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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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und schon wollte ich mir alles unter den Nagel reißen. Aber daraus würde nichts werden, es bliebe bei dem geplanten Verkauf und mein Mann würde zu Strafe für mein pietätloses Benehmen nur den Pflichtteil bekommen. Ich konnte sie mit keinem Argument besänftigen. Schließlich sagte ich, wenn mein Mann und ich ihr schon so gleichgültig wären, dann sollte sie doch wenigsten an ihre Enkel denken. Da wurde sie richtig ausfallend. Sie würde vor allem an Melissa und Matthias denken, die jetzt ohne Vater aufwachsen müssten, keifte sie. Dann setzte sie auf meine Töchter bezogen hinzu: Was gehen mich deine hässlichen Kröten an!
    Frau Brückners Unterlippe bebte, sie war sichtlich erregt. "Das hat sie wörtlich gesagt, deine hässlichen Kröten ", wiederholte sie. "Ich wollte nur noch weg, allein sein, sonst hätte ich zugeschlagen. Ich bin aus dem Haus und zum Turm gelaufen. Das war mein Refugium, der einzige Ort, an dem ich ab und zu heimlich eine Zigarette rauchen konnte. Auf dem gesamtem Firmengelände war ja das Rauchen strikt verboten, und im Haus sowieso. Aber als ich im Turm ankam, hörte ich Stimmen. Ganz oben, wo sie nichts zu suchen hatten, standen diese beiden verwöhnten Bälger, wegen denen meine Kinder alles verlieren sollten. Sie hatten den einzigen Platz in Beschlag genommen, der mir allein gehörte. Ich habe gesagt, sie sollen verschwinden, aber sie haben nur durch mich hindurch geschaut, als wäre ich Luft für sie. Da bin ich ausgerastet. Der Junge ist lautlos in der Tiefe verschwunden, aber Melissa hat sich wie ein wildes Tier auf mich gestürzt, sie hat mich gebissen und getreten. Dann tauchte plötzlich Anne mit unseren Nachbarn auf, sie wollten sich verabschieden und hatten mich im Haus nicht finden können. Anne hat sie zum Turm geführt und dadurch wurden sie Zeugen der Szene mit Melissa. Ich habe es so erklärt, dass Melissa ihren Bruder gestoßen und ich sie festgehalten hätte. Melissa hatte einen Schock, sie konnte nicht sprechen, das war mein Glück. Denn das Wort dieser kleinen Göre hatte bei meiner Schwiegermutter hundertmal mehr Gewicht als mein eigenes. Doch ich wusste auch, dass sie die Sprache wiederfinden würde, deshalb musste ich schnell handeln. Sie hätte mich sonst ins Gefängnis gebracht."
    "Haben sie deshalb ihre Schwägerin vergiftet und es bei Melissa zumindest versucht?", fragte ich leise. Sie nickte. "Mir blieb keine andere Wahl." Es war die schrecklich Logik eines Verbrechens, das weitere nach sich zieht.
    "Und wie ging es danach weiter?", fragte ich.
    "Melissa überlebte, das ist ja bekannt", sagte sie. "Ich habe dafür gesorgt, dass sie gleich ins Waisenhaus kam. Meine Schwiegermutter hat keinen Widerstand mehr geleistet, auch nicht gegen die Übertragung der Firma auf meinen Mann und mich. Sie hat nur noch ein halbes Jahr gelebt, hinterher hat sich herausgestellt, dass sie einfach aufgehört hatte, ihre Medikamente einzunehmen. Von ihr ging keine Gefahr mehr aus. Aber Anne hatte etwas mitbekommen und sie setzte es gegen mich ein. Zum Glück hat ihr niemand geglaubt und sie wurde dann bald in die Klinik eingewiesen. Ich habe versucht, zu vergessen, was passiert war. Anfangs wurde natürlich im Ort getuschelt, aber langsam wuchs Gras über die Sache. Mit der Firma ging es steil bergauf, ich habe sehr viel gearbeitet und wir haben uns für die Gemeinde engagiert, auch finanziell. Alles war gut bis dann nach zehn Jahren Melissa wieder auftauchte."
    Einen Moment lang sah Frau Brückner versonnen vor sich hin, redete dann jedoch ohne zusätzlichen Anstoß weiter. "Sie war ja sehr schnell adoptiert worden, kein Wunder bei ihrem Aussehen. Die Menschen wollen schöne, vorzeigbare Kinder, da war meine Schwiegermutter keine Ausnahme. Man hat uns nicht gesagt, wer sie adoptiert hatte und wo sie dann lebte, man hat ja keinerlei Anspruch auf solche Informationen. Aber dann fiel der Satz, wenn sie erwachsen wäre, könnte Melissa durchaus einmal nach ihren Verwandten suchen. So bestünde die Aussicht, dass sie später noch einmal Kontakt zu uns aufnehmen würde. Diese Bemerkung hat mich all die Jahre hindurch verfolgt. Als Melissa 18 war, da ist es dann tatsächlich passiert. Sie hat sich beim Einwohnermeldeamt nach der letzten Wohnanschrift ihrer Eltern erkundigt."
    "Und wie haben Sie davon erfahren?"
    "Die zuständige Sachbearbeiterin hat mich informiert. Man hält zusammen, hier im Ort."
    Dieses Zusammenhalten traf auf bestimmte Einwohner offenbar ganz besonders zu, das
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