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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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Morgenroth hat einen Schock", sagte sie. "Die Sanitäter sind gerade bei ihr."
    "Das ist gut", entgegnete Gernot. "Und Frau Forster sollen sie sich auch gleich ansehen."
    "Wozu denn das?", fragte ich verständnislos.
    "Fass dir mal ins Gesicht!"
    Ich kam der Aufforderung nach und zuckte zurück, weil es höllisch weh tat. In der ganzen Aufregung hatte ich das bisher nicht bemerkt.
    "Du hast ein gewaltiges Hämatom am Auge, und vermutlich sogar eine Gehirnerschütterung, so blass wie du aussiehst", meinte Gernot. Der Sanitäter, der mich kurz darauf begutachtete, sah es weniger dramatisch. "Sie hätten sofort kühlen müssen", belehrte er mich, als hätte ich keine anderen Sorgen gehabt. Aber er schlug vor, dass ich Melissa, die man vorsorglich mitnehmen wollte, in die Klinik begleiten sollte. Damit war ich einverstanden.
    Vor dem Haus stieg ich zu Melissa in den Krankenwagen, während Frau Brückner in ein Polizeiauto verfrachtet wurde. Es musste jetzt kurz nach drei Uhr sein, doch in mehreren Häusern brannte Licht. Der Polizeieinsatz war nicht unbemerkt geblieben. Im Krankenhaus angekommen, wurde Melissa gleich zur Untersuchung gebracht. Mir bedeutete man, in der Notaufnahme Platz zu nehmen, jemand würde sich mein Auge ansehen. Auf dem Flur dorthin kam mir Johannes entgegen gewankt. Ich glaubte einen Geist zu sehen, auch weil sein Gesicht eine beinahe grünliche Färbung aufwies. "Gott sei Dank, da bist du ja", sagte er, "ich habe mir solche Sorgen gemacht, weil du nicht an dein Handy gegangen bist." Mein verständnisloser Blick veranlasste ihn zu weiteren Erklärungen. "Na das Chili, du musst doch auch eine Lebensmittelvergiftung haben! Das Hackfleisch muss nicht mehr ganz frisch gewesen sein. Mir haben sie den Magen ausgepumpt, lieber sterbe ich, bevor ich das nochmal über mich ergehen lasse. Aber vermutlich sterbe ich ohnehin, ich fühle mich jedenfalls so."
    Plötzlich wurde ich von einem unbändigen Lachreiz gepackt, ich konnte mich überhaupt nicht wieder beruhigen.
    "Vielen Dank für dein Mitgefühl", sagte Johannes beleidigt.

52.
    Melissa blieb noch zwei Tage in der Klinik. Ich ging gleich am folgenden Tag wieder arbeiten, doch an einen normalen Praxisbetrieb war nicht zu denken. Die Verhaftung von Frau Brückner war das Gesprächsthema. Da mein rechtes Auge noch von einem gewaltigen Veilchen verunziert wurde, das sich auch unter großen Mengen von Make up nicht vollständig verstecken ließ, bot es den Patienten einen willkommenen Anlass, mich auf die Ereignisse anzusprechen.
    Ruth wurde von Gernot Schlüter mit den neuesten Informationen versorgt und gab diese an mich weiter. Edeltraut Brückner hatte inzwischen ein umfassendes Geständnis unterschrieben. Sie würde wegen Mordes in drei Fällen und wegen Totschlags an Matthias Morgenroth angeklagt werden. Ihren Schwiegersohn, Herrn Bertram, erwartete eine Anklage wegen versuchten Mordes in zwei Fällen. Eine Mitwisserschaft ihrer Zwillingstöchter hatte Frau Brückner bestritten, obwohl von einer solchen auszugehen war. Aber sie würde ans Licht kommen, Herr Bertram war munter dabei, Frau und Schwägerin zu belasten. Definitiv unwissend war dagegen ihr Ehemann Dieter Brückner gewesen. Die Eheleute hatten schon lange wie Fremde nebeneinander gelebt, er hatte sich nie dafür interessiert, was seine Frau so trieb.
    Schockiert zeigte sich Ruth auch über das Schicksal von Anne Niemann, die fast zehn Jahre grundlos in der Psychiatrie verbracht hatte. "So etwas dürfte einfach nicht möglich sein", sagte sie immer wieder. "Warum hat sich nur niemand die Mühe gemacht, genauer hinzuschauen? Sie war von ihrer Persönlichkeit schon ein wenig auffällig, was bei ihrer Kindheitsgeschichte kein Wunder ist. Der Hausarzt der Familie hat damals ihre Einweisung veranlasst und eine Menge falscher Angaben gemacht, die nie gründlich in Frage gestellt wurden. Er war übrigens verschuldet und wurde von Frau Brückner großzügig entlohnt. Belangen kann man ihn leider nicht mehr, er ist inzwischen verstorben. Dass Anne immer wieder von den Morden sprach und sich Gehör zu schaffen versuchte, hat man als Wahnvorstellungen interpretiert und sie deshalb auch mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Schließlich hat Anne begriffen, dass sie sich verstellen und die Wahrheit verschweigen muss, wenn sie wieder in ein normales Leben zurückkehren will. Erst nach Jahren ist ihr das endlich gelungen."
    "Wenn man das als normales Leben bezeichnen will", schränkte ich ein. "Sie
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