Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
erst um sie kümmern müssen. Es wird so eine Tragödie sein – erst du und dann deine Frau und ihr ungeborenes Kind …«
    Barnaby warf sich nach vorne, Mordlust im Blick. Thomas lachte und stand auf und trat ihm gegen den Kopf. Barnaby sah Sterne und rutschte zur Seite, er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit, die ihn zu übermannen drohte.
    Von neben sich hörte er Lamb ruhig fragen:
    »Sagen Sie, hat es Ihnen als Kind eigentlich Freude bereitet, Katzenjunge zu quälen? Oder kleine Welpen? Sicherlich muss es etwas Wehrloses gewesen sein, denn Sie sind zu sehr Feigling, um einen fairen Kampf zu suchen. Ich frage mich, ob sie wagen würden, ihn anzufassen, wenn seine Hände nicht gefesselt wären.«
    »Halten Sie Ihre Fresse!«, schrie Thomas und schlug Lamb mit der Faust ins Gesicht. Dann wandte er sich wieder zu Barnaby um und stieß ihn mit dem Fuß an.
    »Wer weiß, dass ihr hier unten seid?«
    Barnaby bekämpfte das Schwindelgefühl und rappelte sich in eine aufrechte Stellung.
    »Erwartest du von mir, dass ich dir das sage? Und wenn ich es nicht tue, was willst du dann machen?« Er grinste. »Mich töten?«
    Verärgert erwiderte Thomas:
    »Es ist ohnehin unwichtig. Bis euer Verschwinden entdeckt wird, wird es für euch beide zu spät sein.« Er verzog seine Lippen zu einem eiskalten Lächeln.
    »Wenn du dieses Mal im Ärmelkanal landest, wird es keine Rettung geben.«
    Als Cornelia und Emily nach Hause kamen, war es später Nachmittag. Ein lächelnder Tilden begrüßte sie im schwarz-weiß gefliesten Foyer; Emily reichte ihm ihre Handschuhe und fragte:
    »Mylord? Ist er hier?«
    Tilden zögerte.
    »Ich habe ihn vorhin mit Lamb zusammen gesehen, aber seitdem nicht wieder.«
    Emily lächelte.
    »Vermutlich ist er in seinem Arbeitszimmer. Oder im Dower House bei seinem Bruder. Können Sie ihn suchen und ihm sagen, dass wir zu Hause sind? Sobald meine Tante und ich uns ein wenig frisch gemacht haben, würden wir uns gerne mit ihm im Blauen Salon treffen – könnten Sie ihm das ausrichten?«
    Als sie aber ein paar Minuten später mit Cornelia in den Salon kam, fand sie ihn zu ihrer Überraschung leer vor.
    »Ich nehme an, er ist im Dower House und noch nicht wieder da«, sagte Emily und ging im Zimmer auf und ab. Sie und Cornelia waren sehr zufrieden mit der Arbeit des Nachmittags im Pfarrhaus. Sie hatte sich darauf gefreut, Barnaby zu erzählen, wie sehr seine großzügige Spende den Armen der Gegend helfen würde.
    Sie und Cornelia verbrachten eine angenehme halbe Stunde damit, das Erreichte zu besprechen sowie Pläne für die Zukunft zu schmieden, aber als immer mehr Zeit verstrich und immer noch kein Anzeichen von Barnaby zu entdecken war, begann Emily unruhig zu werden. Wo steckte er nur? Sie war noch nicht in Sorge, aber sie hatte eine ungute Vorahnung. Sie sagte sich, er werde sicher durch Geschäftliches aufgehalten, und sie plauderte mit Cornelia, aber sie lauschte die gesamte Zeit auf Geräusche, die seine Ankunft ankündigen würden.
    Cornelia entging nicht, dass Emily ihr nur mit halbem Ohr zuhörte, daher sagte sie schließlich unverblümt:
    »Läute doch nach Tilden und bitte ihn, herauszufinden, was deinen Ehemann aufhält. Und hör auf, dir Sorgen zu machen – ihm ist nichts geschehen.«
    Tilden sah etwas mitgenommen aus, als er als Antwort auf ihr Läuten an dem rosa Klingelzug in der Ecke erschien. Als Emily ihn nach Barnaby fragte, erklärte Tilden:
    »Wir können ihn nicht finden.«
    Die ungute Vorahnung steigerte sich zu Panik.
    »Was soll das heißen, Sie können ihn nicht finden?«, fragte sie in überraschend ruhigem Ton. Es geht ihm gut, sagte sie sich, ich mache mir grundlos Sorgen. Er ist hier im Haus, irgendwo.
    Tilden zog an seinem Hemdkragen und sagte:
    »Als ich ihn nicht in seinem Arbeitszimmer oder in der Bibliothek oder in sonst einem der Räume finden konnte, in denen er sich gewöhnlich aufhält, habe ich einen Lakaien zum Dower House geschickt, um dort nachzufragen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Dort ist er auch nicht.« Tilden rang fast die Hände und rief: »Wir haben überall nach ihm gesucht, aber es ist, als sei er spurlos verschwunden … und Lamb mit ihm.«
    Lamb! Wenn Lamb bei ihm war … Ihre Angst ließ nach; mit schmalen Augen fragte sie ihn: »Sie sagten, Sie hätten ihn und Lamb vor einiger Zeit gesehen … wo?«
    Tildens Miene hellte sich auf.
    »Natürlich! Sie werden noch im Weinkeller sein.« Er lachte nervös. »Mylord muss beschlossen haben, ein paar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher