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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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mich erkannte. "Wie schön, dass du wieder da bist", sagte sie. "Und toll erholt siehst du aus!" Ihr Blick glitt prüfend über mich hinweg und blieb kurz an dem Lilienarmband hängen. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, doch sie gab keinen Kommentar dazu ab. Vermutlich hatte sie bereits von Tobias erfahren, dass ich ihn im Krankenhaus besucht und mich mit ihm versöhnt hatte.
    Auch Melissa sah gut aus. Unauffällig musterte ich ihre Begleiterin. Die trug einen schwarzen Overall, einen modischen Kurzhaarschnitt mit kirschroten Strähnen und eine schnittige Brille in der gleichen Farbe. Sie sah mich an und lachte: "Sie erkennen mich wohl nicht?"
    Es war Anne Niemann! Ich hatte sie tatsächlich nicht erkannt.
    "Hast du einen Moment Zeit, um mit rein zu kommen?", bat Melissa jetzt. Den hatte ich tatsächlich, denn es waren für diesen Tag noch keine Patienten bestellt. Außerdem war ich neugierig, was sich inzwischen ereignet hatte.
    Melissas Wohnzimmer hatte sich schon mal verändert. Sämtliche Regale waren eingeräumt und es standen keine Kartons mehr umher. Dafür gab es dekorative Grünpflanzen und farblich abgestimmte Kissen auf der Couch, alles sah auf einmal viel wohnlicher aus. Am meisten fielen jedoch die großformatigen Bilder auf, die jetzt die Wände schmückten. Sie zeigten sonnendurchflutete Landschaften und strahlten förmlich von innen heraus. Ich bemerkte die schwungvolle Signatur darunter: A. M. Fragend sah ich zu Melissa hinüber. Sie war meinem Blick gefolgt und nickte mir glücklich zu. "Ja, es stimmt, das sind Bilder meines Vaters. Onkel Dieter hatte sie gerettet und hat sie mir nun übergeben. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue."
    "Mein Vater hatte sie noch vor dem Brand aus dem Haus geholt und hinter einer doppelten Wand auf dem Speicher versteckt. Er wollte ein Andenken an seinen Bruder haben, wusste aber, dass meine Mutter das nicht billigen würde. Also hat er es heimlich gemacht", fügte Anne hinzu.
    "Und der Brand?", fragte ich. "War es Brandstiftung?"
    "Vermutlich hat meine Mutter den Brand gelegt, weil sie auch das Andenken an Melissas Familie auslöschen wollte", meinte Anne. "Vielleicht aus Hass, vielleicht auch, weil es ihr Gewissen belastete. Wer weiß das schon bei ihr. Ich verstehe sie nicht und ich will sie auch gar nicht verstehen."
    Melissa legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. "Anne wohnt jetzt hier bei mir", sagte sie. Anne nickte. "Jedenfalls bis ich etwas Eigenes gefunden habe. Aber ich werde in der Nähe bleiben. Eine Arbeit habe ich nämlich schon gefunden, in der Uni-Bibliothek. Dort gefällt es mir so gut, dass ich jetzt noch eine entsprechende Zusatzausbildung in Angriff nehmen werde."
    Ich wandte mich wieder der Betrachtung der Bilder zu. Eines gefiel mir ganz besonders, es zeigte eine hübsche junge Frau mit zwei Kindern, vermutlich handelte es sich um Vanessa Morgenroth mit Melissa und Matthias. Melissa bestätigte es mir. "Das ist auch mein Lieblingsbild", sagte sie. "Mein Vater verstand sich wunderbar darauf, Portraits zu malen."
    "Das musst du von ihm geerbt haben", lachte Anne. "Darf ich Ihnen mal das Portrait zeigen, dass sie von mir gemalt hat?", fragte sie an mich gewandt. Natürlich wollte ich es sehen und wir begaben uns dazu in das Atelier. Annes Portrait war fertig, stand aber noch auf der Staffelei. Sie war an einem Strand abgebildet, hinter sich die Weite des Meeres. Auf einer entfernten Insel waren die verschwommenen Umrisse einer Festung zu erkennen. In der Hand hielt sie eine geöffnete Muschel.
    "Die Muschel ist das Symbol für ein Geheimnis, für etwas, das verschwiegen wird", verriet mir Anne. "Aber Melissa hat sie offen gemalt, weil das Geheimnis endlich gelüftet ist."
    "Und die Festung in Hintergrund?", fragte ich. "Sie erinnert ein wenig an Alcatraz. Eigentlich auch eine klare Symbolik, Anne ist ihrem Gefängnis entkommen."
    "Nicht schlecht erkannt", bestätigte Melissa. "Warst du bei deinem eigenen Portrait auch so gut?"
    "Vermutlich nicht. Die Iris in meiner Hand war ja verständlich, ebenso wie der Blick über die Generationen hinweg in die Vergangenheit. Aber die Vögel hinter mir beschrieben so eine seltsame Formation, da war ich mir der Bedeutung nicht sicher."
    "Sie sollte das Kreuz symbolisieren, dass du für deine Patienten auf dich nimmst. Um es dann in Luft aufzulösen." Melissa machte mit ihren Fingern eine flatternde Bewegung. "Ich habe schon bessere Metaphern verwendet", fügte sie
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