sehr schnell.«
    »Willst du Jipsey nehmen?« Er kratzte sich den grauen Bart und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar mit den silbrigen Strähnen.
    »Bitte. Ich muss mich auch umziehen.«
    »Du meinst, als Junge verkleiden.«
    »Ich tue, was nötig ist.«
    »Du kannst die Toten nicht ruhen lassen, was?«
    Eine Hand an der Leiter zum Heuboden, hielt sie inne und sah ihn an. »Copper und Jipsey sind alles, was ich noch von Ma und Dad habe.«
    »Gute Pferde.«
    »Die besten! Dad dachte, dass kein Hengst, den er je gezüchtet hatte, Copper das Wasser reichen kann. Wenn ich ihn nicht bald finde, wird er zu lahmen anfangen.«
    »Du findest ihn schon, bevor ihm jemand den Gnadenschuss gibt.«
    »Hoffentlich.« Tränen traten ihr in die Augen. Sie blinzelte heftig, um sie zurückzudrängen.
    »Weinst du etwa?«, fragte er verdattert.
    »Nein, ich bin nur wütend.«
    »Du sollst nicht wütend sein, sondern dich rächen.« Manny griff nach Sattel und Zaumzeug. »Damit deine Wünsche Wirklichkeit werden.«
    »Wenn Wünsche Pferde wären.« Sie seufzte. »Dann hätte ich eine ganze Herde.«
    »Mit Copper und Jipsey hast du einen Grundstock zur Zucht, der alle anderen Pferde alt aussehen lassen wird.«
    »Dazu muss ich Copper erst mal finden.«
    Die Gitarre um die Schulter, kletterte Lady die Leiter hinauf, so schnell es ihre Röcke gestatten, und atmete in tiefen Zügen den beruhigenden, süßen Geruch des Heus ein.
    Ihr gemütliches Nest war hinter strategisch gestapelten Heuballen versteckt. Eine dicke Plane aus Segeltuch bedeckte den rauen Holzboden, und eine Steppdecke und ein Kopfkissen sorgten für Wärme und Bequemlichkeit. Ein kleiner Spiegel, eine Waschschüssel mit Krug, ein Handtuch, eine Öllampe und eine Truhe für ihre Habe waren alles, was sie brauchte, um in Bend zu überleben.
    Vorsichtig legte sie ihre Gitarre in ihren Koffer und stellte sie weg.
    Mit sechzehn hatte sie ein ganzes Jahr lang gespart, um sich das wundervolle Instrument leisten zu können. Inzwischen war sie siebenundzwanzig und ließ die Gitarre in Mannys Obhut, wenn sie unterwegs war.
    Während sie das Satinkleid auszog, in dem sie sich nie so richtig wohlfühlte, dachte sie an den erstaunten Gesichtsausdruck des gut aussehenden Deputys.
    Gesetzeshüter hielten Frauen in Satinkleidern offenbar für Dummerchen. Doch obwohl sie sich gern auf diesen Umstand verließ, war sie stets auf der Hut. Wer auf der falschen Seite des Gesetzes stand, musste wachsam sein.
    Die Gäste des Red River Saloon würden den Deputy schon aus der Stadt jagen. Sie wünschte, sie hätte Gelegenheit gehabt, sich noch ein wenig mit ihm zu amüsieren. Er hatte sie an einen starken Hengst erinnert, und sie hatte eine Schwäche für gute Pferde.
    Groß, breite Schultern, schmale Hüften, lange Beine. Er bewegte sich mit der Anmut eines wilden Tieres. Bekleidet war er mit einem blauen Hemd, einer schwarzen Lederweste und einer dunklen Hose gewesen, die in schwarzen kniehohen Militärstiefeln steckte. Das dunkle Haar war lang und mit einem Lederriemen zusammengebunden. Dazu ein glatt rasiertes Gesicht, sonnengebräunte Haut, hohe Wangenknochen und volle Lippen. Doch am faszinierendsten waren seine Augen: ein tiefes Rauchgrau.
    Eindeutig ein Mann, der das Blut einer Frau in Wallung brachte. Was vermutlich auch der Grund war, warum sie der Versuchung nicht hatte widerstehen können, ihn zu berühren und ihn ein wenig zu hänseln. Schmunzelnd dachte sie an seine Handschellen. Ihr gefiel es, wenn ein Mann den Mumm hatte, sie amüsant und nicht etwa einschüchternd zu finden. Ein Jammer nur, dass er sie hinter Gitter bringen wollte.
    Sie entledigte sich ihres Korsetts und der anderen Wäschestücke, die Männer so begeisterten. Nachdem sie die zarten Stoffe vorsichtig zusammengefaltet hatte, verstaute sie sie für ihren nächsten Auftritt als Lady wieder im Koffer.
    Um ihre Kurven zu tarnen, drückte sie ihre Brüste mit einem Stoffstreifen platt und zog ein weites grün kariertes Hemd, eine zeltartige schwarze Weste und eine zu große Jeans
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