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Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Titel: Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
Autoren: Katie Fforde
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Erblassers gewesen. Und sein Erbe wiederum war nicht nur genealogisch in weiter Ferne, sondern auch geographisch. Das letzte Mal hatte er sich aus einem Winkel der Welt gemeldet, der vormals Teil der UdSSR gewesen war.
    Hettys Mutter war das einzige Familienmitglied, das wusste, wer wen geheiratet hatte und wer zu wem in welchem Verwandtschaftsverhältnis stand. Sie hatte ein ausgeprägtes familiäres Pflichtbewusstsein, und als ihr Onkel - »Er ist eigentlich gar nicht mein Onkel, Liebling, sondern ein Cousin dritten Grades, aber die Generationen sind alle durcheinander geraten.« - krank wurde, war Hettys Mutter diejenige, an die er sich gewandt hatte. Er hatte sie gebeten, mit seinem Quasi-Neffen Kontakt aufzunehmen und ihn zu bitten, herzukommen und nach dem Haus zu sehen. Auf keinen Fall dürfe es länger als ein paar Tage leer stehen.
    Aber nach tagelangen Kämpfen mit Telefon und Fax, die ihr nichts weiter einbrachten als trommelfellgefährdende Piepstöne, hatte sich selbst Mrs Longdens Entschlossenheit erschöpft. Als sie den Hörer schließlich resigniert einhängte, wandte sie sich zu Hetty um.
    »Ich glaube sowieso nicht, dass er gekommen wäre. Er kommt nie zu Familienfesten, sonst hätten wir ihn kennen gelernt. Vermutlich ist er zu sehr damit beschäftigt, Geld zu machen, um seine Pflicht zu tun.« Dann hatten sich ihre Augen plötzlich verengt. »Du weißt doch eigentlich im Moment sowieso nichts Rechtes mit dir anzufangen, Liebling. Du könntest dich nicht vielleicht ein Weilchen um das Haus kümmern? Es ist ein wundervolles altes Haus in einer malerischen Gegend. Kannst du dich noch erinnern, als du dort Brautjungfer warst? Du warst damals enorm beeindruckt von dem Haus.«
    »Mutter, ich war fünf Jahre alt ...«
    Und so kam es, dass Hettys Leid in Form einer abrupt beendeten Beziehung des anderen Freud' wurde.
    »Wenn du schon nicht glücklich sein kannst, dann kannst du dich wenigstens nützlich machen«, hatte ihre Mutter gesagt, als Hetty Einwände erhob. Nachdem sie drei Wochen versucht hatte, Hetty »aus dem Sumpf zu ziehen«, hatte sie alle Hoffnung fahren lassen, ihre Tochter je wieder lachen zu hören.
    Hetty hatte all ihre wohlmeinenden Bemühungen über sich ergehen lassen, aber sie dachte, wenn sie sich noch länger ein strahlendes Lächeln für die Freundinnen ihrer Mutter abringen musste, während sie mit ihnen Essen auf Rädern verteilte oder den Verkaufsstand der Fraueninitiative bemannte, dann hätte sie wirklich Grund, allem ein Ende zu bereiten. Und nachdem sie die Unabhängigkeit ihrer Wohnung in London zusammen mit ihrem Job und Alistair aufgegeben hatte, fand sie es schwierig, wieder zu Hause zu leben. Diese Möglichkeit, ungestört zu leiden, hatte durchaus ihren Reiz. Sie willigte ein, das Haus zu hüten, bis ihre Mutter den Erben aufgespürt hatte oder ihr Onkel Samuel weit genug genesen war, um heimzukommen.
    Das Haus hatte ein bisschen Fürsorge bitter nötig, dachte sie, als sie in die Küche zurückkehrte. Das Bild, das sich ihr bot, war grauenhaft genug, um sie von ihrem Kummer abzulenken.
    Die Küche war voll gestopft mit antiken Küchenutensilien, noch voller gestopft mit Gerümpel und besaß keinerlei moderne Annehmlichkeiten.
    Mannigfaltige Schränke reihten sich an den Wänden auf, sodass es so gut wie keine Arbeitsfläche gab. Manche der Schränke waren aus billigem Kunststoff, andere mochten unter den diversen Farbschichten Nadelholz verbergen, einer, der ziemlich verschrammt war, war aus Mahagoni. Sie alle verband eine dicke Staubschicht, und sie waren so mit Geschirr voll gestopft, dass man die Türen nur mit Brachialgewalt schließen konnte.
    Ein großer Küchentisch, die einzige horizontale Fläche außer dem Abtropfbrett der Spüle, stand voll mit allem möglichen Zeug. Salztöpfe aus Steingut, rostige Brotkörbe, ein paar Milchkannen aus Kupfer, Bonbongläser und ein Butterfass, das nicht dort stand, um dem Raum Charakter zu verleihen, sondern weil niemand es je weggeräumt hatte, geblümte Keksdosen, antike Vorratsgläser und eine altmodische Schreibmaschine - möglicherweise ein früher Prototyp - rangelten Schulter an Schulter mit einem Gestell billigen Bistrobestecks und einem Berg Stapelkisten aus Plastik. Antiquitätenmesse meets Tupperware-Party. Selbst in ihrem Zustand tiefer Depression konnte Hetty sich angesichts dieses bizarren Stilllebens ein Lächeln nicht verkneifen.
    Unter all dem Plunder mochten sich ein paar Schmuckstückchen verbergen,
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