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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle
Autoren: Sherry Thomas
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Mann gelang es, seine Bosheit und seine Schlechtigkeit so gut zu verbergen, dass er seine eigenen Bediensteten zu täuschen vermochte. Im Dorf hörte man Gerüchte von Squire Lewis’ Pokneifen oder von Mrs Stevensons verwässertem Bier für ihre Diener. Aber die vorherrschende Meinung über Mr Douglas war einhellige Bewunderung für seine Geduld, die der eines Heiligen in nichts nachstand, da Mrs Douglas so gebrechlich war - und nicht ganz richtig im Kopf.
    Endlich stieg ihr Onkel in seinen geschlossenen Einspänner. Der Kutscher, in seinen Regenmantel gehüllt, ließ die Zügel schnalzen. Die Räder knirschten auf der nassen Kiesauffahrt. Elissande winkte, bis die Kutsche um die Kurve gefahren war, dann ließ sie den Arm sinken - und ihr Lächeln erstarb.
    Vere schlief am besten in einem fahrenden Zug. Es hatte Zeiten in seinem Leben gegeben, da hatte er den Schottland-Express von London nach Edinburgh genommen, aus keinem anderen Grund, als einfach nur in den Genuss von acht Stunden traumlosem Schlaf zu kommen.
    Die Reise nach Shropshire war weniger als halb so lang und beinhaltete mehrmaliges Umsteigen unterwegs.
    Aber dennoch genoss er es, vermutlich sogar mehr als irgendetwas anderes seit seinen Nickerchen auf dem Weg von London nach Gloucestershire. Dort hatte er die vergangenen beiden Wochen damit verbracht, einen Ersatzplan für eine Invasion wiederzubeschaffen, den das Auswärtige Amt irgendwie „verloren“ hatte. Eine heikle Angelegenheit, bedachte man, dass das Ziel der Operation Deutsch-Südwestafrika war - und die Beziehungen zu Deutschland waren im Moment bestenfalls als angespannt zu bezeichnen.
    Er hatte diese Aufgabe ohne auch nur den Hauch eines internationalen Skandals bewältigt. Seine Freude über seinen Erfolg war jedoch gedämpft. Er führte sein Doppelleben, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, nicht um Idioten zu retten, die nicht in der Lage waren, wichtige Akten sicher zu verwahren.
    Aber selbst wenn die Fälle seinen Hunger nach Gerechtigkeit stillten, selbst dann war die Befriedigung irgendwie schal und kurzlebig - das letzte Aufflammen von Glut, bevor sie zu Asche verbrannte -, gefolgt von einer Erschöpfung, die Wochen anhielt.
    Eine Leere, die der tiefste erholsamste Schlaf nicht auslöschen konnte.
    Die Kutsche, die Lady Kingsley ihm geschickt hatte, fuhr meilenweit durch grüne Hügellandschaften. Er konnte nicht mehr die Augen schließen, und eigentlich wollte er auch nicht über den nächsten Fall nachdenken. Tat es aber dennoch. Zugegeben, Edmund Douglas’ allgemeine Zurückgezogenheit hatte ein unüblich langes Pläneschmieden erforderlich gemacht. Aber Ermittlungen wie diese waren in seiner Laufbahn einfach weitere in einer ganzen Reihe von unorthodoxen Fällen, die die örtliche Polizei entweder nicht lösen konnte oder von denen sie gar nicht erst erfuhr.
    Er starrte aus dem Kutschenfenster. Statt abgegraster und nasser Wiesen sah er in der wieder aufgetauchten und strahlenden Nachmittagssonne eine völlig andere Landschaft: Wellen, die sich tosend an Felsen brachen, zackige Steilklippen, Moore, lilafarben von blühendem Heidekraut. Ein Pfad entlang des felsigen Abhangs erstreckte sich vor ihm; eine Hand, warm und fest, hielt seine.
    Er kannte den Weg. Er kannte die Klippen, die Moore und das Meer - die Küsten von Somerset, North Devon und Cornwall waren außerordentlich schön, und er besuchte sie, so oft er nur konnte. Die Frau hingegen, die seine Hand hielt, gab es nur in seiner Fantasie.
    Aber er war vertraut mit ihrem leichten Schritt. Genauso wenig fremd war ihm ihr robustes Wollkleid: Es raschelte leise, wenn sie ging. Was er aber nur hören konnte, wenn kein Wind wehte und der Pfad hoch oben verlief, weit weg von den sich tosend brechenden Wellen. Und er kannte die Konturen ihres Halses unter dem breitkrempigen Hut, der ihre Haut vor der Sonne schützte. Er hatte ihr oft seinen Rock um die Schultern gelegt, wenn sich ihre eigene Jacke als unzureichend gegen das kühle und unbeständige Wetter an der Küste erwies.
    Sie war eine unermüdliche Spaziergängerin, eine heiter-gelassene Freundin und in der Nacht eine zärtliche Geliebte.
    Fantasien waren wie Gefangene, weniger geneigt, eine Revolte anzuzetteln, wenn man ihnen ein vernünftiges Maß an überwachter Ertüchtigung gewährte. Daher dachte er oft an sie: Wenn er nicht schlafen konnte, wenn er zu müde war, an irgendetwas anderes zu denken, wenn er keine Lust hatte, nach Hause zu gehen, obwohl er sich
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