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Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Titel: Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
Autoren: Katie Fforde
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zusätzlichen Ärger gebrauchen.«
    Hetty fühlte keine Wut, sie wurde die personifizierte Wut, so heiß und tödlich wie das weiß glühende Zentrum eines Vulkans. Sie trat ohne bewussten Entschluss an das Bett und fegte das Federkissen zu Boden.
    »Hey«, sagte die Frau. »Hören Sie, es tut mir Leid ... aber ... was tun Sie denn da?«
    Alistair schlief unter Leinenlaken - nichts Synthetisches durfte seine Haut je berühren, mit Ausnahme, stellte Hetty wie aus großer Distanz fest, der blonden Haarpracht an seiner Seite. Eins dieser Laken, ein Erbstück von seiner Mutter, bedeckte ihn und seine Bettgenossin auch jetzt. Es hatte ein eingesticktes Monogramm in einer Ecke und breite Säume an Kopf- und Fußende. Sie hatte persönlich zwei Stunden damit verbracht, es zu bügeln, weil sie es irgendwie versäumt hatte, es in die Wäscherei zu geben. Wie aus dem Nichts tauchte die Erinnerung auf, dass das Laken im oberen Drittel ein winziges, sorgsam gestopftes Loch aufwies.
    Sie hätten eigentlich gewarnt sein sollen, als Hetty das Federbett wegzog, aber Alistair und seine Freundin rechneten nicht mit Tätlichkeiten. Hetty riss ihnen das Laken mühelos aus kraftlosen Fingern, was der Blondine einen entsetzten Schrei und Alistair ein empörtes »Hey!« entlockte.
    Doch sie brauchten sich ihrer Blöße nicht zu genieren, Hetty würdigte sie keines Blickes, sondern packte das Laken, schlug die Zähne in den weichen Stoff und riss mit den Händen daran, mit den fließenden Bewegungen eines Zauberers, der bunte Taschentücher aus seinem Mund hervorzieht. Der Laut, mit dem das antike Leinen zerriss, hatte etwas wunderbar Befriedigendes und übertönte Alistairs Protestschreie und die Vorhaltungen der Blondine. Erst als das Laken in zwei Hälften zu ihren Füßen lag, hob Hetty den Kopf.
    Die Frau hatte das Federbett aufgehoben und verkroch sich darunter. Alistair war wütend aus dem Bett gesprungen und kam auf sie zu.
    »Du kleines Miststück! Das ist eine Antiquität, die du da ruiniert hast. Und du wirst es kunststopfen lassen!«
    Auf ihrer Zorneswolke fühlte Hetty sich erhöht, unüberwindlich. Trotzdem wich sie Alistairs wütendem Angriff lieber aus, verließ das Schlafzimmer und schloss die Tür. Dann rief sie: »Du bist ein Dreckskerl, Alistair! Ein Feigling und ein Dreckskerl! Du hast mir nicht gesagt, dass es aus ist, weil es dir zu viel Mühe gemacht hätte. Also hast du deine Freundin geholt, um dir dabei zu helfen.«
    »Es besteht keine Notwendigkeit, ausfallend zu werden ...«
    »Es besteht vielleicht keine Notwendigkeit, aber es ist verdammt noch mal gerechtfertigt!«
    Sie trat hastig den Rückzug an und lief die Treppe hinab, ehe Alistair seine seidenen Boxershorts gefunden hatte und die Verfolgung aufnehmen konnte. Sie verließ das Haus, ließ die Tür weit offen, fand den Schlüssel in der Manteltasche und schloss den Wagen auf.
    Die blinde Wut ebbte ab. Sie brauchte ein paar Versuche, ehe der Wagen ansprang, und legte versehentlich den ersten statt des Rückwärtsgangs ein. Der Wagen machte einen Satz nach vorn und prallte gegen Alistairs Porsche.
    Das war keine Absicht gewesen, und sie hatte nur die Stoßstange geküsst und wenig Schaden angerichtet. Aber es tat ihr so gut, dass sie ein Stück zurücksetzte und das Manöver mit mehr Gas wiederholte. Der nächste Aufprall hatte schon deutlich mehr Karacho. Beim dritten Mal fuhr sie Alistair eine richtige Beule in den Wagen, hörte aber ebenso ein unheilvolles Scheppern an ihrem eigenen. Sie setzte gerade zum vierten Versuch zurück, als Alistair in der Tür erschien.
    Das Laken war schon schlimm genug, aber sie konnte es sich wirklich nicht leisten, die Reparatur seines Porsche zu bezahlen. Besser er merkte nicht, was sie getan hatte, ehe sie weit weg war. Also legte sie den ersten Gang ein und floh.
    Sie war den ganzen Weg von London hergekommen, es war ausgeschlossen, jetzt wieder zurückzufahren. Das Zornkorsett, das sie bislang aufrecht gehalten hatte, löste sich auf. Sie hatte zu zittern begonnen und würde in absehbarer Zeit in Tränen ausbrechen.
    Ihre Eltern. Obwohl sie in der Nähe wohnten und Hettys Mutter in regelmäßigen Abständen Einladungen zum sonntäglichen Mittagessen aussprach, wenn Hetty und Alistair das Wochenende auf dem Land verbrachten, waren sie nie hingefahren. Alistair hielt Eltern für eine ausgesprochen anstrengende Spezies, die man außer in begründeten Ausnahmefällen - etwa finanziellen Engpässen - tunlichst meiden sollte.
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