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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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vergangenen Minuten hatten Ströme von Adrenalin durch meinen Körper gejagt und den letzten Rest von Übelkeit hinweggeschwemmt. Was immer diese Übelkeit verursacht hatte, Gift war es nicht gewesen und Melissa hatte nichts damit zu tun. Auf einmal lagen alle Zusammenhänge klar auf der Hand. Ich war geradezu begierig, auch noch den Schleier von den letzten Geheimnissen zu reißen. Deshalb nickte ich Gernot zustimmend zu. "Allerdings würde ich mich gern setzen", fügte ich hinzu, denn ein wenig schwach auf den Beinen fühlte ich mich schon.
    Zu viert begaben wir uns ins Wohnzimmer, Gernot, Frau Brückner, der sie überwachende Beamte und ich. Als ich den Raum betrat, kam er mir wie eine andere Welt vor. Die Stehlampe verbreitete ihr warmes Licht, mein Bettzeug lag auf der Couch. Ich fühlte mich, als würde ich nach langer Abwesenheit an einen vertrauten Ort zurückkehren. Dabei hatten der Schrecken im Bad und die Szene auf dem Flur keine 20 Minuten gedauert. Doch mir war es wie eine Ewigkeit erschienen. Als ich das Bettzeug beiseite räumen wollte, winkte Gernot ab. Er schob es ein wenig nach hinten und ließ sich dann auf der Kante der Couch nieder. Inzwischen hatte der Beamte zwei Sessel für Frau Brückner und mich zurecht gerückt. Wir würden uns gegenüber sitzen wie in einem therapeutischen Gespräch in der Praxis. Nur handelte es sich diesmal um etwas völlig anderes.
    Ausgerechnet jetzt klingelte mein Handy. Ein Blick auf das Display zeigte mir, dass es Johannes war, der anrief. Es war 2.30 Uhr, was konnte er da von mir wollen? Ich schaltete das Handy einfach aus, es war im Moment der absolut falsche Zeitpunkt, das zu klären.
    Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit Frau Brückner zu. Sie wirkte so entspannt, als ginge es nur darum, ein ganz normales Gespräch zu führen. "Sie wissen ja schon eine Menge über mich", begann sie zu reden, "nun sollen Sie also auch noch den Rest erfahren. Ich werde Ihnen sagen, was auf dem Turm wirklich passiert ist. Aber ein wenig ausholen muss ich dazu, denn eigentlich nahm alles schon acht Wochen vorher seinen Anfang, mit dem plötzlichen Tod meines Schwiegervaters. Er hatte einen Herzinfarkt, ist bei der Arbeit einfach umgefallen und gleich gestorben, noch bevor der Arzt da war. Meine Schwiegermutter hat kaum um ihn getrauert. Im Gegenteil, sie hat sofort begonnen, ihre eigenen Pläne zu schmieden. Laut Testament war sie die Alleinerbin, den Söhnen stand nur der Pflichtteil zu. Dabei hatten mein Mann und ich den allergrößten Anteil an der Entwicklung der Firma in den vergangenen Jahren. Natürlich gingen wir davon aus, dass wir sie weiterführen würden. Aber dann überraschte uns die Schwiegermutter mit dem Plan, die Firma zu verkaufen. Sie verfügte einfach so über unsere Köpfe hinweg über unser Lebenswerk. Vom Erlös wollte sie ein Haus in Italien kaufen und mit Adrian und seiner Familie dorthin ziehen, in die Gegend, in der sie bereits Jahr für Jahr den Urlaub verbracht hatten. Adrian hätte dort ideale Bedingungen für sein künstlerisches Schaffen, meinte sie. Dass mein Mann und ich dann überhaupt keine Bedingungen mehr gehabt hätten, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, war ihr offensichtlich egal. Mit dem Anteil, den sie uns bot, hätten wir keinen neuen Betrieb aufbauen können. Aber das war ihr gleichgültig, sie hatte nur das Wohl von Adrian im Auge. Ein paar Wochen später war er dann tot."
    Frau Brückner warf einen flüchtigen Blick zu Gernot hinüber. "Nein, mit seinem Ableben hatte ich nichts zu tun, falls Sie das jetzt glauben sollten. Aber es kam uns nicht ungelegen, denn damit hatten sich die Verkaufspläne und der Umzug nach Italien schließlich erledigt. Das dachte ich jedenfalls. Aber dann kam der Tag der Beerdigung. Das Haus war voller Trauergäste und die gesamte Arbeit blieb an mir allein hängen, das erzählte ich ja bereits. Ich war auf dem Weg in die Küche, als mich im Flur einer unserer wichtigsten Kunden ansprach. Er fragte mich, ob es nun beim Verkauf der Firma bleiben würde, es war ihm also schon zu Ohren gekommen. Ich sagte, das sei mit Adrians Tod hinfällig geworden, mein Mann und ich würden den Betrieb selbstverständlich weiterführen. Plötzlich stand meine Schwiegermutter hinter mir, ich hatte sie nicht kommen hören. Sie ging wie eine Furie auf mich los. Ich weiß gar nicht mehr, was sie mir alles an den Kopf warf. Als raffgierige Erbschleicherin bezeichnete sie mich, Adrian sei erst seit ein paar Stunden unter der Erde
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