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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht
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dazwischen, ein Zinngefäß mit Tinte und eine kleine Laterne waren auch darauf. Im Licht seiner Fackel sah Barnaby Tinte auf der Spitze des Kiels glänzen, und seine Nackenhaare stellten sich auf. Jemand war hier unten gewesen und hatte vor Kurzem erst den Federkiel benutzt …
    Er verfluchte seine Dummheit und machte rasch einen Schritt zurück. Er blickte sich zu Lamb um und zischte ihm zu:
    »Schnell, mach dein Licht aus! Hier ist jemand.«
    Aber es war zu spät. Während er noch die Hand ausstreckte, um seine Fackel zu löschen, tauchten hinter den gestapelten Kisten und Säcken etwa ein halbes Dutzend Gestalten auf und umzingelten sie.
    »Wir nehmen die Fackeln«, sagte Thomas Joslyn, als er vortrat, die Pistole in seiner Hand auf Barnabys Herz gerichtet.
    Binnen Minuten waren Barnaby und Lamb sicher verschnürt; die Arme auf dem Rücken und die Beine an den Knöcheln gefesselt, saßen sie auf dem Boden, Schulter an Schulter, mit dem Rücken gegen einen Stapel Brandyfässer gelehnt. Voller Wut auf seine Dämlichkeit starrte Barnaby in Thomas’ selbstgefällige Miene, während er im Geiste verschiedene Fluchtpläne erwog und wieder verwarf.
    Barnaby wusste, dass Lamb dasselbe tat. Und wenn er um sein Leben kämpfen musste, dann täte er das lieber mit Lamb an seiner Seite als sonst jemandem. Er schaute sich um, erkannte Peckham, der neben dem Tisch stand, und nach einem genaueren Blick in den anderen einige von den Schlägern aus dem Ram’s Head .
    Die Lage war nicht ganz so verzweifelt, wie es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Er hatte Lamb an seiner Seite … und obwohl man ihre Taschen und den Rock nach Waffen durchsucht hatte, war das Messer in seinem Stiefel nicht gefunden worden und auch die ebenso gefährliche Klinge nicht, die, wie er wusste, Lamb bei sich trug. Die Schmuggler hätten es eigentlich besser wissen müssen, aber sie hatten nur nach Schusswaffen gesucht.
    Die Laterne auf dem Tisch wurde erneut angezündet, und Thomas setzte sich auf eine Tischecke, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Er betrachtete seine gefesselten Gefangenen und sagte:
    »Man denke sich nur, dass du mir nach all meinen sorgfältigen Plänen und fehlgeschlagenen Versuchen einfach in die Arme läufst wie … äh« – er grinste – »ein Lamm seinem Schlachter.«
    »Das bleibt abzuwarten«, erklärte Barnaby gelangweilt. »Bislang ist es dir noch nicht gelungen, mich zu töten.«
    Thomas’ Gesicht verfinsterte sich.
    »Das mag schon sein, aber ich fürchte, dieses Mal ist dein Glück aufgebraucht.« Er beugte sich vor. »Matt hätte Viscount Joslyn werden sollen«, erklärte er.
    »Sein ganzes Leben lang ist er darauf vorbereitet worden, dafür erzogen worden – es war sein Titel, aber du hast ihn ihm gestohlen.« Hass glitzerte in seinem Blick.
    »Pah! Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, muss ich an ein Schwein denken, das sich in Seide kleidet.« Seine Stimme bebte vor unterdrückten Gefühlen, und er spie ihm entgegen: »Jedes Mal, wenn ich mich verbeugen und dich ›Mylord‹ nennen musste, brannten mir die Worte wie Säure im Mund, und ich träumte von dem Tag, an dem du stirbst und Mathew seinen rechtmäßigen Platz einnimmt.«
    Ihn wachsam beobachtend fragte Barnaby: »Ach, dann hat dein Wunsch, mich tot zu sehen, nichts damit zu tun, deine Verbindung zu Nolles und seiner Bande geheim zu halten?«
    »Ich will zugeben, dein Tod löst für mich zwei Probleme mit einem Schlag«, antwortete Thomas.
    »Matt erbt den Titel und Windmere , und ich muss mir nicht länger Sorgen machen, dass du deine Nase in etwas hineinsteckst, was dich nichts angeht.« Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Dein Tod wird meine gute Tat für meinen Bruder sein – indem ich ihm gebe, was ihm von Geburt an zusteht.«
    »Gib dich da mal keiner Täuschung hin«, brummte Barnaby. »Du bringst mich nicht für Mathew um, sondern um dein einträgliches Arrangement mit Nolles zu schützen.«
    Thomas grinste. »Das mag sein. Selbst wenn Mathew die Quelle meines Reichtums entdeckt, würde er mich nicht verraten.« Einen Augenblick flackerte etwas Hässliches in Thomas’ Augen auf.
    »Nun, Simon … Simon würde mich, ohne mit der Wimper zu zucken, der Zollfahndung ausliefern.« Er wirkte nachdenklich und rieb sich das Kinn.
    »Ich fürchte, dass mein jüngerer Bruder in ein paar Monaten einen tödlichen Unfall erleiden wird.« Er lächelte Barnaby zu.
    »Sollte die Kuh, die du geheiratet hast, schwanger sein, werde ich mich natürlich
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