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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle
Autoren: Sherry Thomas
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Gast mehr denn schon aus, wenn bereits dreißig dort waren?
    Doch zuvor musste etwas anderes erledigt werden. Am Abend würde ein Treffen stattfinden, in dem es um Edmund Douglas ging, den zurückgezogen lebenden Besitzer einer Diamantenmine, der im Verdacht stand, Diamantenhändler aus London und Antwerpen zu erpressen.
    „Wir brauchen einen besseren Weg, um in sein Haus hineinzugelangen“, erklärte gerade Lord Holbrook, Veres Kontaktmann.
    Holbrook war ein paar Jahre älter als Vere. Als Oscar Wilde noch die meistgefeierte literarische Berühmtheit war, hatte Holbrook sein dunkles Haar lang getragen und intellektuelle Langeweile gepflegt. Jetzt, da Wilde nach seiner Haft gesellschaftlich geächtet und ins Pariser Exil geflohen war, begleitete kürzeres Haar Holbrooks Ennui und eine unverhohlene Zurschaustellung eines dekadenten Nihilismus.
    Vere verhalf sich zu einem Stück Torte aus dem Savoy-Hotel. Das Gebäck war luftig, saftig und fest genug, um einen Löffel Aprikosenmarmelade zu verkraften. Holbrook hatte einen Weg gefunden, seine verschiedenen Verstecke - mehrere Häuser über den ganzen Großstadtbereich Londons verstreut - jederzeit bestens ausgestattet bereitzuhalten. So konnte man sich darauf verlassen, wann immer einer seiner Agenten darauf zurückgreifen musste, dass in den Räumlichkeiten die besten hochprozentigen Getränke und die notwendigen Voraussetzungen für einen anständigen Nachmittagstee vorzufinden waren.
    Auf der anderen Seite des kitschig möblierten Empfangssalons - dieses besondere Gebäude, hinter dem Fitzroy Square gelegen, hatte früher einmal eine Reihe Mätressen beherbergt - betupfte sich Lady Kingsley die Mundwinkel. Sie war eine gut aussehende Brünette, ungefähr im gleichen Alter wie Holbrook, die Tochter eines Baronet und Witwe eines Knight.
    Als Geheimagenten waren Frauen im Vorteil. Vere und Holbrook mussten in andere Rollen schlüpfen und sich verstellen, um nicht ernst genommen zu werden - was unverzichtbar war, wenn man sich anschickte, heikle Angelegenheiten im Auftrag der Krone zu untersuchen. Aber eine Frau, selbst eine, die so scharfsinnig und fähig war wie Lady Kingsley, wurde oft genug als unwichtig abgetan, basierend auf nicht mehr als dem Umstand ihres Geschlechts.
    „Ich habe es Ihnen ja bereits gesagt, Holbrook“, stellte sie fest. „Wir müssen Douglas’ Nichte benutzen.“
    Holbrook, lässig zurückgelehnt auf einer rotsamtenen Chaiselongue mit Goldfransen, stieß mit einem Finger gegen den neusten Fallbericht, der auf seiner Brust lag. „Ich dachte, die Nichte hat seit Jahren nicht das Haus verlassen.“
    „Exakt. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Mädchen von vierundzwanzig Jahren, längst über das Alter hinaus, in dem eine junge Dame heiraten sollte, und lebten fernab von all den Vergnügungen und dem fröhlichen Treiben angemessener Gesellschaft. Was wäre die größte Verlockung für Sie?“
    „Opium“, antwortete Holbrook.
    Vere lächelte und sagte nichts.
    „Nein. “ Lady Kingsley verdrehte die Augen. „Sie würden sich nichts sehnlicher wünschen, als heiratsfähige junge Männer zu treffen, so viele auf einmal, wie man nur unter ein Dach quetschen kann.“
    „Wo planen Sie ein Haus voller begehrenswerter Junggesellen herzubekommen, Madam?“, erkundigte sich Holbrook.
    Lady Kingsley machte eine wegwerfende Handbewegung. „Genügend männliche Lockvögel zusammenzubekommen, ist das Einfachste daran. Das eigentliche Problem besteht vielmehr darin, dass ich nicht einfach nach Highgate Court fahren kann, um ihr die Herren vorzustellen. Obwohl es schon drei Monate her ist, seitdem ich das nächstgelegene Haus gemietet habe, vermochte ich noch immer nicht ihre Bekanntschaft zu machen.“
    „Darf ich?“, Vere deutete auf den Bericht auf Holbrooks Brust. Der Ältere warf ihn in seine Richtung. Vere fing ihn auf und begann ihn durchzublättern.
    Edmund Douglas’ Besitz, in dem er seit 1877 lebte, war ein Herrenhaus, das seinen Anforderungen entsprechend erbaut worden war. Es gab Hunderte von solchen neuen Landhäusern überall im Land, von denen errichtet, die ein Vermögen erwirtschaftet hatten - das Zeitalter der
    Dampfkraft hatte zu aufblühendem Wohlstand geführt.
    Das Anwesen von Douglas wirkte recht gewöhnlich, dennoch war es eines, in das man, wie sich herausgestellt hatte, nur schwer Vordringen konnte. Ein versuchter Einbruch war nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Ein weiteres Vorgehen, nämlich die Dienerschaft zu
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