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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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ist ja nicht zur Ruhe gekommen, war auf der Flucht vor ihrer Mutter. Aber sie wollte auch Gerechtigkeit und Melissas Aussage war ihre einzige Chance. Deshalb hat sie nach ihr gesucht und ihr die Zeichnung in den Briefkasten gesteckt. Wenn sie doch bloß früher mit mir gesprochen hätte!"
    "Sie hatte Angst Iris, nachvollziehbare Angst. Sie wollte nicht wieder in die Psychiatrie gesteckt werden. Als sie Melissa zum ersten Mal auf der Straße gegenüber stand, hat die eine Panikattacke erlitten und ist vor ihr geflohen. Das hat Anne natürlich noch mehr verunsichert."
    Ich nickte. Kurz darauf hatte ich Melissa im Café getroffen und sie hatte mir davon erzählt. "Es war Annes Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, die Melissa damals so erschreckt hat, das ist mir jetzt bewusst geworden. Aber mir ist immer noch nicht klar, wieso Anne in jener Nacht sofort zur Stelle war und die Polizei rufen konnte."
    "Sie hatte sich die ganze letzte Zeit über in unmittelbarer Nähe versteckt gehalten. Geschlafen hat sie in einer Laube auf einem verwilderten Grundstück."
    "Aber sie konnte das Haus doch unmöglich Tag und Nacht beobachten."
    "Musste sie auch nicht. Sie wusste, dass ihre Mutter nur an ihren freien Tagen, also sonntags oder mittwochs, das Firmengelände zu verlassen pflegte. Dann hat Anne das Haus im Auge behalten. Übrigens wurde es auch durch die Polizei observiert, aber die gingen davon aus, der Täter würde von hinten über den Wintergarten eindringen. Entsprechend hatten sie sich positioniert. Ohne Annes Anruf hätten sie vielleicht zu spät reagiert."
    "Anne hat sich sehr mutig verhalten, indem sie ihrer Mutter ins Haus gefolgt ist. Dass die ihr dann noch die Morde anhängen wollte, muss schlimm für sie gewesen sein. Nur gut, dass sich Melissa in dem Moment wieder erinnert hat."
    "Was war es eigentlich, das Melissas Erinnerung schließlich zurück gebracht hat?", fragte Ruth.
    "Es war die Gesamtsituation, die auf einmal den ursprünglichen Ereignissen auf unheimliche Weise glich. Da war der Anblick von Frau Brückner, ihre Stimme und genau die gleichen Worte, die sie damals Melissa gegenüber auf dem Turm gebraucht hatte: "Du warst das, du warst das, du warst das!"
    Ruth nickte."Wie gut, dass sich alles aufgeklärt hat, diese Frau hätte sonst eiskalt weitergemacht. Wer weiß, wie viele Menschen noch zu Schaden gekommen wären. Eines macht Gernot allerdings immer noch Sorgen und das ist die Herkunft des E 605. Frau Brückner behauptet, es würde noch aus alten Beständen stammen und somit über 15 Jahre alt sein. Das würde bedeuten, dass es über 15 Jahre seine Giftwirkung bewahrt, die zugesetzten Farb- und Geruchsstoffe sich aber zersetzt hätten. Keine schöne Vorstellung, aber immer noch besser als die, dass es einen Schwarzmarkt für reines Parathion geben könnte. Jetzt sind die Gerichtschemiker am Zuge."
    "Mich lässt diese Frau Brückner einfach nicht los", sagte ich. "In ihr ist soviel Bitterkeit, mehr als in einem Schierlingsbecher. Natürlich hat man ihr Unrecht getan, aber sie hat es an den Schwächsten abreagiert, an den Kindern. Wenn sie sich rechtzeitig geöffnet hätte, wäre ihr vielleicht zu helfen gewesen."
    Ruth runzelte die Stirn. "Nicht jedem wirst du helfen können, finde dich rechtzeitig damit ab. Dir werden auch immer wieder Irrtümer unterlaufen. Ich habe mich zum Beispiel im Hinblick auf Melissa geirrt, ich habe sie die ganze Zeit über ernsthaft verdächtigt. Du hattest den besseren Riecher."
    Ich dachte an die angstvollen Minuten in Melissas Bad, in denen ich ihr sogar zugetraut hatte, mich ermorden zu wollen. Das sollte für immer mein Geheimnis bleiben. Johannes klagte noch immer über Magenbeschwerden und wunderte sich, wie schnell und komplikationslos ich diese Lebensmittelvergiftung überwunden hatte. Ich führte das nicht zuletzt auf Melissas Tee zurück, der mir gründlich den Magen ausgespült hatte. Außerdem hatte ich von dem Chili auch nur sehr wenig gegessen.
    "Wusstest du eigentlich, dass es sich bei dem berühmten Portrait der Lucrezia Borgia um eine falsche Zuschreibung handelt?", fragte Ruth jetzt. "Es stellt eine ganz andere Dame dar. Aber Generationen von Menschen haben bei seiner Betrachtung mit Schaudern an die berühmte Giftmischerin gedacht. So ist das mit falschen Bildern, die wir uns gern mal machen."
    Diesmal war ich froh, als die Woche zu Ende ging und ich endlich meinen Urlaub antreten konnte. Ich fühlte mich wirklich reif dafür.
    Am letzten Tag vor meiner Abfahrt
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