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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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furchteinflößende Waffen aus. Sie krallten sich in den Stein und zogen mit
einem haarsträubenden Geräusch darüber, wo sie tiefe Striemen hinterließen. Ein
lang gezogenes Stöhnen erfüllte den dunklen Ort, der auch die Männer draußen
erreichte, die trotz der ihnen auferlegten Lethargie blankes Entsetzen in sich
aufsteigen spürten.
    Eine weitere
Hand brach durch den Stein und dann gab es eine kleine Explosion, die die
Platte in ihre Bestandteile zerlegte, so dass sie in alle Richtungen davon
stoben und die beiden Zuschauer trafen, die sich davon jedoch nicht beirren
ließen. Ein grausiger Anblick bot sich ihnen. Ein lebendiges Skelett, von dem
zerlumpte Fetzen hingen, erhob sich aus dem entstandenen Krater und wandte den
Kopf mit dem schlohweißen Schopf ruckartig in Richtung des leblosen Körpers,
das verlockend nach Blut duftete. Der Unterkiefer des verwesten Kopfes klaffte
auseinander und man konnte deutlich zwei spitze Fangzähne darin entdecken. Es
fiel neben der Bewusstlosen auf die Knie und dann schoss der Kopf auf ihren
Hals zu, um sich darin zu verbeißen.
Es schien tatsächlich zu trinken und irgendwie bildete sich mit jedem Schluck,
den es nahm, eine weitere Schicht seiner Haut neu, bis man blutüberzogene
Muskelstränge und hervortretende Augäpfel, die nicht von Lidern geschützt
wurden, erkennen konnte.
Das Blut allein reichte der rasenden Bestie nicht mehr aus, sie verbiss sich
ins Fleisch und riss Stücke heraus, die es gierig herunter schlang, bis auch
das nicht mehr genügte und sie die Leiche der Frau regelrecht in ihre
Bestandteile zerriss, um die Knochen abzunagen, bis kein Stückchen ihres
jungfräulichen Fleisches mehr übrig war. Am Ende lag nur noch ein Haufen blank
genagter Knochen vor dem Mann, dessen Körper nun mit neuer Haut überzogen war,
die so blass war, dass sie im Dunkeln zu leuchten schien. Er richtete sich zu
seiner beachtlichen Größe von über zwei Metern auf und maß die Zuschauer mit
genau demselben rot glühenden Blick, den der eine von ihnen zuvor gezeigt
hatte. Er ging einen bedrohlichen Schritt auf sie zu, als wollte er sich die
nächste Portion Fleisch einverleiben.
    „Wehe dem,
der mich ruft, um mich für seine Zwecke zu missbrauchen!“, grollte er mit
tiefer Stimme, die an den Wänden der Höhle widerhallte.
Die beiden dunkel gewandeten Gestalten fielen vor ihm auf die Knie und stützten
sich auf ihren Händen auf dem staubigen Untergrund ab, um den Kopf tief vor dem
Erwachten zu beugen, bis ihre Stirn beinahe den Boden berührte.
    „Wir sind
deine ehrerbietigen Diener, mein Herr! Unser Volk musste lange nach dir suchen…
Wir erhoffen uns deine Führung. Bitte weise uns den rechten Weg.“, baten sie
unisono, wobei sich herausstellte, dass die kleinere Person eine Frau war.
    Der glühende
Blick des Auferstandenen erlosch, um einem Paar blutunterlaufener Augen Platz
zu machen, deren Pupillen beinahe den gesamten sichtbaren Augapfel einnahmen
und aussahen wie die Augen einer Schlange. Sie waren von einem schleimigen Gelb
mit einer blutroten Pupille darin.
Er suchte den Blick seines Erweckers, nachdem er über die platte Nase tief
eingeatmet hatte und einen Duft einfing, der seine hässliche Fratze mit einem
triumphierenden Ausdruck überzog.
    „Bringt mich
zu der Quelle ihrer Macht und wir werden beim nächsten vollen Mond den Triumph
der ewigen Nacht feiern.“, verkündete der Mann mit den unmenschlichen Zügen und
verließ die Höhle trotz seiner Nacktheit selbstgefälligen Schrittes, als würde
er den Weg genau kennen.
     
     
     

Vorschau
     
     
    Sonntag,
23. Dezember; früher Morgen
    „ Yiechaw !
Komm schon, du alter Sack! Früher warst du schneller!“, rief die spöttisch
lachende Frau, die auf einem riesigen schwarzen Hengst in einem Tempo zwischen
den Bäumen des dichten Waldes hindurch ritt, dass man fürchten musste, sie
würde gleich gegen einen der dicken Stämme knallen und sich dabei alle Knochen
auf einmal brechen.
    „Du kleines
Biest! Wenn dein Priester hier wäre, dann würde er dir den Mund mit Seife
auswaschen!“, rief ihr der Mann mit dem schwarzen Stetson etwas verbissen
hinterher, der sich tief über den Rücken eines schnellen Braunen beugte und
hoffte, die Bäume würden von selbst zur Seite springen, sollte er einem von
ihnen zu nahe kommen.
Die Frau lachte schallend auf, als hätte sie jedes Wort von ihm verstanden,
obwohl sie mehrere Längen Vorsprung hatte. Sie riss dann die Zügel scharf
herum, so dass das Biest, auf dem
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